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Sezierung der letzten beiden Sätze: mehrere Möglichkeiten (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Dienstag, 12.02.2013, 13:37 (vor 4318 Tagen) @ Ulrich (20940 Aufrufe)

Hallo!

Ich meine bei Troll gelesen zu haben, daß er den Text anders gegliedert sieht und darum den 112. Spruch von einem vorherigen Einschub trennt, also so:

"In persecutione extrema Sancta Romana Ecclesiae sedebit."
dann erst
"Petrus Romanus, qui pascet oves in multis tribulationibus, quibus transactis civitas septicollis diruetur et judex tremendus judicabit populum suum. Finis."

Deshalb vertrat er den Standpunkt, die Liste könne nicht zur Bestimmung eines Zeitrahmens für "Petrus Romanus" benutzt werden, weil sie - vorsätzlich - nicht vollständig sei und er wegen des Einschubes eine unbekannte Anzahl weiterer Päpste vor "Petrus Romanus" für möglich hält.

Die Formatierung des Endes des Textes scheint die Trennung zu stützen.

Siehe das Original im "Lignum Vitae".
(Der letzte Satz, der über alle drei Spalten geht, sagt übrigens nur aus, daß die Zuordnung der Päpste zu den Devisen vor 1590 nicht durch Malachias vorgenommen wurde, sondern durch Alphonso Giacone, der die Prophezeiung interpretierte. Wer das war, weiß ich nicht. Nur scheint es etwas fragwürdig, daß er eine Prophezeiung ex eventu interpretiert haben will. ;-) )

Formatierung etwa so:

Gloria Oliuæ.
In psecutione. extre-
 ma S.R.E. sedebit.
Petrus Romanus, qui
 pascet oues in mul-
 tes tribulationibus:
 quibus transactis ci-
 uitas septicollis di-
 ruetur, & Iudex tre
 medus iudicabit po
 pulum suum. Finis.

=> Das sind tatsächlich zwei Sätze, die wir jedoch immer wie einen übersetzen, weil dem zweiten ansonsten das Prädikat zu fehlen scheint, dem ersten das Subjekt.

Für die getreue Übersetzung sehe ich zwei Möglichkeiten, wobei die zweite noch nie bedacht wurde:

1. Möglichkeit

Ruhm des Ölbaumes.
In Verfolgung. äußer-
 ster der Kirche wird er sitzen.
Petrus Romanus, der
 weiden wird die Schafe in vie-
 len Drangsalen:
 durch welche durchgeführt die Bür-
 gerschaft des Siebenhügel zer-
 stört werden wird, & der Richter furcht-
 barer wird richten sein
 Volk. Ende.

Ein Indiz für einen fehlenden Einschub erkenne ich darin nicht.

Der erste Satz ("...sedebit") könnte sich auf Gloria Olivae beziehen oder Petrus Romanus. Das ist nicht klar. Klar ist lediglich, daß er kein Subjekt nennt, sondern nur im Verb eine dritte Person im Singular andeutet.

Dem zweiten Satz fehlt hingegen das Prädikat, da alle weiteren Nebensätze sind.
Wenn man so wenig Information wie möglich künstlich generieren will, dürfte man nur übersetzen (die Nebensätze etwas freier):
"Petrus Romanus ist es, der die Schafe in vielen Drangsalen, durch deren Stattfinden Rom zerstört werden wird, weidet und der furchtbare Richter wird sein Volk richten."

1(a):
Petrus Romanus als Papstnamen zu deuten, ist völlig abwegig, denn warum sollte ausgerechnet hier ein Klarname stehen, wenn die Liste durchgängig nur Symbole aufzählt? Daher halte ich die Annahme, daß Petrus Romanus nur eine weitere Devise im Sinne der anderen ist, für logisch. Vielleicht liegt der Gedanke zugrunde, daß der Endzeitpapst Eigenschaften des ersten Papstes haben müßte.

Es ergeben sich zwei Deutungen: Daß entweder die Verfolgung der Kirche bereits unter Gloria Olivae beginnt oder erst unter Petrus Romanus. Die gängigen Übersetzungen ziehen das letzte stets der ersten Variante vor.

1(b):
Eine weitere Deutungsvariante sehe ich, wenn man annimmt, daß Petrus Romanus nur ein anderer Begriff für das Papstamt sei (da Petrus der Fels ist, sind alle seine Nachfolger ebenfalls Petri). Es hätte allerdings wenig Sinn, den Satz lediglich so zu verstehen, als würde ein Papst die Schafe am Ende der Zeit weiden, denn die Aussage wäre wegen ihrer Trivialität völlig überflüssig. Das Vorhandensein irgendeines Papstes ist logische Voraussetzung.
"Petrus Romanus" (= "ein römischer Papst") müßte daher einen bestimmten Papst meinen. Die einzige vorhandene Möglichkeit wäre Gloria Olivae, was gestützt wird, indem der erste Satz eigenständig steht und auch auf Gloria Olivae beziehbar ist. Gloria Olivae und Petrus Romanus wären ergo ein und dieselbe Person, wobei der Zwischensatz ("...sedebit") sozusagen eine Brücke zwischen beiden bildete!

=> Gloria Olivae, der in der Verfolgung regieren wird, der Papst, der seine Schafe in den Drangsalen hüten wird, usw.

Damit wären wir aber schon mit Ratzinger am Ende angelangt und alles nun folgende würde nicht mehr zu Malachias passen.

2. Möglichkeit

Ruhm des Ölbaumes.
In Verfolgung. äußer-
 ster wird die Kirche sitzen.
Petrus Romanus, der
 weiden wird die Schafe in vie-
 len Drangsalen:
 durch welche durchgeführt die Bür-
 gerschaft des Siebenhügel zer-
 stört werden wird, & der Richter furcht-
 barer wird richten sein
 Volk. Ende.

S.R.E. kann nämlich sowohl für Sanctae Romanae Ecclesiae, als auch Sancta Romana Ecclesia stehen. Es kann sowohl Nominativ und damit Subjekt des Satzes, als auch Genitiv zu p(er)secutione sein. Im Falle des Nominativs ermangelte der Satz keinesweges eine Subjektes.
Das hieße: Nach Gloria Olivae wird die Verfolgung der Kirche beginnen. Dieser Satz wäre ein eigenständiger Einschub zur Erklärung des Endes der Liste, der selbst auf keinen Papst bezogen ist.

Petrus Romanus wäre weiterhin nicht als Papstname zu deuten, sondern müßte wie Gloria Olivae eine Devise sein und wäre tatsächlich nicht mit Gloria Olivae identisch, sondern ein eigenständiger Papst, dessen Devise durch Nebensätze erweitert wurde.

Wie man davon aber auf den herausgenommenen Einschub einer unbekannten Zahl weiterer Päpste kommt, ist mir schleierhaft. Der Text gibt das nicht her.

Diese Ausführungen sagen natürlich nichts über die Echtheit des Malachias aus, sondern eröffnen lediglich Möglichkeiten, was der Autor der Zeilen, sei er Erfinder oder Seher gewesen, auszudrücken im Sinne gehabt haben könnte.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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