Hallo!
Deine Frage richtete sich nach dem Angriff Rußlands auf die Türkei.
Davon steht in den von Dir genannten Quellen tatsächlich kaum etwas.
Wir haben zunächst mal in den älteren Quellen, wahrscheinlich eine fixe Idee als Reaktion auf die Eroberung Konstantinopels 1453: Die Türken werden aus Europa vertrieben, Konstantinopel wieder christlich. Bei Ludovico Rocco werden sie in Afrika angesiedelt. Das kann man vermutlich als Wunschvorstellung in der Pfeife rauchen.
Unter Umständen ist auch der "russisch-türkische Krieg" bei Antonius von Aachen (dort nach dem Feldzug in Europa!) ein Nachklang dieser Idee.
Genauso wie Jahennys Aussagen, der ein jenseitiger Geist, der in Prophezeiungen bewandert war, erzählte: "In Rußland und in der Türkei - die Worte sind so geschrieben, wie ich sie ausspreche - wird das Blut während vierundfünfzig Tagen in Strömen fliesen, ohne Unterbruch, tagsüber und in der Nacht. Mehrere der beiden vermischten Gruppen werden entweichen."
Zudem ist in den Volkssagen oft von den Türken am Rhein die Rede (statt der Russen). "Türken" stet da aber nur als anderes Wort für "Ostvölker".
Bei Ewald haben wir: "Die Türkei stößt über Griechenland und Jugoslawien nach Albanien vor."
Dem Ewald traue ich aber nicht rundum, da er sich allzu viel eingebildet, aus verschiedenen Quellen zusammengeschustert und dann mit subjektiver Sicherheit als richtig geglaubt und weitererzählt hat.
Rill sagte: "Die kriegsführenden Staaten seinen Rußland gegen Türkei, Deutschland, Polen und Frankreich. England und Amerika seien mit sich selbst beschäftigt."
Daraus geht aber nur hervor, daß die Türkei irgendwie involviert ist.
Interessanter ist schon Guerrero:
"Vor dem Kommen der Russen gab es ein Problem mit der Türkei. Alle haben mitgemacht, nur wir nicht, wurde gesagt. Die Sache mit der Türkei war im Dezember. 3 Wochen später kamen dann die Russen..."
Danach beginnt die Besetzung.
Auch aus dieser Aussage geht nicht hervor, daß die Russen in die Türkei einmarschierten.
Denkbar wäre auch eine inntertürkische Querele, die zu Unruhen in diesem Land führt. Deutschland könnte sich in diesem Fall einem vom Westen entsandten Kontingent zur Friedenssicherung enthalten, zum einen wegen des türkischen Bevölkerungsanteils in Deutschland, zum anderen wegen des Anteils türkischstämmiger Soldeten in der Bundeswehr. Wenn es gegen die Türkei geht, brechen hierzulande ethnische Bruchlinien auf. Zur "Friedenssicherung" entsenden die Russen dann Truppen nach Deutschland, ganz ohne in die Türkei einmarschieren zu müssen.
Für diese Variante spricht eine andere Schau Guerreros:
"In einem Erlebnis sah ich Mannschaftstransporter mit fremden Männern
durch ein mir bekanntes Dorf fahren. Es war ein kühler Tag. Es
könnte Winter gewesen sein. Es war eine Art paramilitärische Truppe.
Die Leute am Straßenrand hatten keine Angst, aber ein ungutes Gefühl.
Es waren Türken, wurde mir gesagt. Sie fuhren nach Nord-Westen.
Richtung Ruhrgebiet, Frankfurt."
=> Eine Bürgerkriegsszene aus Deutschland!
Der Waldviertler ist sich indessen nicht sicher, was er überhaupt gesehen hat:
"Worüber ich zum Beispiel bisher kaum Klarheit finden konnte, das ist die Frage, wie weit manche Ereignisse von hier entfernt sind. Worum es bei dem Krieg
in Südosteuropa geht. Wer daran beteiligt ist. Es ist ein Gewirr. Er beginnt in der Nähe der Adria und endet in der Türkei. Dabei werden die ersten größeren A-Waffen eingesetzt."
"Der erwähnte Krieg am Mittelmeer fand noch nicht statt. Er erfolgt im Gebiet Albanien - Türkei. Die Verlierer sind die östlichen Verbände."
Stark in Frage kommt die Überlegung, ob der Waldviertler überhaupt nichts kriegerisches dort gesehen hat, sondern nur Impakte für Atombomben hielt.
Einen Hinweis auf einen Einmarsch haben wir nur bei Johansson:
„Persien und die Türkei werden – vermutlich von russischen Truppen –
erobert und gehen ihrer Ölquellen und Reichtümer verlustig. Anton hörte:
‚Die Türkei soll sich zu Christus bekehren, wenn sie nicht aus der
Zahl der freien Nationen ausgelöscht werden will.’ Dieses ist noch nicht
geschehen und der Krieg steht vor der Tür.“
Es ist denkbar, daß dieses Ereignis mit Guerreros Türkeissache in Zusammenhang steht, vorausgesetzt, Johansson hat richtig gesehen oder vielmehr die Aussagen wurden richtig dokumentiert, was nicht allzu wahrscheinlich ist.
Und die Stieglitz ist eine völlig unglaubwürdige Quelle. Nicht nur, daß die Herkunft des Textes im Dunkeln liegt... Ein schlichtes Mütterchen, das für die Armen kocht und nebenbei im militärischen Duktus über Flankenangriffe und Breitspurbahnen philosophiert?
Der Text ist zweifelsohne fingiert, wobei sich jemand mit Prophezeiungskenntnis von der Situation im kalten Krieg ausgehend etwas gedacht hat.
Man kann daraus nicht beliebige Informationen übernehmen, wenn sie einem passend erscheinen, mit dem Argument, im Text könne sicher auch richtiges stehen. Der "Reinlichkeit" wegen muß er komplett in die Tonne.
Gruß
Taurec
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„Es lebe unser heiliges Deutschland!“
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„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“