Diese Vorurteile! (Schauungen & Prophezeiungen)

Ranma, Samstag, 29.09.2018, 18:06 (vor 2208 Tagen) @ Taurec (7136 Aufrufe)

Hallo!

1. Wir haben mit den paar Schauungen, die wir kennen, noch immer massivste Lücken im Geschehen. Daß China scheinbar keine große Rolle spielt, muß an sich noch nichts bedeuten.

2. Wenn es bei uns kracht, kracht es global. Dann sind nicht nur 700 Millionen Europäer, sondern auch mindestens eine Milliarde Chinesen tot.
Die ganze Menschheit lebt in einem Kartenhaus aufeinander bezogener Rohstoffverwertungs- und Produktionsketten, das bei massiven Störungen nicht in der Lage ist, die Ernährungsbedürfnisse einer Milliardenbevölkerung zu bedienen, die durch diese technischen Möglichkeiten überhaupt erst herangezüchtet wurde. Eine ausreichend schwerwiegende Störung, sei sie durch einen sich selbst verstärkenden Niedergang der Weltwirtschaft, einen Weltkrieg oder Naturkatastrophen verursacht, könnte meines Erachtens dazu führen, daß die Menschheit wie mit 200 Sachen auf der Autobahn die Kontrolle verliert, rechts und links zwischen den Leitplanken schlingert und sich schließlich durch die eigene Wucht überschlägt.
Ein solcher Verlust wäre auf jeden Fall mit dem Ende aller politischen Weltmachtsambitionen verbunden, und zwar für viele Generationen.

3. Die fernöstliche Mentalität scheint nicht so expansiv zu sein, wie die faustische/abendländische/amerikanische.
So hatten die Chinesen im Laufe ihrer Geschichte alle Gelegenheit, noch vor den Europäern zur globalen Kolonialmacht zu werden. Spekulationen gehen dahin, daß Chinesen bereits im 5. Jahrhundert über den Pazifik kommend "Fusang" entdeckten, das mit Amerika identifiziert wird. Des weiteren wird spekuliert, daß Zheng Hes Schatzflotte vor Amerika kreuzte. Ob es zutrifft, sei dahingestellt. Die technischen Möglichkeiten waren zweifellos vorhanden, der Durchbruch trat aber nicht ein.

Meine Zustimmung zu 1. und 2. und mein Danke dafür, daß ich mich jetzt nicht mehr mit der chinesischen Entdeckung Amerikas befassen muß. Nachdem ich keine echten Schauungen aus China fand, dachte ich so zu mir: „Schreibst halt ein Buch über etwas anderes. Vielleicht über die chinesische Entdeckung Amerikas?“ Aber Pferde im Nordamerika des fünften Jahrhunderts christlicher Zeitrechnung und dazu noch die Bekehrung der Ureinwohner zum Buddhismus? In einem kritischem Forum wie diesem hier, landete so etwas ohne Umschweife in der Tonne. Also kann ich mir jegliche weitere Recherche sparen. Die Routen Zheng Hes sind mindestens so gut dokumentiert wie die Magellans oder Vasco da Gamas, daher kann man ausschließen, daß Zheng He auch nur in die Nähe des amerikanischen Doppelkontinents kam. Ich wundere mich darüber, daß gerade du die Entwicklung zu einer Kolonialmacht als Durchbruch betrachten würdest.

Desgleichen führte etwa die Entwicklung des Schwarzpulvers in China nicht zu einer technischen Revolution wie im Abendland.

Hier muß ich aber widersprechen, denn korrekt sollte es heißen: In China wurde das Schwarzpulver entwickelt. Das Abendland hat lediglich das Rezept dafür von den Chinesen gestohlen. Anwendungsmöglichkeiten gelangten von den Chinesen erst zu den Arabern und von denen aus ins Abendland. Von Entwicklung oder technischer Revolution im Abendland kann keine Rede sein. Überhaupt haben die Abendländer die meisten ‚ihrer‘ Erfindungen direkt von den Chinesen abgekupfert.

Allgemein scheinen die Asiaten seelisch mehr in sich zu gehen, bzw. in sich zu ruhen. Es zeigt sich in ihrer ganzen Lebenshaltung, ihren Ritualen und Philosophien, z. B. dem japanischen Budō, das mehr eine innere Schulung ist. Die Chinesen dürften nur unwesentlich anders empfinden.

Wenn du einem einfachen Chinesen auf der Straße erzählst, daß er eigentlich wie ein Japaner ist, dann ist es sofort vorbei mit der inneren Ruhe.

