Guten Abend@Gecko
und Danke für Deine Rückmeldung.
Klar, so wie Du rezensiere ich üblicherweise auch einen Film oder ein Buch oder einen Kommentar. Wahrscheinlich wäre ich auch zu dem gleichen Ergebnis gekommen.
Darum geht es (mir) aber nicht. Die Frage, die sich mir stellte: Warum zerrte man nach fast 100 Jahren einen Film mit solcher Handlung, mit einer futuristischen Kulisse im Jahre 2010 ans Licht? Ich habe dahinter eine Agenda „interessierter Kräfte“ vermutet. Naja, bei einem alten Zausel wie mich stellen sich in der prädementen Phase schon mal solche Knalleffekte ein. Paranoia?
Normalerweise mag ich ja diese Art monumentaler Filme, wie z. B. auch Waterloo oder auch Spartakus oder auch Herr der Ringe nicht.
Mir liegen da eher solche kurzweiligen Italo-Western mit Haudegen wie Bud Spencer und Terence Hill oder Yul Brynner und je nach Laune auch solche schrägen Typen wie Dieter Hallervorden oder HansPeter Kerkeling, die gekonnt ihre tatsächliche Persönlichkeit erfolgreich retuschieren und verbergen können/konnten.
Eigentlich brachte mich der N.I. auf die Idee. Ich habe des Öfteren auf seinem Kanal herumgestöbert. Interessantes, Kluges und natürlich auch haarsträubenden Blödsinn war zu entdecken. Jedenfalls gab es immer Impulse für eigene Recherchen. Und wie ich finde, macht er das nicht schlecht. Neidlos: Ich könnte das nicht.
Er hatte über ein Jahr nichts auf seinem Kanal gemacht. Und die Botschaft des letzten Videos „2051 – Was kommen wird“ war wohl als sein letztes angekündigt. 2051. Hm, da wäre ich rund 110 Jahre alt. Also vom Titel war das Video für mich eigentlich nicht relevant. Eher schon für die Jüngeren in der Familie. Aber deren Sicht erstreckt sich bestenfalls auf einen Horizont von zwei, drei Jahren. Sie sind so mit ihren Alltagsproblemen vollgestopft, dass ihnen ein Blick auf die gesamtgesellschaftliche Entwicklung eher selten gelingt und sie ihre Position darin gar nicht mehr wahrnehmen. Mein Eindruck: Schlimm, aber von mir aus nicht änderbar. Also brauchte ich ihnen auch mit diesem Video nicht kommen.
Allerdings sind die Jüngsten interessierte Zuhörer bei Oma und Opa. Und die Eltern legen regelmäßig die Stirn in Falten, warum ihre halbwüchsigen Blagen dann und wann so nachdenklich sind und sie mit Fragen konfrontieren, die ein gewisses Bekenntnis verlangen und von ihnen erwartet wird, dass sie mal die Decke wegziehen und genauer hingucken.
In den unsäglich langen Monaten mit dem großen C. waren die Kontakte der Sippe auf Videotelefonie beschränkt. Besser als nichts, aber kein Ersatz für persönliche Kontakte. Garten und Garage, Boden und Keller usw. waren irgendwann fertig und perfekt aufgeräumt und die Schätze im Schnarch sortiert.
(Der Schnarch ist ein riesiger Bücherschrank, den mir mein Großvater vererbt hat. Die Türen machen beim Öffnen/Schließen herrliche Geräusche. Opa wusste immer, wenn ich trotz strengstem Verbot dort zugange war. Er hat nie geschimpft oder eine Bemerkung gemacht, aber wirkte immer irgendwie sehr zufrieden, wenn er das Geräusch gehört hatte, dabei wäre es eine Kleinigkeit gewesen, den Zustand zu verändern. Ich habe erst ziemlich spät begriffen, warum mir Opa verboten hatte, an den Schrank zu gehen und in seinen literarischen und naturwissenschaftlichen Schätzen zu stöbern. Mit meinen Kindern und Enkeln habe ich es dann genauso gemacht. Deshalb ist der Bücherschrank immer noch der Schnarch...Strenge Verbote aktivieren bei Kindern und Jugendlichen die Neugier. Hilft. Naja, in Grenzen. Wer von denen liest heute noch in Büchern? Und wer von ihnen liest überhaupt noch? Ich kenne ein paar und das macht mich irgendwie froh … ).
Also hatte ich viel Zeit übrig, Zeit, die sonst größtenteils meiner Familie gewidmet war. Zeit zum Grübeln und Zeit zum Lesen und Zeit zum Nachdenken. Zwischendurch hatte ich auch Zeit für einen heftigen Schlaganfall (alles nochmal gut gegangen 😊) und der damit verbundenen erneuten Änderung der Einstellung zu Leben und Tod und zu den gesellschaftlichen Vorgängen...
Ja, und da kommt mir vor ein paar Tagen der Norman mit seiner Metropolis-Interpretation um die Ecke ...
Inzwischen habe ich mir die Fassung des Films von 2010 besorgt. https://www.youtube.com/watch?v=XmscbGV-dEY
Der Film dauert über drei Stunden. Für den, der nicht grade Stummfilmfan ist ist er eigentlich nichts Besonderes. Die Darstellungsweise, das Agieren der Schauspieler ist eben genau so, wie Kino zur Stummfilmzeit halt war: Viel Mimik, viel Gestik, sparsame textunterlegte Dialoge.
Die Kulissen des Films sind natürlich beeindruckend. Waren wohl auch teuer genug.
Ich weiß nicht, was in der rekonstruierten Fassung von den ursprünglichen Zwischen- bzw. Untertiteln übriggeblieben ist – sie sind nunmehr englisch. Das macht es nicht einfacher herauszufinden, was das Ganze nach knapp 100 Jahren soll. Auch der verwendeten Sprache wegen werden meine (vorläufig) bestehenden Zweifeln an einer korrekten Übersetzung verstärkt, genauso wie die Suche nach etwa versteckten Hinweisen.
Das Bildmaterial ist handwerklich sehr ordentlich aufgearbeitet worden, die Tonqualität ebenso.
Hehe, was erwarte ich eigentlich.
Nochmal: Warum wurde also ein Film mit diesem Inhalt nach so langer Zeit hervorgekramt? Nun, es sieht inzwischen so aus, dass mit der Überarbeitung des Filmwerkes entgegen meiner ursprünglichen Annahme KEINE Agenda verfolgt, sondern ein deutsches Kulturgut restauriert und gesichert wurde. Insoweit habe ich mich also geirrt.
Dennoch:
Es ist nicht gerade beruhigend Bilder zu sehen, die vor fast hundert Jahren eine zukünftige Gesellschaft gezeichnet haben, deren Details damals weitestgehend Phantasieprodukte waren, aber heute erschreckend real sind.
Den Film bis zu Ende gedacht, lässt er eher nichts Gutes erahnen. Aber bestimmt irre ich mich schon wieder.
lieben Gruß
von Nullmark
PS.
Wenn Dich die Geschichte interessiert, schaue mal hier hin: https://cyranos.ch/metrop-d.htm
Es gibt noch eine Reihe anderer Hinweise und Veröffentlichungen aus dem Jahre 2010, zum Beispiel https://zeitgeschichte-online.de/geschichtskultur/complete-metropolis und ebendort als Fußnote eine Rezension nach der Premiere im Jahre 1925 https://static.nzz.ch/files/4/1/3/metropolis_1.3943413.pdf
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