Hallo,
Detlef hat mir deutlich gemacht, dass die Schilderung von ein paar Erfahrungen wohl notwendig ist, damit ich in meinen Äußerungen nicht falsch verstanden werde.
Konkrete Zukunftserfahrungen setze ich in gesonderte Beiträge. Genauso notwendig ist es wohl auch, dass ich ein wenig von meinem persönlichen Hintergrund erzähle. Das will ich hiermit tun. Allerdings kann ich nur einen kleinen, leicht erzählbaren Teil dessen aufführen, was ich z. T. tagtäglich über Jahre in unterschiedlichsten Konstellationen/Variationen erlebt habe. Über all die Zeit hatte ich die Möglichkeit, Erlebnisse zu untersuchen, Ergebnisse abzuleiten, diese wieder zu überprüfen und notfalls auch zu korrigieren, wenn neue Erfahrungen auftraten, die dies verlangten.
Ausgangslage
Das Tankstellenlicht
Damals wie heute glaubt mir kaum jemand, wenn ich meine Erlebnisse schildere. So sah ich als Kind schon zukünftige Ereignisse, die meist am nächsten Tag eintraten, in Träumen voraus. Immer wenn ich meine Eltern darüber informierte, dass ich eine sich gerade ereignende Situation schon kannte, erklärten sie mir, dass sie das auch so manchmal hätten. Es folgte eine Erklärung von Déjà-Vus: man denkt im Augenblick, wo etwas passiert, dass man es schon einmal gesehen habe. Aber die Zukunft voraussagen könne man damit nicht. Das sei nicht möglich.
Als ich etwa 8 oder 9 Jahre alt war, sind wir mit einem neuen Auto nach Spanien gefahren. Bei einem Ausflug in die Pyrenäen erinnerte ich mich deutlich daran, die Tankleuchte im Traum in der Nacht zuvor dunkel lila-rötlich leuchten gesehen zu haben. Ich flüsterte dies meinem Bruder ins Ohr. Er wiegelte genervt ab. Ich würde eh nur spinnen.
Wenig später schaltete sich das Tankstellenlicht ein und leuchte gelb-orange. Während meine Eltern nach einer Tankstelle suchten und langsam Verzweiflung bei ihnen beim Gedanken ans Abschleppen oder Loslaufen mit einem Tankkanister ausbrach, verfärbte sich das Licht der kleinen Zapfsäule in den Armaturen rötlich-lila. Exakt wie im Traum. So einen niedrigen Benzinstand hatten wir in all den Jahren nicht wieder erreicht. Die „Sichtung“ der kleinen rot-lilanen Zapfsäule blieb einmalig.
Triumphierend zeigte ich das meinem Bruder. Ich habe nicht blöd rumgesponnen, und ich konnte es diesmal beweisen! - Und wieder wurde ich entnervt von ihm beiseite gestoßen. Kein Interesse. So blieb ich mit meinen seltsamen Erfahrungen allein.
Schlafstarre als Kind
Eine wichtige andere Erfahrung, die in meiner Kindheit niemand verstanden hat, ist die Schlafparalyse: Es hat mich damals schon zur Verzweiflung gebracht, wenn ich im Bett lag und wach war, jedoch meine Augen nicht oder nur zu einem schmalen Spalt öffnen konnte. Ich konnte hören, was um mich herum geschah. Aber ich konnte mich ansonsten weder bewegen, noch um Hilfe rufen. Ich konnte nicht einmal die langsame und flache Atmung, wie sie dem Schlaf eigen ist, beschleunigen.
Als ich irgendwann in meiner Verzweiflung meinen Vater um Rat fragte („Ich kann manchmal morgens meine Augen nicht aufmachen!“), erklärte er es damit, dass meine Augen „vom Schlaf verklebt“ seien. Ich solle morgens darauf achten, meine Augen dann richtig zu waschen.
Das hatte mit meinen Erlebnissen überhaupt nichts zu tun. Aber als Kind konnte ich das alles noch gar nicht richtig ausdrücken. So blieb wieder die Erkenntnis, dass mir niemand damit helfen konnte, und ich allein war.
