Hallo liebe Diskutanten!
Mit einigem Erstaunen habe ich Ulrichs scharfsinnige Spurensuche bezüglich O. E. Bernhardts "Im Lichte der Wahrheit" verfolgt.
Aber es freut mich, daß mein intuitiver Widerwille hier sachlich Bestätigung findet.
Ich kann über das Werk nicht urteilen, da ich es gerade ein mal angelesen habe, aber nur
schwerlich weiterlesen konnte.
Festhalten möchte ich auch, daß es nicht meine Intention ist, pauschal bisher Ungelesenes niederzumachen.
Zwar bin ich kein notorischer Bücherwurm, doch gibt es Schriften, die in regelrecht mühelos
aufsauge, wie die trockene Erde den Regen.
Es gibt aber auch Schriftstücke, die es zu lesen übergebührlich anstrengt.
Unkritisch zu lesen ist heute nicht mehr möglich, seit ich in den frühen 90ern nicht wenig
Zeitgenössisches über UFO, PSI und Weißnichtwas verköstigt hatte.
Wenn das Marsgesicht lacht, lächle ich nicht zurück.
Man muß vermutlich einige Lebenserfahrung mitbringen, um zu erkennen, wann man aufs Glatteis geführt werden soll, oder zu erkennen, wann alter Wein in neuen Schläuchen fließt.
Wenn ich selbst schreibe, bemühe ich mich darum, das meinen Fähigkeiten entsprechend zu formulieren.
Es geht dabei um meinen Anspruch an mich selbst, und gleichwohl darum, den Leser weder
zu langweilen, noch den Eindruck zu erwecken, daß ich der Idiot bin der ich tatsächlich bin.
Irgendwo las ich mal als Zitat: "Keiner spricht dümmer als er ist."
Doch das ist heute nicht mehr wirklich zeitgemäß.
Ich habe schon Leute aufgrund ihrer Schriftsprache für geistig minderbemittelt bis behindert
gehalten, um schließlich verstellten zu dürfen, daß diese Mensche mir in Sachen Schulbildung
weit voraus waren, und auch sonst nicht unfähig agierten.
Verglichen mit Texten von tatsächlich behinderten Menschen, die sich aber bemühen, ist der
Unterschied oft wirklich nicht erkennbar.
Der Schlendrian dieser Tage ist zum Teil Zeugnis von geistig seelischer Prioritätenverschiebung, aber auch Zeugnis des Mangels von menschlichen oder kulturellen Grundeigenschaften.
Vor fast hundert Jahren unterlag der Umgang mit der Muttersprache noch anderen Vorraussetzungen.
Wer seinen Mut während der Mensur bewiesen hatte, hatte sich dann wohl auch selbstverständlich ähnlich in freier Rede zu beweisen.
Bei all der Auswendiglernerei von Goethe und Schiller blieb von der Brillanz vermutlich
vieles unerkannt.
Geblieben war dann sicherlich der schulmeisterliche Versuch, sich unnützerweise so
kompliziert wie nur möglich auszudrücken, um als Bildungsbürger zu gelten.
Anders kann ich mir manches, in ungelenken Schachtelsätzen selbst verlierendes
Geschreibsel nicht erklären.
Wenn man ermüdet, dem Sinn der Worte verlustig, mit gelangweilten Augen den
Satzanfang wieder und wieder suchen muß, weil die ach so schwere Kost so unverdaulich ist, täte man doch kein Unrecht, das Geschriebene als prätentiös zu titulieren, oder?
Das deutlichste Beispiel für hochtrabende Hohlphraserei will ich an dieser Stelle nicht
selbst bieten, sondern glaube die einst in Hitlers "Mein Kampf" gefunden zu haben.
Zwar muß man sich an Fraktur zunächst auch erst gewöhnen, aber wer sich aufmacht,
zwecks Erkenntnisgewinn dieses Machwerk mit eigenen Augen zu lesen, der muß
schier verzweifeln.
Kein Wunder, daß das damals jeder im Wohnzimmer ausgestellt, aber nie gelesen hat.
Gesetze, insbesondere Steuerliteratur, sind garantiert von dem selben Virus betroffen.
Die, die da herrlich und hochtrabend Buchstaben mißbrauchen, wollen gar nicht, daß
Wahrheit vom Auge des Lesers den Weg ins versponnene, lahme Gehirn des Lesenden findet.
Die aufgebaute Kulisse ist gerade so schmal, daß man die Unwissenden entlang der
Laternenmasten aufhängen kann.
Horizonte, die der Autor selbst nicht kennt, werden pünktlich mit der Abendsonne im Meer ersoffen, und als Naturgesetz dargestellt.
Was mich zunächst an Bernhardt störte, waren das alberne aber wohl zeitgemäße Pseudonym
und der unleugbare christliche Unterbau, der sich von Anfang an aufdrängte.
Vermutlich bin ich da besonders sensibel, weil ich heute jeden künstlich emporhebe,
der auf Gottessuche ist - einfach, weil der Rest es nicht zu sein scheint.
