Hallo!
Wie du ja weißt, gibt es nur Schauungen über Ereignisse, die in der Zukunft bereits geschehen sein werden. Weil wären sie in der Zukunft nicht bereits geschehen, dann könnten sie ja nicht geschaut werden. Ist es aber absolut ausgeschlossen, daß es Ereignisse wie die Wiederkehr Christi geben kann, wieso konnte das dann geschaut werden???
Ich gehe davon aus, daß die Wiederkehr Christi nicht gesehen wurde. Dabei handelt es sich um eine religiöse Idee, die dem Weltgefühl der palästinensischen Urchristen im ersten Jahrhundert entsprang. Diese haben den Gedanken in die Welt gesetzt als Abwandlung des Messiasglaubens der Juden, zu denen sie ja kulturell selbst gehörten.
Aber ob dir und Baldur der Inhalt einer Schau gefällt oder nicht, das ist kein valides Kriterium!
Ich bestreite, daß es sich dabei um Schauungen in unserem Sinne handelt. Die Jesus-Wiederkehr-Geschichte gehört zur "großen Erzählung" dieser (der nahöstlichen magischen) Kultur, deren seelische Verfassung kein selbstbewußtes Ich kennt, das eigenverantwortlich in einer unendlichen Welt handelt und quasi ständig mit dem Willen Gottes hadert. Für "die" ist die Welt ein abgeschlossener Schöpfungsplan, ein Weltdrama, das in der Erlösung der in der Welt befindlichen Gläubigen durch den Messias gipfelt, nachdem das Böse besiegt wurde.
Ein solches Abwarten, daß alles gut wird, ist eigentlich gar nicht abendländisch oder ist es bestenfalls als Verfallserscheinung.
Die Erwartung der Wiederkehr Jesu entsprang nicht Schauungen, sondern einer Forderung des Lebensgefühls des nahöstlichen Menschen. Es gehört dem Lebensgefühl nach nicht zu unserer Kultur, wurde aber als schriftliches Relikt mitübernommen und durchgeschleppt. Unserem seelischen veranlagten Bild der Geschichte widerspricht es völlig und muß auch hinsichtlich seines tieferen Gehalts (der deswegen nicht per se richtig ist) unverständlich bleiben.
Das Wesentliche aber: Messiasankündigungen sind keine Schauungen, keine präkognitiven Wahrnehmungen der Zukunft, sondern ein Mythos, der ein für uns fremdes Weltgefühl bestätigt. Es ist der Urmythos einer fremden Kultur.
Wer nicht den ganzen Spengler lesen will, kann sich mit diesem Vortrag des Orientalisten Carl Heinrich Becker über Spenglers magische Kultur und darin insbesondere mit den Seiten 258 (unten) bis 261 (oben) begnügen.
Interessant ist darin übrigens auch die Feststellung, daß der Islam Ergebnis eines Ringes, eines Befreiungskampfs der magischen Kultur gegen die Überprägung durch Europa/die Spätantike war. Ein hauptsächlicher Sinn und Zweck des Islams erfüllt sich darin, die magische Seele von anderen Kulturkreisen abzugrenzen und ihr eine eigene Form zu geben. Gerade den Islam versuchen die Wahnsinnigen in Europa zu integrieren und bringen uns damit selbst an den Rand der Vernichtung!
Wenn man sich die Schauung von Olav Rodge, Norwegen 1952 (wurde im Prophezeiungsforum ein paarmal verlinkt, ich kann dir auch die pdf zuschicken) ansieht, dann findet man keine Hinweise auf eine Fälschung. Ganz im Gegenteil, es gibt keine Jahresangabe, Olav Rodge war schon so alt, daß er kaum noch einen Vorteil aus einer tollen Geschichte hätte ziehen können, scheint auch keineswegs zu erwarten, die Entrückung, von der er berichtet, mitzuerleben und legt sich auch noch mit seinen Kollegen an, indem er behauptet, die würden die Bibel nicht verstehen. Darüber hinaus gibt es Bestätigungen in anderen Schauungen.
Du meinst wohl das hier:
https://schauungen.de/archive/forum53379/messages/92546.htm
Die Frage ist: Ist Olav Rodge wirklich authentisch und glaubwürdig oder produziert er lediglich das Bild des bescheidenen Priesters, dem eine göttliche Offenbarung zuteil wurde, der aber insgeheim damit seine eigenen Interessen (Weiterführung der "großen Erzählung") verfolgt?
Der Text weckt sehr starke Zweifel an der Echtheit der angeblichen Offenbarung. Er erzählt tatsächlich die Geschichte der Entrückung, als ob es sich um einen Roman handelte, beginnt im Hause einer Familie André und bedient sich einer Sprache, die mich an den gefälschten Joe Brandt mit seinem Kalifornienderdbeben erinnert. Diese "letzte Posaune" ist meines Erachtens keine Schauung, sondern rein literarisch. Besonders deutlich wird es, wenn er z. B. die Gedanken Frau Andrés in allen Details schildert und ihre Gefühle aus der Sicht eines außenstehenden Erzählers berichtet.
"Auch die Ehefrau von Herrn André beginnt zu grübeln und an Gott die Frage zu stellen: »Was ist das, was da geschieht? O lieber Gott und Vater, hilf mir zu verstehen!« Entschlossen steht sie auf und geht zur Türe. Sehr beunruhigt schaut sie auf die Straße, die um diese Zeit sonst immer ein Ort der Ruhe war."
