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Der Wald als Urbild (Freie Themen)

Taurec ⌂, München, Donnerstag, 15.09.2022, 07:49 (vor 613 Tagen) @ Giraffus (668 Aufrufe)

Hallo!

Insbesondere die germanischen Völker haben ein tiefes, instinktives, seelisch-metaphysisches Verhältnis zum Walde. Er ist sozusagen unsere Urheimat und der Ort unserer inneren Freiheit (historisch z. B. der Varusschlacht, als unsere Vorfahren die Römer in den Wald lockten, auf ihr ureigenes Schlachtfeld, oder als Lagerstätte Robin Hoods im Kampf gegen die Obrigkeit). Ernst Jünger hat ein Buch darüber geschrieben, "Der Waldgang", in dem er dem Menschen, der gegen die totalitäre Zivilisation Widerstand leisten will, rät, geistig wieder in den Wald zu gehen, wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen (wohingegen man in der Zivilisation auf der Titanic lebt).

Wer die Bedeutung des Waldes ermessen will, erfasse sie über die deutschen Märchen. "Wer in den Wald hineingeht, kommt als anderer Mensch heraus. Der Wald dient als Symbol unterbewusster Prozesse in der menschlichen Psyche. Im Märchen ist es meistens der Wald, in dem zwischen Erfolg oder Niederlage des Hauptakteurs entschieden wird. Im Wald müssen sich die Helden unserer Märchen oft Gefahren und Herausforderungen stellen. Wenn Sie jedoch herauskommen hat eine Wandlung stattgefunden, die Protagonisten sind erst jetzt wahre Helden oder haben ihren Charakter entwickelt und ihre wahre Bestimmung erreicht. Im Wald treffen unsere Heldinnen und Helden auf so genannte Archetypen. Archetypen, das sind unterbewusste Urbilder für Verhaltensweisen oder Daseinsformen."
Wer also in den Wald geht, kommt in einer Grenzerfahrung mit seiner eigenen Natur in Kontakt und wird (nach einer initiatischen Prüfung) zu demjenigen, der er eigentlich sein soll, nachdem er von den Widernissen seines bisherigen falschen Lebens geläutert wurde.

Wenn Waldbilder in Schauungen vorkommen, sind das Reflektionen aus dem tiefen kollektiven Unbewußten des deutschen Volkes, dessen Seele sich in Gefahr zum Eigentlichen und dem Quell ihrer Kraft zurücksehnt. Die Flucht in den Wald bei Gefahr heißt, in den Schutz der Umgebung zurückzukehren, wo ein wichtiger Teil unseres Wesens entstanden ist und wir zu den Menschen geworden sind, die den Fährnissen der Welt gewachsen sind.

Wenn man solche Schauungen jedoch für bare Münze nimmt, allzu wörtlich und oberflächlich versteht, woraufhin man bei einem ausreichend großen Eindruck von Gefahr als unvorbereiteter Zivilist in den Wald rennt, weil einem die Seher das befohlen hätten, wird man natürlich gnadenlos untergehen. ;-)

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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