Östlich von Köln?
Hallo,
bin krankheitsbedingt noch etwas angeschlagen und habe mit Kopfschmerzen die Nacht über irgendwelche Youtube-Videos über Essen (was ich seit Tagen nicht kann) und Speedruns von Konsolenspielen geguckt. Nachrichten habe ich schon länger nicht mehr verfolgt, weil ich gerade sehr persönliche und dringendere Herausforderungen in meinem Leben habe, die meine Aufmerksamkeit brauchen.
Als gerade ein Film zu Speedruns zu Super Mario 64 lief, bin ich aufgestanden und ins Bad gegangen. Dabei habe ich gemerkt, dass mein ganzer Körper von außen kribbelt und knistert; als wenn man am ganzen Körper Gänsehaut bekommt oder wenn wieder Blut in einen Körperteil fließt, der eingeschlafen war. Das war so intensiv, dass ich eine kurze Realitätsüberprüfung gemacht habe: und wirklich, es war sehr subtil, aber es waren Abweichungen da, die nur mit falschem Aufwachen zu erklären waren.
Ich habe gemerkt, dass mein Körper wegen dem lauten Video nun richtig aufwachen wollte. Die ganze Zeit habe ich auch den Filmkommentar gehört. Mit etwas Konzentration und Willen, den Zustand zu halten, konnte ich den dann auch festigen und bin raus, auf die Straße.
Draußen war es unaufgeregt einsam und dunkel. Weil es einige wenige Male geklappt hatte, habe ich um geistige Führung gebeten. Um irgendeinen Hinweis, wie ich mich nun persönlich am besten ausrichten solle; wie ich meine nicht unnennenswerten beruflichen und privaten Herausforderungen gerade am besten bewältige. Da kam dann aber nichts. Nur der aus meinem Körper wiederhallende Kommentar vom laufenden Film lief, den ich versuchte weiter auszublenden.
Also habe ich beschlossen, ein paar Flugübungen zu machen. Ich war etwas eingerostet, aber nach ein paar Versuchen habe ich mich erhoben und fand ein Licht am Horizont. Licht ist für mich immer ein gutes Zeichen, auf das ich mich ausrichte. Es verkörpert oft mehr Bewusstsein, Klarheit und oft auch Verbindung zu anderen Wesen/Menschen/Bewusstsein. Was definitiv vielversprechender ist als eine leere, dunkle Straße.
Je näher ich kam, desto mehr merkte ich, dass das kein schönes Sonnenaufgangslicht war, sondern das Licht lodernder Feuer, mit gelegentlichen Blitzen und Donner aus der Richtung. Vermutlich Ukraine, denke ich. Da wurde meine Aufmerksamkeit auf ein Haus in einer Wohnsiedlung gelenkt, aus dem eine schreiende Frau gerannt kam. Als ich sie ansprach, schrie sie, eine tiefe männliche Stimme imitierend: "'Sieg Heil, du Nazi! Und dann bringen sie dich um. Was ich alles gesehen habe! Furchtbar!' Ja, das hat der so erzählt."
"Wo wird denn gekämpft?", frage ich.
"Im Ruhrgebiet!"
Irgendwie hat mich das da total aus den Socken gehauen emotional, dass wirklich in Deutschland Krieg ist. Ganz real (für mich war das zu dem Zeitpunkt ja sehr real). Ich habe sie zu einer Art Altenheim oder Kindergarten begleitet. Da brachte sie mich in einen Gemeinschafts-/Betreuungsraum, in dem Menschen, ein paar davon wohl familiär verbunden, in Stühlen oder auf dem Boden saßen.
Ich habe mich laut und höflich vorgestellt und gefragt, ob sie mir mehr erklären können zu der Situation. Das sei mir sehr wichtig, zu verstehen, was hier passiert. Da hat ein kleines, freundliches, Kind, etwa 8 Jahre, eine lange Erklärung abgegeben. Aber mit der konnte ich nicht viel anfangen, weil das so allgemeine Anmerkungen waren. Ich habe mich bedankt und gefragt, ob jemand was Genaueres sagen könnte. Wo werde denn gekämpft, wollte ich wissen.
"Bei den Molkereien!" [Milchhöfen/Milchbetrieben], rief jemand, den ich nicht zuordnen konnte.
Definitiv nicht nur Ruhrgebiet. Kann mir nicht noch jemand etwas ganz Konkretes sagen?
"Altenhochfluss", oder etwas ähnliches sagt da ein älterer Mann. Ich konzentriere mich auf ihn und auf das Wort, das er mir sendet. Sprache ist in dieser Art Erfahrungen kein akkustisches, sondern ein telepathisches Phänomen. Gerade, wenn man unbekannte Wörter hört oder liest, muss man sich sehr konzentrieren. Es ist, als würde man sich ein Wort erinnern wollen, das man vergessen hat; wo man sich gedanklich langsam eher assoziativ wieder per Klangerinnerung und inhaltlicher Kontexterinnerung herantastet. Wie war das?, frage ich ihn direkt.
"Altenbrückenbach", formt sich seine wiederholte Antwort in meinem Kopf.
Ich bitte ihn noch ein paar mal, das Wort zu wiederholen, weil ich ich merke, dass ich es noch nicht perfekt erfasst habe. Und dass mein Körper mich nun zwingend ruft. Und ich will mich erinnern können. Nur dieser Ort sagte mir so gar nichts. "Altenbrückenbach? Damit kann ich nichts anfangen!"
"Oh, mein Freund", wiederholt er schwer, "wenn du wüsstest, wie viel damit jetzt anzufangen ist."
Ich denke noch, wie frustrierend das ist, dass die Erinnerung im Körper so schnell wie ein Traum verklingt und dass man nichts aufschreiben und mitnehmen kann von hier. Und dass ich wahrscheinlich wieder nichts zur Überprüfung haben werde. Dann muss ich wegen einem dringenden Bedürfnis zwingend zu meinem Körper zurück und lasse mich aufwachen.
Und wie erwartet, war meine Erinnerung bereits im Moment des Aufwachens schon wieder dabei zu schwinden. Deswegen habe ich es schnell aufgeschrieben, so gut ich mich erinnerte. Und ich kann nicht einmal sagen, ob ich es richtig erinnere. Jendenfalls habe ich einmal geschaut: Es gibt einen "Altenbrücker Bach". Der verläuft an der A4 nach Köln, so eine halbe Stunde vom Rheinufer entfernt.
Mit den Molkereien konnte ich nichts anfangen. Außer damit waren die vielen kleineren ländlichen Höfe gemeint, die man theoretisch von Ost nach West auf dieser Route nach Köln passieren würde.
Leider wenig bis nichts Substanzielles. Für Authentizitätsfragen schildere ich alles genau, wie es sich von Anfang bis Ende dargestellt hat.
Viele Grüße