Dahingegen ist das Abendland auf äußere Dominanz ausgerichtet. Man sollte aber davon Abstand nehmen, die eigenen Beweggründe als allgemeinmenschlich mißverstehend auch fremden Völkern zu unterstellen.

Das hatte ich auch bereits gesagt.

Spengler vermutet, daß nach dem Untergang des Abendlandes die "farbigen Völker", die in unsere Entwicklung hineingezogen wurden, die Technologie wieder fallen lassen, weil sie ihnen kein inneres Bedürfnis sei. Sie verwenden sie, um in einem kulturell und zivilisatorisch vom Westen geprägten Umfeld bestehen zu können. Allerdings sind deren Innovationen keinem hehren Entdeckergeist geschuldet, den der faustische Mensch allein um seiner selbst willen pflegt.

Da fragt man sich natürlich, warum der faustische Mensch so gerne auf chinesische Erfindungen (Fernrohr, Kompaß, Papier, Schießpulver, Buchdruck) zurückgriff und sie sogar verlogenerweise als eigene ausgab, statt die auch wieder fallenzulassen, weil der faustische Mensch für solche Erfindungen schließlich nicht Chinese genug sein kann.

Dem entsprechend ist nach dem Ende der gegenwärtigen Epoche mit einem graduellen oder rapiden technischen Rückschritt zu rechnen. Der hohe Organisationsgrad, der heute zu beobachten ist, wird nicht wieder erreicht werden. Die technischen Möglichkeiten schwinden auf ein vorindustrielles Niveau, das von kleinen, regional organisierten Bevölkerungen aufrechterhalten werden kann. Von dort ausgehend werden ohne Notwendigkeit keine Anstrengungen mehr unternommen, eine technische Höherentwicklung zu erreichen.

Das halte ich auch für wahrscheinlich. Wobei man den Untergang des Abendlandes zur Zeit schon beobachten kann. So berichtet Danisch auf seinem Blog immer mal wieder von Beschwerden über sexistische Mikrophone oder rassistische Kameras. Das Verständnis des faustischen Menschen für die von faustischen Menschen entwickelte Technik rast mit einem Höllentempo auf die Nullinie zu. Sogar die Linux-Entwicklung wurde bereits von Genderasten gekapert. Daß die sich wohlfühlen ist inzwischen wichtiger als funktionierender Code.

Wenn Chinesen in Schauungsbildern keine große Rolle spielen kann das verschiedene Gründe haben, beispielsweise:

  • Sie treten nicht wie die Amerikaner mit alle Lebensbereiche umformender "kultureller" (besser sollte man von "Lifestyle" sprechen) Dominanz auf, sondern sind mehr eine "Hintergrundmacht", welche die politischen und ökonomischen Konditionen bestimmt.
  • Sie haben kein Interesse, als aggressive Besatzungsmacht aufzutreten.
  • Sie haben nach einer globalen Cäsur nicht mehr die technischen Mittel für transkontinentale Politik, streben diese auch nicht an, sondern ziehen sich in ihre Ecke der Welt zurück und räumen dort auf.

Als Hintergrundmacht dürften sich die Chinesen selbst am ehesten sehen. Mit dem Rest (also dem hier nicht mehr zitiertem Teil) hast du leider Recht.

@Wodans Sohn:

Was meinst du mit Annektierung? Exakt solche chinafeindliche Wortwahl ist es, was die Chinesen nirgendwo auf der Welt mehr durchgehen lassen wollen! Wenn so etwas eines Tages entweder direkt durch den Moderator auch eines deutschen Forums zensiert oder du verhaftest, an China ausgeliefert und in einem Zwangsarbeitslager umerzogen wirst bis du so weit geläutert bist, solche chinafeindlichen Äußerungen nicht mehr von dir zu geben, dann hat die chinesische Regierung ihr geopolitisches Ziel erreicht und keinen Grund mehr, ihre militärischen Muskeln spielen zu lassen. Also danke für dieses Beispiel, durch das ich hoffentlich verständlich erläutern konnte wie die chinesische Regierung tickt. Unter Xi Jinping übrigens ganz besonders so, weil der Demütigungen sehr persönlich nimmt. Der ähnelt ein wenig Donald Trump in dieser Hinsicht.

Es stimmt, daß China und Ruſsland Konkurrenten sind und aufgrund äußeren Drucks eine Partnerschaft pflegen. Das war schon immer das Verhältnis zwischen China und Ruſsland, schon seit erstmals russische Kosaken bis nach China vorgedrungen waren. Das ist für Chinesen und Russen also nicht neu oder ungewöhnlich. Das wird wahrscheinlich noch jahrhundertelang so bleiben.

Gruß,
Ranma


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