Er soll also gesehen haben, daß die Frau innerlich entschlossen und beunruhigt ist, was sie sich denkt und vor allem, was auf der Straße sonst, also außerhalb der Szene, los ist?
Das ist keine Schau, sondern eine Kurzgeschichte! Um das zu verwechseln müßte man vom Thema eigentlich noch ziemlich unbeleckt sein oder religiös voreingenommen, so daß man den Text um der frohen Botschaft willen glauben will.
=>
https://schauungen.de/wiki/index.php?title=Eine_Frau_aus_Schweden_und_ihr_Schwiegervater
(von dir anscheinend noch nicht bewertet) bringt die Entrückung in Zusammenhang mit dem Krieg in Schweden. Das würde natürlich erklären, warum ein Norweger die Schauung hatte. Aber die Frau lebt ja in Schweden, also kann sie leicht die Schauung von Olav Rodge gekannt haben.
Die habe ich als "verdächtig / unglaubwürdig / verfälscht / religiös geprägt" bewertet und das sind sie auch. Die Grundlage der christlichen Endzeitmythologie ist deutlich erkennbar.
http://www.mcreveil.org/Temoignage/German_Visions.htm
Ebenfalls sehr zweifelhaft.
Ich halte solche Texte, die schon in Stil und Duktus sich deutlich von Schauungsberichten z. B. der Leute hier im Forum unterscheiden, für entweder komplette Fälschungen oder sehr verzwickte Einbildungen von Leuten, die sich mit religiöser Inbrunst selbst etwas vormachen. Möglicherweise wird ihnen auch von Geistesgenossen (in ihrerseits gläubiger Überzeugung) auf der anderen Seite etwas vorgespiegelt, um die religiöse Erzählung am Laufen zu halten. Das scheint ein selbstreflektiver Vorgang innerhalb der religiösen Gruppe zu sein.
Daß Jesus und Maria persönlich in Visionen erscheinen und sich äußern, ist zumindest äußerst unwahrscheinlich.
Man beachte, daß es einen Teil über die absolute Machtlosigkeit Marias gibt und in einem weiterem Teil sogar Jesus Christus zugibt, manches nicht tun zu können. Das widerspricht dem üblichen Muster christlicher Texte!!!
Einer kirchlichen Prüfung würde das wohl gereichen, die Botschaft als unglaubwürdig zu klassifizieren und die Anerkennung zu verweigern.
Allein dem Muster christlicher Texte entspricht schon, daß Jesus und Maria überhaupt thematisiert werden, gleich welche persönlichen, vom christlichen Konsens abweichenden Glaubensauffassungen damit verbunden werden. Das zeigt, daß hier nicht präkognitiv gesehen, sondern eine Religion fortgesponnen wird.
Natürlich ist die Welt danach noch da.
Eben. In der magischen Kultur, der diese Vorstellung eigentlich entstammt, ist die Welt danach nicht mehr da, weil sie fertig ist, in jeder Hinsicht abgeschlossen.
Weil das einem faustischen Menschen absurd erscheinen muß, in ihm mithin sogar einen mehr oder minder bewußt gefühlten Widerwillen erregt, biegt er sich diese endzeitlichen Elemente auf das eigene Weltgefühl zurecht. Man ist ja gezwungen, es zu glauben, weil man die Religion als Komplettpaket gekauft hat.
Demnach könnten Entrückungen also zyklisch wiederkehrende Ereignisse sein.
Ich halte sie eher für ein beständig eingebildetes Ereignis. Die Motive Jesu Wiederkehr, Erlösung, Entrückung usw. sind aus dem nahöstlichen Christentum übernommen und werden nun schlicht geglaubt um des Glaubens Willen. Der europäische Geist macht daraus ein banales diesseitiges Ereignis, weil er die Symbolik der Offenbarung, die Bedeutung, welche sie für die Menschengruppe hatte, für die sie eigentlich bestimmt war, nicht begreifen kann.
Das ganze abendländische Christentum krankt daran, daß seine Grundlage aus Material besteht, das nicht für uns geschaffen ist und in vielen Punkten mehr oder weniger absurd erscheint, bzw. im Widerspruch zu faustischer Welterkenntnis steht. Der Kampf der Kirche gegen kritische Geister, schon lange bevor der moderne Rationalismus das ganze Gebäude zurecht umgestürzt hat, gibt Zeugnis dafür. Will man sich dem Christentum hinsichtlich einer Renaissance wieder annähern, führt wohl kein Weg daran vorbei, die Schriften und Dogmen als nebensächlich zu betrachten und sich anzusehen, was wir Abendländer durch systematisches Falschverstehen, aber als gelebten Glauben (nicht intellektuell reflektierten) und Spiegelbild unserer Seele selbst daraus gemacht haben.
Das erfordert jedoch einiges an Gehirnakrobatik [...]
Allerdings.
Übrigens, kennst du den Dokumentarfilm „Der schleichende Tod am Golf“? (Lief irgendwann Anfang des Jahres auf Phoenix.)
Nein, kenne ich nicht. Auf die Schnelle habe ich auch nichts dazu gefunden. Sicher, daß der Titel stimmt?
Gruß
Taurec
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„Es lebe unser heiliges Deutschland!“
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„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“