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Irrsinn des Messiasglaubens (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Sonntag, 11.04.2021, 11:15 (vor 1320 Tagen) @ KvA (1327 Aufrufe)

Hallo!

Der große Monarch und Messias ist nach meiner Auffassung eine Personalunion.

Und das ist er in der europäischen Prophetie eben nicht. Wie ich dargelegt habe, ist der "Große Monarch" ein Christus dienender Mensch, der gegen das Böse kämpft und dem Erlöser den Weg bereitet, damit dieser den Teufel in den Abgrund stürzt und den Deckel darauf setzt. Wenn man den endzeitprophetischen Ideen folgt, sollte man das auch beherzigen, um sich wenigstens innerhalb der eigenen Glaubensgrundlage auf sicherem Boden zu bewegen.

Die Sache ist aber komplexer. Letztlich ist die Widerkehr des Messias an sich eine bloße Fiktion, die auf alttestamentarischen Glaubensvorstellungen beruht. Während die Juden bis heute auf den Messias warten, war er für die Christen bereits da. Das Christentum, wie es sich letztlich formiert hat, ist in gewisser Hinsicht nur eine Kopie und Fortschreibung des Judentums, welche die alttestamentarische Linie fortführt. Aus dem erstmaligen Auftreten des Messias in der Endzeit bei den Juden wurde die Wiederkehr des Messias bei den Christen.
Warum entstand nach dem Auftreten Christi die Vorstellung dessen Wiederkehr? Die ersten Christen und auch Jesus selbst ("Es stehen etliche hier, die nicht schmecken werden den Tod, bis daß sie des Menschen Sohn kommen sehen in seinem Reich.") glaubten, daß mit seinem Auftreten die Endzeit angebrochen sei und die Erlösung kurz bevorgestanden habe. Diese Vorstellung hat sich bekanntlich nicht bewahrheitet. Nach Jesu Entschwinden rechneten seine Anhänger mit seiner baldigen Rückkehr, damit das Geschehen vollendet werde. Die Erfahrung des ständigen Nichteintreffens bei gleichzeitiger Unverrückbarkeit der Glaubensauffassungen führte zu einer Verfestigung der Erwartung der Wiederkehr Jesu in einer nicht allzu fernen Zukunft. Andernfalls hätte man feststellen müssen, daß Jesus wegen seiner falschen Ankündigung doch nicht der Messias gewesen sei, und das Christentum hätte sich selbst als Irrlehre aufgeben müssen.

Irrsinnigerweise wurde die Messiaserwartung wie im Judentum zu einem konstituierenden Element der Religion. Beide Glaubenssysteme leben geradezu von der Messiaserwartung und sind davon abhängig, daß sie nicht eintrifft. Es sind in die Zukunft projizierte Heilsversprechen, die dem Leben der Gläubigen in der Gegenwart eine Ausrichtung geben sollen. Wie für Religionen typisch bieten sie ein der erfahrbaren, diesseitigen Welt entrücktes, sie transzendierendes Erklärungsmuster, welches die "innerweltliche" Lebenserfahrung in einen übergeordneten, sinnstiftenden Rahmen einbettet. Dieser Rahmen muß per Definition grundsätzlich immer der Gegenwart entrückt bleiben, um sozusagen von "Außen" als Sinngebung des eigenen Lebens und der es umgebenden Welt zu fungieren. Es ist daher völlig ausgeschlossen, daß die Messiaserwartung jemals eintrifft. Dafür war sie nie gedacht. Von den Gläubigen ist natürlich nicht einsehbar, daß die Erscheinung eines Erlösers keine Wirklichkeit hat und der Kern ihrer Religion nicht vom Erscheinen des Erlösers gebildet wird, sondern von der Erwartung (!!!) der selbigen.

Das ist der Grund, warum die Prophezeiungen niemals eintreffen werden. Alle christlichen Prophezeiungen (wie auch alle jüdischen und islamischen) sind nur die fortwährenden Aktualisierungen alter Glaubenssätze im Lichte der jeweiligen Gegenwart, um die Heilserwartung als konstituierendes Element der Religion in die Zukunft retten zu können. Den wachen Vertretern dieses Glaubens und Autoren entsprechender Prophezeiungen ist das wahrscheinlich bewußt und daß sie letztlich Religionspolitik betreiben, um die Religion sich selbst erneuern zu lassen und für die nächste Generation glaubwürdig zu bleiben.

Somit sollte klar sein, daß ich bereits den unausgesprochenen Ausgangspunkt Deiner Fragestellung für irrig halte, insofern wir hier auf die tatsächliche Zukunft spekulieren. Daß selbst innerhalb der Tradition der christlichen Prophetie die Gleichsetzung des Großen Monarchen mit Christus keinen belastbaren Grund hat, ist dahingegen nur nebensächlich.

...wenn sie anderer Meinung sind dann ist das ihr gutes Recht! Nur überzeugt es mich kaum oder bisweilen überhaupt nicht.

Natürlich nicht, denn bei festgefahrenen Glaubensdogmen ist eine widersprechende Argumentation eben grundsätzlich falsch und wird zur Beliebigkeit einer "Meinung" herabgewürdigt, um sie ohne die Notwendigkeit der Begründung der eignen Ansichten abtun zu können.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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