Hallo!
Bei Mühlhiasl (und anderen) muß man folgendes beachten:
- Er hat nie gelebt, sondern ist eine Legende.
- Die Aussagen haben also keinen bekannten Urheber.
- Daher ist auch niemand feststellbar, der hier etwas gesehen haben kann.
Das sind Aussagen, die man sich abends im Wirtshaus oder in der Familie am Küchentisch "so erzählt hat". So lief das von Generation zu Generation über Jahrhunderte. Jeder, der etwas gesehen hatte oder sich etwas über die Zukunft dachte oder in seiner Gegenwart Vorzeichen der Endzeit sah, fügte etwas hinzu, ließ ihm nicht passendes weg und wandelte den Stoff ab.
Damit das ganze etwas glaubwürdiger wird, hat man das Figuren zugeschrieben, die jeweils einige Jahrzehnte vorher lebten, aber die zum Beispiel der Großvater noch kannte. Das waren entweder Sonderlinge, die tatsächlich gelebt haben und sich in der Erinnerung des Volkes allmählich verselbstständigten, oder vollständig erfundene Gestalten à la Rübezahl.
Dazu zählen:
- Gilge
- Mühlhiasl
- Sturmberger
- Leistnerin
- Michalda
- Knopp von Ehrenberg
- der elsische Junge
- die Birkenbaumsage
- Fuhrmannl
- Kappelmann
- Wickenthies
- und die, die ich jetzt vergessen habe.
Man kann die Aussagen wegen dieser langen, willkürlichen Tradition nicht mehr für voll nehmen und wortwörtlich interpretieren, sondern nur noch dem aller einfachsten Sinne nach.
Die "feinen Hände" oder die "goldene Glocke" oder "Goldmünze für einen Bauernhof" sind Gleichnisse. Irgendein Bauer oder Handwerker hat sich das irgendwann mal ausgedacht, weil er der Meinung war, den Kern der Aussage so am besten fassen zu können. In der Formulierung steckt aber nicht Reales. Man muß eine Ebene tiefer graben; dort, wo sprachlicher Ausdruck in die Idee dahinter übergeht. Das ist der Unterschied zwischen Dichtung und Wahrheit. Die Aussagen sind einem Gedicht oder einer Bibelgeschichte näher als einem Schauungsprotokoll. Damit werden also keine oberflächlichen Tatsachen, sondern elementare Verhältnisse ohne irgend etwas Quantitativem, Ziffernmäßigem umschrieben. Wer daher aufgrund dieser Aussagen Unzen, Kühe und den gegenwärtigen Goldpreis gegeneinander abwiegt, in den heutigen Verhältnissen Leute mit feinen Händen sucht und nach Brillenträgern und Hufeisen fragt, ist auf dem falschen Dampfer, dringt nicht bis zum Kern vor oder schießt vielmehr über das Ziel, nämlich das Erfassen dessen, was grundsätzlich abläuft, weit hinaus. Die Richtung stimmt aber.
Das macht die Aussagen somit nicht per se falsch. Sie sind nur nicht auf derselben Höhe wie etwa Irlmaier oder Teile der Feldpostbriefe zu betrachten. Weil die Aussagen auf das, was über das Ende der Gesellschaft zu erwarten ist, recht gut passen, bleibt nur der Schluß, daß man im Volke intuitiv schon lange weiß, wie Sache dereinst enden wird. Das deutet wiederum darauf hin, daß nicht nur ein Wirtschaftssystem zu Ende geht, sondern etwas Größeres. Die Volkssage enthält ja nicht nur Hinweise auf das Geld, sondern einen allgemeinen Niedergang. Dahinter steckt die Idee der "Wolfszeit" aus der Edda.
Gruß
Taurec
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„Es lebe unser heiliges Deutschland!“
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„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“