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Zwei Irlmaierartikel von 1949 (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Mittwoch, 30.04.2014, 17:56 (vor 3871 Tagen) (5535 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Mittwoch, 30.08.2017, 17:48

Hallo!

Weil sie in der Sammlung noch fehlten und sie womöglich von Adlmaier weniger beeinflußte Aussagen Irlmaiers enthielten, habe ich mir neulich zwei Artikel aus der Bayerischen Landeszeitung vom 22. 10. 1949 und der Münchner Allgemeinen vom 20. 11. 1949 besorgt, beide vor der ersten Adlmaierveröffentlichung zu Irlmaier vom 3. 12. 1949.
Deren Inhalt ist allerdings recht unspektakulär.

I. Artikel in der Bayerischen Landeszeitung vom 22. Oktober 1949:

Einige Passagen dieses Artikels stimmen wortwörtlich mit dem Artikel in der Herzdame von 1950 überein und haben somit als Vorlage für letzteren zu gelten.
Blöderweise hat der Interviewer Irlmaiers Aussagen weder aufgenommen, noch mitprotokolliert, sondern gibt im Artikel lediglich aus dem Gedächtnis wieder, was ihn als Irlmaierquelle quasi wertlos macht. Der Artikel gibt also nur eine vagen Eindruck dessen, was Irlmaier sagte.

"Ihr Inhalt? Er umfaßt – nach seiner Angabe – das große weltgeschichtliche Geschehen der nächsten Jahre und Jahrzehnte, und die lokalen Ereignisse unserer engeren Heimat. Sehr verblüffend – wenn auch in gänzlich anderen Formulierungen – ist die Parallele mit den Prophezeiungen des Mühl-Hiasl. Übereinstimmend mit ihm der urplötzlich hervortretende große Schrecken, der aber nicht lange anhalten soll. Und dann der wirklich große Friede, der die schwer geprüfte, aber nun gottesfürchtige Herde wieder unter einem guten Hirten vereint.
Zuvor aber sollen sich gewaltige und schreckliche, nur apokalyptisch zu nennende Dinge ereignen:
„Nach dem dritt’n Mord wird’s gscheh’n.
So schnell...“

Wenn wir recht gehört haben und verstanden haben, ist davon die Rede, daß blitzartig drei große Heeressäulen, deren Panzer man weithin mahlen und donnern hört, vom Osten bis zum Rhein vorstoßen, ohne überhaupt Widerstand zu finden. Aber:
„Do fliagn de weiß’n Vögl auf,
Vom hoaßn Sand;
Sovui scho, daß das konnst net zähln...“

Am Rhein soll dieser riesige Vormarsch gestoppt, der Angriff endgültig abgeschlagen, die drei großen Heeressäulen zur Gänze vernichtet werden. Wie lange dauert das?:
„I sich drei Strich,
Drei Tog, drei Wocha:
Denn länger daurt’s net...“

Genau also wie in der Mühl-Hiasl-Prophetie, in der es heißt: „Es dauert nicht lange; wer bei der Flucht vor diesem Schrecken zwei Brotlaibe bei sich hat und einen verliert, der braucht sich danach nicht zu bücken. Weil einer auch schon ausreicht.“ So auch der Freilassinger Seher:
„Und wost am Tisch steh host,
Dös glangt da scho...“

Dann werden Dinge angedeutet, die uns an den bakteriologischen Krieg und das „Große Abräumen“ des Mühl-Hiasl denken lassen:
„Lauta Feuer is am Bod’n...“
Ein Feuer? Ob das auch wirkliche Flammen sind, weiß der Hellseher nicht eindeutig zu sagen. Er „sieht“ nur Feuer, aber er meint, daß das doch etwas anderes ist: – ein verheerendes Mittel, das kein menschliches und tierisches, ja selbst kein pflanzliches Wesen mehr dort Leben läßt, wo dieses „Feuer“ hingefallen und aufgegangen ist.
Und weiter:
„I sich a Stodt mit viele, viele Häuser
Und mit an groß’n Turm.
Dös werd Paris wohl sei,
Dö brennt und werd’ dann nimmt sei...“

Auf die Frage, wie das möglich sein könnte, da ja am Rhein der Ansturm vollkommen zusammenbricht, hören wir etwas von einer „inneren Sach“, und können uns also zusammenreimen, daß hier die „Fünfte Kolonne“ eine Revolution anzettelt, die einen grausamen und vernichtenden Bürgerkrieg zur Folge hat. Ähnliches weissagt unser Mann auch vom Süden: – von Italien! Sehr dunkel ist dann die Schilderung einer Katastrophe, der angeblich England ausgesetzt sei. Da ist von „Wasserfluten“ die Rede, und wir tipen zwangsläufig auf Naturereignisse, die durch das vom Menschen entfesselte Atom ausgelöst werden. Friedlich, ja verführerisch die Bilder, die – nach der Katastrophe – für unsere engere Heimat gemalt werden. Hat schon während des großen Schreckens
„Vom Untersberg zum Wendelstoa...“
die Altöttinger Madonna ihren Schutzmantel gehalten, so sollen nachher überhaupt fast paradiesisch anmutende Zeiten ins Bayerland einziehen. Mit Gottesglauben und wahrer Ehrfurcht, mit echt christlicher Brüderlichkeit und Nächstenliebe. In diese sonnigen Bilder stiehlt sich sogar etwas vom Schlaraffenland ein, in dem die Bratwürste besonders dick und lang sein sollen...
Der Irlmaier kündet von diesen Dingen prophetischen Auges und mit dem Ton des Rhapsoden. Wir haben aber seine Gesichte nicht auf Platte oder Magnetband aufgenommen, und auch nicht mitstenographiert. Darum sind unsere wörtlichen Zitierungen nur eine freie Widergabe aus dem Gedächtnis, was wir hier mit Nachdruck feststellen wollen!"