Schlafstarre in der Jugend
So blieb diese Schlafstarre über Jahre Bestandteil meines Nachtschlafs. Ich habe im Zuge des Heranwachsens herausgefunden, dass sie sehr selten bis gar nicht auftritt, wenn ich übermüdet ins Bett gehe. Sehr häufig tritt sie auf, wenn ich über 6 Stunden Nachtschlaf hatte und von da an weiterschlafe oder einen Mittagsschlaf mache. Sie kündigte sich über eindrückliche innere Empfindungen an. Häufig war ein Rauschen, Dröhnen, Pfeifen zu vernehmen. Gefühlsmäßig rutschte ich mit einem großen Gewicht immer tiefer ins Bett hinein. Ich wurde wie zusammengequetscht und durch einen Abfluss gezogen.
Wenn die Schlafstarre dann da war, blieb es grausam. Nicht nur wegen der Bewegungslosigkeit. Da ich mich in einem schlafnahen Zustand befand, bei dem die körperlichen Sinne zurücktraten, waren auch Gedanken und Fantasien sehr real. Ich „hörte“ um mich herum Wesen reden, herumlaufen, oder auch nur seltsame Geräusche. Manchmal hatte ich auch das Gefühl, mich würde jemand anfassen, obwohl ich genau wusste, dass ich allein war. Dann wehrte ich mich solange innerlich, bis ich wach wurde. Jedenfalls dachte ich das. Und musste feststellen, dass es ein falsches Erwachen war und immernoch in mir gefangen war. Und die unangenehmen Halluzinationen waren immer noch da.
Erste Gehversuche
An einem frühen Morgen, es war noch dunkel, konnte ich auf einmal meine Zehen in diesem Zustand bewegen. Dann falsches Aufwachen.
Wieder konnte ich die Zehen bewegen, aber auch die Fingerspitzen. Falsches Aufwachen, falsches Aufwachen, falsches Aufwachen.
Ich lag immernoch im Bett, war immernoch in mir selbst gefangen. Jedes mal, wenn ich dachte, ich sei erwacht, stellte ich mit Schrecken fest, dass ich immernoch in „dem Zustand“ gefangen war. Würde ich überhaupt jemals wieder wach werden? War ich inzwischen schon einer jener Komapatienten geworden, die beatmet im Krankenhaus liegen? Solche Gedanken hatte ich!
Mittlerweile konnte ich große Teile meines Körpers wenigstens anteilig bewegen. Mit einem gezielten Kraftakt rollte ich mich aus meinem Bett und fiel auf den Boden. Meine Sinne waren immernoch seltsam benebelt. Es war ein ganz sonderbarer Zustand, den ich nicht abschütteln konnte. Ich dachte, wenn ich nun zu meiner Mutter ins Schlafzimmer krieche, würde sie mich „als Schlafwandler“ finden und wachschütteln können.
Bleiern schwer erhob ich meinen Körper vom Boden und kroch mühsam auf allen Vieren in den Flur. Das Licht ließ sich nicht einschalten, alles war furchtbar unheimlich. Im Zustand tiefster Verzweiflung stand da im Flur meine Mutter vor mir, aufrecht und hell strahlend. Rettung!
Verständnisvoll erklärte sie: „Was du erlebst, hatte ich auch früher. Und du wirst es noch eine lange Zeit haben.“ Ich war erschüttert! Das alles sollte noch lange anhalten? Ich würde es zunächst einmal nicht los?
Ich erwachte. Dieses mal real.
Heute glaube ich, dass das nicht meine Mutter war, sondern irgendjemand anderes, den ich als sie gesehen habe. Sie hat an so etwas auch keine Erinnerung. Auch meine seltsamen Erlebnisse in der Schlafstarre sind ihr aus ihrem Erleben unbekannt.
Aus Schlafstarre werden außerkörperliche Erfahrungen
Etwa von dieser Zeit an lernte ich, meine Erlebnisse zu nutzen. Scheinbar konnte ich mich ja doch auf eine seltsame Art und Weise bewegen. Stück für Stück lernte ich diesen „neuen Körper“ kennen. Ich lernte, dass er (obwohl er so aussieht) keine Knochen und Muskeln hat, die man reflektorisch bewegt. Alles geht über die Willenskraft.
Ich wollte entdecken, was alles möglich ist und habe begonnen, die Ereignisse durch Mittagsschlaf oder ein leichtes Einnicken am frühen Morgen zu provozieren.
Dabei habe ich festgestellt, dass ich Freunde und Bekannte besuchen konnte, wenn ich das nur wollte. Später habe ich sehr engen Vertrauten davon erzählt, wie ich sie besucht habe und habe von manchen erstaunte Blicke erhalten: meine Schilderungen beinhalteten Informationen, die ich nach aller Logik nicht wissen konnte. Den Meisten war das allerdings egal. Sie lehnten es, trotz aller Deutlichkeit, ab, sich tiefer damit zu befassen. Zufall. Oder eh nicht erklärbar. Einige andere bekamen Angst vor mir.
