ein sehr gutes Beispiel für fragwürdige Propaganda mit Hirnmüll: Pater Ellerhorst (Schauungen & Prophezeiungen)

Baldur, Freitag, 06.01.2017, 14:32 (vor 2906 Tagen) @ Baldur (4131 Aufrufe)
bearbeitet von Baldur, Freitag, 06.01.2017, 14:56

Hallo, Dannylee,

nehmen wir mal Zitrones Beitrag an Dich:

Visionen zur Endzeit – Ein kath. Pfarrer

Ein katholischer Pfarrer an der Grenze von Baden und der Schweiz vernahm im Jahre 1923 bei der Danksagung nach der hl. Messe folgende Worte: "Der Norden Deutschlands wird bolschewistisch werden. Auch Westfalen wird in die Hände der Bolschewisten fallen. Es werden dann schwere Kämpfe mit den Franzosen am Niederrhein stattfinden wobei Köln hart heimgesucht wird. Aus dem Süden Deutschlands wird ein aus Süddeutschen und Österreichern gebildetes Ordnungsheer anrücken, das anfangs klein, immer mehr Zuwachs bekommen wird. Im Verein mit den rheinischen und französischen Truppen wird es die Bolschewiken, Russen und Preußen vollständig niederwerfen.

Am Originalort steht zur Quelle:

Prophezeiungen über das Schicksal Europas, P. Ellerhorst

Jetzt nehmen wir das Jahr 1923, die pöhsen Bolschewiki, und Ellerhorst...und was fällt uns da ein?

Der ominöse Kugelbeer:

„Visionärer Bauer aus Lochau bei Bregenz in Vorarlberg.
Text nach Aufzeichnungen von P. Ellerhorst O.S.B, auf Grund von 1922 gemachten persönlichen Befragungen des Sehers. Die Visionen geschahen im Traum und später auch im Wachzustand in filmartigen, farbigen Bildern. Eine klare Stimme forderte zum Aufschreiben des Geschauten auf.

.....

3. Über Nacht kommt die Revolution der Kommunisten, verbunden mit den Nationalsozialisten, der Sturm über Kloster und Geistliche. Die Menschen wollen es, zuerst nicht glauben, so überraschend tritt es ein. Viele werden eingekerkert und hingerichtet. Alles flieht in die Berge, der Pfänder ist ganz voll Menschen.
Wie ein Blitz von heiterem Himmel kommt der Umsturz von Rußland her zuerst in Deutschland, dar auf in Frankreich, Italien und England. Allerorts ist Aufruhr und Zerstörung. Der Seher sieht an einem Ort eine lange, breite Straße, von Soldaten umsäumt, darin Jung und Alt, Frauen, Kinder, Greise. Am Straßenrande steht eine Köpfmaschine, die der Oberhenker durch einen Druckknopf in Tätigkeit setzt, zu beiden Seiten von je zwei Henkern unterstützt. Alle diese Menschen werden enthauptet, Es fließt so viel Blut, daß die Köpfmaschine 2 bis 3 mal versetzt werden muß.
...
Brand von Paris. Marseille wird von der Finsternis von einer Meeresflut in einen tiefen Graben, der sich um es gebildet hat, geschwemmt.

.....

6. Mord in Rom. 3-4 m hohe Berge von Leichen von Geistlichen und Bürgern. Der Papst Pius XII – als solchen erkennt der Seher ihn an seinen Gesichtszügen – flieht mit 2 Kirchenfürsten auf Nebenwegen zu einer alten Kutsche und in ihr über Genua in die Schweiz.

...Den großen Monarchen begleitet ein Heer von Engeln unter Anführung des hl. Michael, der vom Seher in prächtiger Waffenrüstung und höher Gestalt geschaut wird. Der Monarch besiegt alle seine Feinde. Auf dem Rückzug nach Italien kommen Papst und Kaiser nach L., wo der Seher ihnen die Hand drückt.

Haben da zwei fast das Gleiche gesehen? Oder entsprangen beide der blossen Phantasie Ellerhorsts, und weil doppelt genäht besser hält, zaubert er noch einen namentlich ungenannten Pfarrer aus dem Zylinder, der das Gleiche gehört haben will.

Oder gab es die Vorfälle, die Personen tatsächlich, und hatten sie diese Visionen?

1922/1923: das ist die Zeit des Marsches von Hitler auf die Feldherrenhalle, der Hyperinflation, und nur rund 5 Jahre nach der kommunistischen Räterepublik, ausserdem war ebenfalls die bolschewistische Revolution in Russland 1917 noch in gedanklicher Reichweite. Das Versailler Diktat, die Rheinlandbesetzung durch die Alliierten bzw. Franzosen, das war damals die Tagesordnung und das Tagesgespräch.

Dass man sich damals solche Gedanken machte, ist völlig logisch.

Nur sind jetzt rund hundert Jahre vorbei, und nichts dergleichen ist eingetreten. Absolut nichts - anderes Schlimmes dagegen durchaus.

Dass man diesen Uraltkrempel heute trotzdem noch ernst nehmen kann, ist mir völlig schleierhaft, passt aber perfekt zu dem von Dir genannten Beispiel mit dem Aktienkurs - es muss wahr sein, also muss es viiieeeel später genauso kommen. Ganz bestimmt.

Seufz.

Der geschaute Papst lebt schon ewig nicht mehr, und auch Kugelbeer wird dem Papst und dem Kaiser bei der Durchreise in Lindau nicht mehr die Hand schütteln. Das war doch schon damals reiner Unsinn, jetzt ist es aber völlig unmöglich geworden.

Eine Nachbarin erzählte mir kürzlich, sie fühle sich mit ihrem katholischen Glauben wohl, weil er ihr Halt gäbe im Leben. Hinterfragen will sie ihn nicht, der Halt sei ihr eben wichtig.

Klar, wenn man an etwas bedingungslos glaubt, dann gibt das Halt. Ob es nun die Parteiführung ist, oder der grosse Monarch, oder der Ortsverband, oder der Pfarrer, oder die alte Weissagung, dass schon alles gut werde....

Ich stelle dennoch die Frage, ob das allen Ernstes sinnvoll und zielführend sein kann. Es kommt mir vor wie das Trommeln im Wald, um die rosaroten Elefanten zu verscheuchen.

Beste Grüsse vom Baldur


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