Auffällig 1: Die weißen Vögel aus dem Sand und die "Strichchemie" werden getrennt aufgeführt, als ob beides nichts miteinander zu tun hätte. Daß ein Strich gelegt würde, ist mit keinem Wort erwähnt. Tatsächlich kommt der Strich an sich erst bei Adlmaier vor, während z. B. im Münchner Merkur vom 18. Oktober 1949 (4 Tage vor obigem Artikel) schon von den rollenden Panzern mit den toten Männern die Rede ist und in der Altbayerischen Heimatpost vom 20. November 1949 (zwei Wochen vor Adlmaier) die Vögel bereits kleine Kästchen fallen lassen.
Es scheint, daß Irlmaier am Boden lediglich irgendwo "Feuer" sah und meint, also interpretiert, daß es etwas anderes sei. Der Autor vermutet einen biologischen Kampfstoff, setzt die ganze Sache aber in Zusammenhang mit dem Bänkeabräumer des Mühlhiasls. Das ist natürlich alles Interpretation.

Im unbekannten Kurier, der vermutlich Irlmaierwortlaut aus dieser Zeit enthält, heißt es dazu passend: "Der Boden in Westdeutschland wird durch eine Kraft 10 Meter tief verbrannt. Aus dem Sande der Wüste Afrikas steigen die großen Vögel auf mit Todeseiern ohne Männer."
Beide Sätze müssen nichts miteinander zu tun haben. Von einem Strich steht auch hier nirgendwo etwas.

Auffällig 2: Bislang unbekannt ist die Aussage Irlmaiers über die nötige Verpflegung: „Und wost am Tisch steh host, dös glangt da scho...“
Damit gibt er natürlich nur das ältere Motiv über die Brotlaibe abgewandelt wieder. Allerdings könnte dieser Satz die gedankliche Grundlage sein, die Irlmaier/Adlmaier später zu dieser Aussage geführt hat: "Zuerst ist noch Hungersnot, aber dann kommen auf der Donau so viel Lebensmittel herauf, daß alle satt werden." (Adlmaier 1) Oder: "Zuerst ist noch eine Hungersnot, aber dann kommen so viel Lebensmittel herein, daß alle satt werden." (Adlmaier 2)

Auffällig 3: Über Paris scheint Irlmaier lediglich etwas über eine "innere Sache" gesagt zu haben, was so diffus ist, daß man sich fragen muß, ob er überhaupt wußte, wovon er spricht oder nur Vermutungen anstellte.

Auffällig 4: Von der Finsternis kein einziges Wort. Zwar ist von apokalyptischen Ereignissen die Rede, die zitierten Aussagen erschöpfen sich jedoch mit dem Krieg. Beim Untergang Englands sprach er von einer Flutwelle. Allerdings scheint Irlmaier, wenn auch diffus, bereits etwas gesagt zu haben, das den Autor auf einen Bombenabwurf tippen läßt.
Meine Vermutung: Irlmaier sah über die Finsternis, bzw. Naturkatastrophen womöglich gar nichts oder nur wenig (spätere Aussagen dazu sind u. a. bei Taigi abgeschrieben). Was er sah, verstand er vielleicht nicht, so daß die Zerstörung Paris' und Englands passenderweise für Krieg gehalten und mit entsprechenden Erklärungen "Bombenflut" und "innere Sach" versehen wurden.

II. Artikel in der Münchner Allgemeinen vom 20. November 1949:

Die Aussagen Irlmaiers zum Weltgeschehen spielen in diesem Artikel kaum eine Rolle. Die Autorin Juliane Reck-Malleczewen wollte wohl nur am Ende noch ein "Schmankerl" für den Leser präsentieren, wobei er mit einem guten Gefühl die Lesung beenden sollte:

"Auch Weltgeschehnisse rollen gleichsam als Filmstreifen vor seinem Auge ab, deren vorläufiges Endstadium für Bayern eine Monarchie sein soll, deren König ein großer, alter Mann, in Lederhose, der frei, ohne Schutz und Bewachung, unter den Menschen umhergeht. Man habe dann sehr viel weniger Geld und Gesetze, es sei ein freieres, besseres Leben: „I siech den Heiligen Vater in einer Stadt am Strom, mit einer hohen Kirche, unseren König krönen.“"

Alles in allem nichts neues.

Den Artikel aus dem Münchner Merkur vom 18. Oktober 1949 (den ersten Teil des hier vorhandenen zweiten Teils) bekomme ich hoffentlich demnächst. Darin sollte auch noch was stehen.
Scans der vollständigen Artikel werde ich nachreichen, bzw. auf die Seite stellen, sobald ich sie mit Photoshop aufpoliert habe.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


Gesamter Strang: