Hallo Detlef,
wir haben hier also eine woche lang einen Stdepptanz ueber "schauungen" aufgefuehrt, weil wir auf verschiedenen fuessen angefangen haben.
sehe ich nicht so, eher tanzten wir Ringelreihen um ein Thema, um es aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Ob das für Zuschauer albern aussieht, soll doch egal sein.
koennte es daran liegen, dass du von der theorie aus die vorgaenge erklaeren willst, waehrend ich von den vorgaengen aus eine theorie suche?
nein, mache ich nicht, weil ich das aus verschieden Gründen für falsch halte:
- ist in der bereits vorhandenen Theorie, von der man sich einbildet, man müsse sie nur erweitern, ergänzen, vervollständigen, kein Platz für eine Erklärung der Vorgänge, führt das in Versuchung, die Vorgänge wegzuerklären, "kann nicht sein", "gibts nicht", "alles nur Einbildung" (also die Sorte von "psychisch", die du zu Recht als Klassifizierung ablehnst).
- bereits vorhandenen Theorien engen das Spektrum von Erklärungsmodellen ein, weil die, die sich am geeignetsten erweisen könnten, üblicherweise fallen gelassen werden, falls sie das bereits vorhandene Theorie-Konstrukt in Frage stellen
- kann das in die fatale Falle der unnötigen Verkomplizierung führen: man bastelt sich wie Burkhard Heim ein Universum aus 12 Dimensionen, um alles "irgendwie" erklären zu wollen, was aber dann niemand außer dem Erfinder selbst nachvollziehen kann, weshalb er dann der einzige ist, der dieses private Universum bewohnt. Auch so eine Variante von "psychisch", die du zu Recht ablehnst.
Ich sehe den Unterschied darin, dass wir - trotz Überschneidungen - unterschiedliche Vorgänge unter den Hut einer Theorie, einer Erklärung bringen wollen:
Wahrträume kennst du als Ausnahme, dann aber mit dem gleichen eins-zu-eins-Merkmal wie Tagesgesichte, ohne lila Kühe und Dali-Ziffernblätter, die über Ästen hängen. Ich dagegen kenne Wahrträume zuhauf, sowohl in wischi-waschi-Bildqualität als auch HD, aber blöderweise auch HD, das einem Wahrtraum nur zum Verwechseln ähnlich sieht. Manche ohne lila Kühe, andere mit lila Kühen.
Tagesgesichte kennst du AUCH über Distanzen von Wochen und Monaten, ich ausschließlich über Stunden bis maximal ~ zwei Tage.
Die Inhalte sind bei dir eher auf die eine oder andere Weise vom Alltäglichen sich abhebende, bei mir - meistens - triviale Ereignisse.
wenn du meine herangehensweise ablehnst, ist das nur dein, aber nicht mein problem. (weil du dir einfach eine moegliche kenntnis verbesserung verschenkst)
lehne ich nicht ab. Ich verschenke Bücher, keine Gelegenheiten zur Kenntnis-Verbesserung - hoffentlich.
die unterscheiden sich, bei personalunion, nur in der reihenfolge der schritte.(der psychischen vorgaenge, wie du wohl sagen muesstest)
in Personalunion, ja, aber was die Reihenfolge angeht, sieht das für mich nach dem Versuch aus, sich selbst über die Schulter schauen zu wollen, und das funktioniert nicht mal mit einem Dritten Auge, das man sich von einem Esoteriker ausgeliehen hat.
der wunsch ist der vater des gedankens. nur wenn ich mir kriterien "wuensche", werde ich nach welchen suchen. die erde bleibt so lange flach, bis kriterien gesucht und gefunden werden, die fuer rund sprechen.
das stimmt so nicht: Wer lange genug in die gleiche Richtung geht, sollte spätestens, wenn er bemerkt, dass er ihm Kreis gegangen ist, an seiner flache-Erde-Theorie Zweifel haben (ja, ja, funktioniert nur auf dem Äquator, "Loxodrom", sagt der Nautiker). Manche Erfahrungen zwingen zum Umdenken, auch ohne dass man sich vorher etwas wünschen muss.