Aber dieses Jesus-Genöle ist mir echt zuwider. Liebe Leute, aber voll im Parteiprogramm.
Das ist so ätzend, als währe jeder Patriot oder Revisionist automatisch leidenschaftlicher
Befürworter von Verbrechern und Verbrechen dazugehöriger Epoche.
Gegen das, was ich bei modernen Baptisten an Abendveranstaltungen genießen durfte,
waren die Nürnberger Parteitage vermutlich weniger huldigend und beeinflussend.
Weiters fiel mir bei Abd-Ru-Shin auf, daß er hochtrabend vermeint, daß alle, die derweil nicht suchen, schließlich den letzten Zug verpaßt hätten, und schließlich und endlich der totalen
und völligen Verdammnis anheimfielen.
Diese elitären Verwünschungsabsichten klingen mir verdammt auch nach Karl May oder
den lustigen Geschichten rund um den wüsten Sohn.
Böser, pervertierter Unsinn ist das, uns weismachen zu wollen, wir hätten nur eine Chance, und könnten alternativ in der totalen Nicht-Existenz enden.
Nichtexistenz ist nicht existent. Es ist, Du bist, es ist. Schließlich bleibt alles.
Mir erschließt sich noch nicht so ganz, warum sich rund um die Jahrhundertwende 1800 zu 1900
so dermaßen viel neues Altes "Wissen" in Europa konzentriert hat.
Lag es am Heroin, am Kokain? Oder war es einfach nur Mode?
Ob Blavatsky, Steiner, Crowley, oder Fortune - allesamt war ihnen die christliche
Schreckensbotschaft nicht im Wesen fremd.
Der sich in der Zeit entwickelnde Okkultismus ist so ungreifbar wie unabhängig vom
Christenkonstrukt, wie die Butter vom Brot.
Letztlich findet sich meines Wissens nach, nicht viel besseres, daß Wissen unabhängig
von christlichen Dogmen endlich sammelte, und - oh, einen Spuk draus machte.
Es war die Zeit dafür. Echt?
Vermutlich sind fast alle der vermeintlich aufklärererischen, heilvollen Schriften nur
Auswüchse, extravaganter Personen, die in Wollen und Wissen etwas ihrem
kulturellen Korsett enthüpfen durften.
Viele Lehrer der großen allumfassenden Lehre verstarben recht schmucklos, ohne ihr
Wissen je demonstriert zu haben.
Es ist wie mit dem Gold machen:
Bibliotheken platzen davon, bewiesen hat es nie einer, und verstehen kann man das
geschriebene Wort eh nicht.
Das einzig Eindrucksvolle aus alten Seilschaften sind tatsächlich existierende Kartelle,
wenn man es betriebswirtschaftlich ausdrücken möchte.
Blendwerk, Verschwörung, Irrlehre und Scharlatane, Verschwörung und Vorenthaltung wahren Wissens - es drückt wie ein Schuh.
Warum sollte ausgerechnet Crowley, der mit umtriebig und narzisstisch wohl noch viel zu liebevoll beschrieben ist, ausgerechnet mindestens das sein, was er vorgab zu sein?
Seine Bildung war wohl nicht ohne. Und entsprechende rationale Intelligenz vorausgesetzt,
kann ich mit einem Lachen die halbe Menschheit in die Irre führen.
Ich bitte jeden, der involvierter ist, als ich es bin, mich beflissentlich zu korrigieren,
aber ich suhle mich in Literatur nur wie ein Schwein im Dreck, und bin zu dumm um zu verstehen.
In Weimarerzeiten gab es Bilder von in der Luft schwebenden Menschen, und besonders
Begabte, wie heute - ersonnen besondere Effekte.
Heute liegen die Leute auf Backöfen, auf der Parkbank oder auf dem Kaninchenstall und
erwarten via Fratzenbuch Zuspruch. War es damals so völlig anders als heute, in menschlichen Gehirnen?
Das angeblich verständlichste Buch Crowleys, aus seiner "Spätphase" erfaßt einen
fortwährenden Briefwechsel seinerseits mit einer passionierten Dame.
Ich, als der ich bin, erfährt da nur gelangweilt die egozentrische verbale Selbstbefriedigung
eines perversen, aber sehr gebildeten Narzissten.
Nicht Praktisches, nichts Lebensnahes, nichts in Herz gehendes erfuhr ich da.
Vielleicht bin ich zu doof.
Revolution! Weg vom Geschrieben Wort.
Ich gehe jede Wette ein, daß Gr0ßmeister Bernhardt, bei aller Eloquenz später
doch den selben Weg gehen mußte, den wir alle gehen müssen, und es vermutlich
schon oft und lange taten.
Wenn am Ende nichts von allen Religionen bliebt, ist mehr Platz fürs Fühlen.
Warum sonst sollten wir, zerbrechlich und unbefriedigt in Fleisch und Blut
um unsere eigene Achse rotieren?
Dieser Beitrag ist ausgesprochen antireligiös. Gott ist, wir sind... feddich
Keine Angst!
Mit liebevollen und schmerzhaften Grüßen
Fenrizwolf