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Marie-Julie Jahenny, die 3,5 Jahre: Seltsame Übereinstimmung mit einem Gedicht aus dem dritten Jahrhundert (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Montag, 13.09.2010, 21:48 (vor 4995 Tagen) (4714 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Montag, 13.09.2010, 21:57

Hallo!

Weil gerade wieder die dreieinhalb Jahre bei Jahenny erwähnt wurden:

Während ich mich dieser Tage mit dem Ursprüngen des Motivs des "großen Monarchen" beschäftige, stieß ich (bei Arthur Hübscher - "Die große Weissagung") auf das "Carmen Apologeticum" von Commodian aus dem Jahre 259.

Zur Vorgeschichte: An Augustus knüpften sich Vorstellungen, daß er - äquivalent zum abendländischen großen Monarchen - ein lange erwarteter Erretterkaiser sei, unter dem ein goldenes Zeitalter anbräche, was ja mit der Pax Augusta zumindest in Rom auch der Fall war. Mit dem Tode Neros endete der Stamm des Augustus. Infolgedessen entwickelten sich Vorstellungen, daß Nero nicht wirklich tot sei, sondern sich irgendwo verberge, um wiederzukehren und eine Zeit des Friedens und des Glücks einzuleiten.
Bei den Christen war es natürlich andersherum und Nero wurde als Vorbote des Antichristen betrachtet. So tritt er im Carmen Apologeticum auf:

Es heißt darin, die Goten würden Rom erobern und die bedrängten Christen erlösen. Daraufhin erhebe sich Nero, der seit seinem Tode im Verborgenen läge, töte Hennoch und Elias und zöge in Rom ein, wo er drei Jahre und ein halbes (bei Daniel geklaut!) wüte. Dann stehe ein König aus dem Osten auf, aus Persien, der eigentliche Antichrist, töte Nero, zerstöre die Stadt und zöge darauf nach Judäa.

Und diese uralte, natürlich mythenhafte und faktisch falsche, Weissagung erinnert erstaunlicherweise an Passagen bei Marie-Julie Jahenny:
„Der Herr sagt: ‚[…] Die arme, Ewige Stadt wird während dreieinhalb Jahren einem beständigen Schrecken ausgeliefert und von einem zweiten Herrscher nach dem gegenwärtig Regierenden, Torturen unterworfen.
Der erstere, sagt die Stimme, wird vieles tun. Er wird in Tiefen vordringen, aus denen er den Sieg für sich selbst nicht aufsprießen sehen wird. Der in der Ewigen Stadt Herrschende hat einen sonderbaren Hunger, den Mann zu verschlingen, der ein Freund und Bruder des Retters ist, den wir erwarten. Er hat einen sonderbaren Hunger, dessen Leib zu quälen und seine Hände in dessen Blut zu beflecken.“

„Der Papst wird den Triumph der Kirche nicht erleben. Jener, der ihm nach seinem Tod nachfolgt, wird drei Jahre in mörderischen und unerträglichen Ketten verbringen. Der fürchterliche Krieg Italiens wird lange dauern.
Die drei letzten Jahre verlaufen in Italien wie in Frankreich: sie werden kaum noch Menschen am Leben lassen.
Jener, der dem Herrscher Italiens, der der Kirche und ihrem Oberhirten gegenüber schlecht gesinnt war, nachfolgen wird, stammt aus keiner Gegend Italiens. Er wird aus dem Orient kommen. Er wird Italien ungefähr zur Hälfte des zweiten Jahres, des schrecklichen Jahres also, das aber den Frieden bringen wird, betreten.
Er wird ein Jahr und sechs Monate, inmitten der fürchterlichsten Unwälzungen herrschen, die sich bis auf die letzten Gotteshäuser erstrecken, die noch dem Feuer tödlicher Waffen und allen andern Leiden widerstanden haben.
Vom Juli bis gegen Ende November wird ein Kampf durch eine kleine Zahl ohne Chef ausgelöst, die sich gegenseitig bis zum Tod verfolgen. Erst im Mai des nachfolgenden Jahres wird ein christlicher Herrscher in Italien eingesetzt werden. Er ist von reinem und lebensvollem Königtum. Anfangs Mai wird er, inmitten der Trümmer der Kirche in Ruinen, gekrönt.
Ruht jetzt aus, liebe Kinder, in der Hoffnung, daß Gott für sein wahres Volk Sieger bleiben wird über alle Übel.’“

Die zwei roten Stellen erinnern stark an die alte Neroweissagung. Ebenfalls eine Dauer von dreieinhalb Jahren, zwei Böse, der zweite aus dem Orient.

Daran ist das merkwürdigste, daß Jahenny, gut dokumentiert, Eingebungen bekam. Die zitierten Passagen stammen vom 25. Januar 1881 und 20. April 1882, nämlich vom "Herrn" und vom "heiligen Geist".

Gibt es noch weitere antike Quellen, bzw. christliche Prophezeiungen, die die Konstellation von dreieinhalb Jahren grausamer Herrschaft in Rom und zwei Antichristen, derer einer aus dem Orient kommt, enthalten? Meines Wissens nicht. Die Sache ist völlig aus der Luft gegriffen und entspringt der oberflächlichen, erstarrten Vorstellungswelt der spätantiken Zivilisation. Darin ist kein prophetischer Gehalt, das heißt kein höheres Wissen, sondern Wunschvorstellung (Nero ist gewissermaßen der "Nibiru" der Antike).

Wer auch immer Jahenny diese Informationen geschickt hat, wer also auf der anderen Seite des Kanals saß, war vermutlich irgendwie von spätrömischen, bzw. frühchristlichen Heilserwartungen, bzw. vom Carmen Apologeticum beeinflußt.
Womöglich ist die Herkunft des Antichristen aus Persien im Carmen A. nebenbei der Grund, warum "Gott" Jahenny sagte, daß er "vom persischen Volk strenge Rechenschaft fordern wird".

Durch die Möglichkeit solcher Verfälschungen wird in meinen Augen einerseits die Verlässlichkeit von Erscheinungen und Durchgaben getrübt, andererseits stellt sich mir die Frage, wer da tatsächlich spricht. Jedenfalls sind es nicht Gott, Maria, Jesus oder der heilige Geist.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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