Hallo!
In diesem Zusammenhang möchte ich deshalb in die Runde fragen, wo sonst im Strom der Fälschungen und Volksagen und katholischen Prophezeiungen oder in den deutschen Büchern des Aberglaubens davon die Rede ist, dass man keine Brücken mehr braucht, weil Isar und Donau ausgetrocknet sind.
Nicht speziell auf die genannten Flüsse (auf die das Motiv nur übertragen wurde), sondern generell seichtfallende Flüsse bezogen:
Ich habe hier ein Exemplar von Mario Gregorios "Various Prophecies from the Mariabilis Liber". Darin sind aus eben diesem Buche (das als komplettes Faksimile enthalten ist) ausgewählte Passagen aus dem Lateinischen ins Englische übersetzt worden, die Nostradamus als Vorlage eines Teils der Centurien gedient haben sollen.
(Das Mariabilis Liber von 1522 ist nicht mit dem fast gleichnamigen "Liber Mirabilis" zu verwechseln, das in der selben Zeit erschien, wenngleich es gewisse inhaltliche Überschneidungen gibt.)
Über eine Deine Frage beantwortende Textstelle bin ich kürzlich zufällig beim Querlesen gestoßen.
In einem längeren Kapitel des Mirabilis Liber sind ausschließlich Voraussagen für bestimmte Jahre zu Beginn des 16. Jahrhunderts aufgelistet, die aber sämtlich auf Vorzeichen des Anbruchs der Endzeit zurückgehen (an Mühlhiasl & Co. sei erinnert, die das für das 19./20. Jahrhundert wiederholen).
Für die Jahre 1505, 1506, 1507 gleich am Anfang:
"An extraordinary drought that shall dry up even the water of the rivers."
Der Rest liest sich wie eine Frühform des Mühlhiasls oder Stormbergers, z. B.: "The rich shall fall into poverty, paupers shall become rich."
Und das hier ist wohl eine Vorlage für Antonius von Aachen gewesen:
1508, 1509, 1510:
"Discord shall one again brandish its torch on the banks of the Rhine in Germany" (Der "Russeneinmarsch" in einer impliziten Frühform?)
"A burning fever shall consume the inhabitants of the Rhine, and great tribulations shall come to devastate the clergy and the people."
Und bei Antonius von Aachen, der aus der Feder eines französischen Klerikers stammt, rund 350 Jahre später: "Dort [Köln und alle Länder, die der Krieg heimgesucht hatte] wütete eine schreckliche Krankheit, der jene zum Opfer fielen, die das feindliche Schwert verschont hatte."
Daran zeigt sich exemplarisch, wie wichtig es ist, die Prophezeiungen durch alle Jahrhunderte auf ihre jeweiligen Vorlagen zurückzuverfolgen, um keinem Irrglauben aufzusitzen. Die Mehrheit der Aussagen dürfte sich auf diese Weise in Wohlgefallen auflösen.
Die Aussage über die seichtfallenden Flüsse dürfte unmittelbar an biblische Prophezeiungen angelehnt sein, aus denen sich über alle Zeiten ein beständiger Strom von Motivvorlagen für Endzeiterwartungen und darauf basierenden Prophezeiungen ergibt:
"Und das Wasser in den Seen wird vertrocknen, dazu der Strom wird versiegen und verschwinden. Und die Wasser werden verlaufen, daß die Seen an Dämmen werden geringe und trocken werden, beide Rohr und Schilf verwelken, und das Gras an den Wassern verstieben, und alle Saat am Wasser wird verwelken und zunichte werden." (Jesaja 19,5-7)
"der ich spreche zu der Tiefe: Versiege! und zu den Strömen: Vertrocknet!" (Jesaja 44,27)
"Und ich will die Wasserströme trocken machen und das Land bösen Leuten verkaufen und will das Land, und was drinnen ist, durch Fremde verwüsten. Ich, der HERR, hab es geredet." (Hesekiel 30,12)
"Trockenheit soll kommen über ihre Wasser, daß sie versiegen; denn es ist ein Götzenland und trotzen auf ihre schrecklichen Götzen." (Jeremia 50,38)
"Denn er wird zwischen Brüdern Frucht bringen. Es wird ein Ostwind kommen; der HERR wird aus der Wüste herauffahren und ihren Brunn austrocknen und ihre Quelle versiegen und wird rauben den Schatz alles köstlichen Gerätes." (Hosea 13,15)
"Und er wird durchs Meer der Angst gehen und die Wellen im Meer schlagen, daß alle Tiefen des Wassers vertrocknen werden. Da soll denn geniedriget werden die Pracht zu Assyrien, und das Zepter in Ägypten soll aufhören." (Sacharja 10,11)
"Und der sechste Engel goß aus seine Schale auf den großen Wasserstrom Euphrat; und das Wasser vertrocknete, auf daß bereitet würde der Weg den Königen vom Aufgang der Sonne." (Offenbarung 16,12)
Wenn man gründlich recherchiert, findet man vor 1522 und im Zeitraum zwischen 1522 und 1914 sicher noch weitere Beispiele für "seichtfallende Flüsse", etwa bei Velten (1868): "Viele Quellen versiegen und an vielen Stellen sprudelt heißes Wasser hervor."
Oder in einer Prophezeiung, die Ende des 19. Jahrhunderts erstmals nachweisbar ist und Leonardo da Vinci zugeschrieben wurde: "Man wird die Pflanzen ohne Blätter sehen und die Flüsse, wie sie ihren Lauf anhalten." (= Dürre und Trockenheit)
Oder bei Anna Katharina Emmerick (✝ 1824) nach Clemens Brentano: "Alles ringsum war dürr und welk und im Absterben. Bäume, Sträucher, Blumen und Felder, alles hatte das traurige Gepräge des Siechtums. Es schien, als seien selbst die Wasser der Quellen, der Bäche, Flüsse und Meere erschöpft."
Gruß
Taurec
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„Es lebe unser heiliges Deutschland!“
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„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“