und du irrst, wenn du annimmst, ich unterscheide "Wahrnehmende" von "Interpretierenden" um den begriff "psychisch" zu vermeiden.
ich unterscheide "Wahrnehmung" von "Interpretation" im sinne von schritten in arbeitsprozessen. da ist unterteilung in einzelne schritte produktiver.
und ich habe festgestellt, dass ein aehnliches unterteilen bei geistigen angelegenheiten auch vorteile bringt.
in dem Punkt habe ich dich offensichtlich falsch verstanden. Das ändert aber nichts, dass mein Vertrauens-Vorschuss in die Existenz von "objektiver Wahrnehmung" um vieles geringer ist als der deinige.
Falls ich dich richtig verstanden habe, gehst du davon aus, dass ein etwaiger "innerer Dramaturg" neben, hinter oder vor dem "Interpreten" steht, aber nicht neben dem "Wahrnehmenden". Ach nein, personal ist hinderlich, also: Dass eine Verfälschung von "objektiv" Wahrgenommenen evtl. zwar nicht nur durch den - zeitlich nachfolgenden - Vorgang der bewussten Interpretation, sondern auch durch - zeitlich nachfolgendes - unbewusstes Dramatisieren verfälscht werden kann, aber in beiden Fällen eben zeitlich nachfolgend. Um das richtig zu finden, müsste ich alle Erkenntnisse, die seit Hermann von Helmholtz gewonnen wurden, und mit dem hässlichen Wort "Wahrnehmungspsychologie" benannt werden, in der Tonne entsorgen. Ich sehe das so, dass der Wahrnehmende nur sehr beschränkte Mittel hat, um zu kombinieren, zu raten, zu vermuten, wieviel vom Inhalt des scheinbar objektiv Wahrgenommenen bereits Dramaturgie und/oder Interpretation ist. Damit ist die Frage, ob es - auch - von Senderseite "dramatisierte" oder bereits "interpretierte" Gesichte gibt, noch nicht mal angeschnitten. Auch wenn du jetzt vermutlich wieder sagen wirst, "das ist doch ganz was anderes", gebe ich zu bedenken, dass zumindest was die Bereiche automatisches Schreiben, Mediumismus ("Channeling") usw. angeht, das so zu sein scheint. Das ist vielfach dokumentiert.
puuh, das war wieder langatmig...
weil ich davon ausgehe, dass es da bei jedem Unterschiede gibt, aber auch Gemeinsamkeiten, gelingt m. E. "moegliche kenntnis verbesserung" im Austausch besser als im Selbstgespräch. Langer Atem ist Voraussetzung.
Gruß
Ulrich
p.s., weil es für mich nicht dazugehört, du es aber angeschnitten hast:
mein eindruck ist, dass diese psycho... meistens so nuetzlich sind, wie ein rostiger nagel im fuss. mischen sich ueberall ein und leben parasitaer von der arbeit der Anderen. fast so schlimm wie politiker.
schlimmer, meine ich. Ja, müssen wir nicht thematisieren. Für noch übler halte ich den Umstand, dass da ein ganzer Berufsstand, der parasitär von der Verwaltung des Leids Anderer lebt, sich selbst die Existenz-Grundlage entziehen würde, wenn er tatsächlich dauerhaft Hilfe leisten könnte/würde. Was kann man daraus folgern? Eben. Außerdem halte ich es für destruktiv, "wirre Phasen" im Leben eines Menschen wegtherapieren zu wollen, damit er wieder "funktioniert", weil m.E. derartige Lebensphasen auch als Kurskorrektur gemeint sind, weshalb der Patient in eine noch schwerere Krise fällt, nachdem er erfolgreich "therapiert" worden ist. Das Thema führt ins Abseits.