Ellerhorst, Irl- und Adlmaier (Schauungen & Prophezeiungen)

Sagitta, Dienstag, 04.07.2017, 00:04 (vor 2506 Tagen) @ randomizer (2152 Aufrufe)

Hallo, werter Randomizer,

was bitte wäre Ellerhorst 1950? Meines Wissens kam die erste Veröffentlichung (Buch ...) im Jahr 1951. Und möglicherweise gar nicht mehr ganz von ihm selbst, sondern aus den Materialien seines Nachlasses herausgegeben von Heinrich Armand.

Und wenn BB gegen Irlmaier herzieht, er habe die Hörner am Rhein von Ellerhorst geklaut, so ist auch das nicht sehr treffend. Denn diese Formulierung taucht spät (und sehr isoliert) bei Adlmaier auf und steht im Verdacht, von eben demselben formuliert worden zu sein. Denn Irlmaier hat den "Rhein" in zeitlich davorliegenden Aussagen stets nur mit den Russen ebenda (vor allem bei Köln) in Zusammenhang gebracht. Eher könnte man da an eine militärische Einkreisung denken, als an den Islam und anbrechende Welt-(religions-)Friedenszeiten.

Dich beschäftigt die Frage eines Zusammenhanges von Stoffler und Feldpostbriefen, v.a. ob hinter beiden ein 'prophetischer Elsässer' steckt. Meines Erachtens gibt es nicht wirklich echte inhaltliche Gemeinsamkeiten, die das begründen könnten.

Die Odilienprophezeiung redet fast ausschließlich von einem Krieg. Stoffler wollte sie 1915 offenbar schon veröffentlichen, erhielt aber zunächst keine Genehmigung dafür. *) Der Leser zu seiner Zeit mochte den Text dann auf den aktuellen Krieg von 1916 beziehen. Aber da passt einiges nicht so gut. Es könnte vielleicht auch der Zweite Weltkrieg - von 1916 aus gesehen also eben irgendein weiterer Krieg in der Zukunft sein. Aber wollte Stoffler seine Leser so weit vorausdenken lassen? Aus der heutigen Rückschau passt aber auch in diesem Falle die Sache nicht wirklich, und so mag ein Leser ab den 1950ern auch an einen Krieg in der Zukunft denken. Doch auch das bringt nicht viel, nur unspezifische Allgemeinplätze.

Übrigens ist auch die Behandlung des 'Antichrist' bei Stoffler eine andere als in den Feldpostbriefen. Stoffler plaziert ihn in eine sehr, sehr ferne Zukunft, lange nach dem berühmten Frieden, der dem großen Odilien-Krieg folgen soll. In den Feldpostbriefen ist der Antichrist dagegen eingeschoben, fast möchte man sagen 'hineingedruckst'.

Die einzige und vielleicht interessanteste Gemeinsamkeit ist die Dauer des Odilienkrieges. Man könnte bei großzügiger Rechnung auf 4 bis 5 Jahre kommen - und das würde jenem Zeitraum entsprechen, der vom Elsässer für den Ersten Weltkrieg genannt wird. Das ist bemerkenswert (und der Titel der Prophezeiung von Stoffler hatte das Kriegsende im Focus!). Doch war's dann auch schon.

Ich habe über diese Thematik bereits ausführlicher geschrieben und bleibe bei meiner Meinung, dass die Odilie (zumindest für praktische Belange) völlig wertlos ist. Es sind allenfalls literaturkritische Fragen, die sie aufwirft. Durch sie eine Stütze für den Elsässer zu bekommen, halte ich allerdings für eine Unmöglichkeit.

https://schauungen.de/forum/index.php?id=29792

Eher würde ich wagen zu behaupten, dass der Elsässer eine Fiktion ist, die jemand bei Stofflers Odilie einhaken möchte. Als die Feldpostbriefe erstmals veröffentlicht wurden, war die Odilie schon bekannt ... - beide stehen nicht inhaltlich miteinander in Beziehung sondern von ihrer Herausgeberschaft her. Es sind dieselben Kreise.

MfG, Sagitta

*) Nostradamus s'en va-t-en guerre: 1914-1918, von Jean-Yves Le Naour (2008) Anm. 218/220


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