Mit der Zeit traten die Erlebnisse auch immer häufiger aus dem Schlaf heraus spontan auf, ohne den Vorlauf der Schlafstarre.
Aus den Augen eines anderen: Vergessener Schlüssel
Die „besonderen“ Erlebnisse wurden fast alltäglich und ich lernte, sie in mein Leben einzubauen. An einem Morgen, ich wohnte da nur noch mit meiner Mutter zusammen, „träumte“ ich aus ihrer Perspektive, dass meine Mutter unterwegs war und gerade feststellte, dass sie keinen Schlüssel hatte. Sie beschloss, zur Wohnung zurückzukehren, wie ich aus ihren Gedanken wahrnehmen konnte.
Theoretisch hätte ich mich schon auf dem Weg zum Bahnhof machen müssen. Aber als Student brauchte ich das nicht so eng sehen Und wartete. Bis sie tatsächlich klingelte und erfreut feststellte, dass ich noch zuhaus war und ihr öffnete, obwohl sie eigentlich davon ausging, dass ich ja schon längst zur Uni gefahren war.
Aus den Augen eines anderen: Besuch bei einer Freundin
Zu einer anderen Gelegenheit war ich (ich hatte mich gerade wieder zu einem Versuch hingelegt) plötzlich als Beobachter direkt in ihr drin, d. h. ich sah, was sie sah, hörte was sie hörte und nahm auch ihre Gedanken und Gefühle aus erster Hand wahr. Auch die „Ich-Identifikation“ hatte ich anteilig übernommen. So stand „ich“ also vor zwei Häusern. Ich hatte gerade an einer falschen Haustür geklingelt und korrigierte mich gedanklich, dass es also das linke Haus sein muss. Als ich dort klingelte, öffnete eine Frau, die gerade telefonierte. Sie bat meine Mutter herein und ging ins „Wohnzimmer“. Dann beendete sie das Gespräch und legte den Hörer neben eine Musikanlage, die im Wohnzimmer stand und begann die Unterhaltung mit meiner Mutter. Da verblasste die Erfahrung und ich war wieder bei mir zu Hause.
Am Abend darauf berichtete ich meiner Mutter davon. Es spielte sich genauso ab, wie von mir gesehen.
Monate später war ich kurz zu Gast in diesem Haus und erkannte es sofort wieder. Es gab minimale Abweichungen, aber Raumaufteilung, Größe und Art und Position der Einrichtung stimmten.
Diese minimalen Abweichungen waren mir bekannt: nicht alles, was ich sah, stimmte zu 100 % mit der tatsächlichen Realität überein. Dennoch war ein überwältigend großer Teil des Gesehenen so exakt, dass es keinen Zweifel am Erlebten geben konnte.
Wie es heute ist
Heute führe ich solche Erlebnisse nur noch selten bewusst herbei. Es ist von meinem Zeitplan her auch kaum noch möglich. Wenn sich die Erlebnisse spontan ergeben, nehme ich sie an.
So träumte ich beispielsweise einmal von einer Patientin, die ich im Krankenhaus betreute. Ihr ging es eine Zeit lang schlecht, aber sie hatte sich für alle unerwartet sehr gut erholt.
Ich befand mich in der Erfahrung auf einmal aus dem Schlaf heraus auf dem Flur der Station und schritt diesen ab. Alle Türen waren verschlossen und mit Bändern abgesperrt. Bis auf die vorletzte (das Zimmer neben dem Zimmer der betroffenen Patientin). Dort lag die Patientin mitten auf dem Boden. Aus einem Hilfsreflex heraus wollte ich ihr aufhelfen, aber sie wehrte sich und wirkte wie benebelt.
Als ich wach wurde, vermutete ich auf Grund meiner bisherigen Erlebnisse über die Jahre, dass sie verstorben war und es sich um ihre „Seele“ handelte, die dies noch nicht verstanden hatte. Da ich ein langes Wochenende hatte, konnte ich erst einige Tage später bei einer Kollegin nachfragen, was aus der betreffenden Patientin geworden sei. War sie schon entlassen? - Nein, sie sei eines Nachts aus dem Bett geklettert, frontal aufs Gesicht gestürzt und tot auf dem Boden vorgefunden worden.