Guten Tag WG und hallo Mirans.
Vorab: Grundsätzlich stelle ich niemandes Haltung in Frage. Auch die Eure nicht, denn auch ich kann partiell oder zu 100 % daneben liegen. Welche Argumentationsrichtungen Ihr für zutreffend haltet, ist selbstredend Eure Sache. Folgt also weiterhin Eurer Überzeugung und Eurem Gefühl.
Wenn ihr irritiert seid, war genau das meine Absicht.
Zugegeben, eine einfache Antwort fällt mir wegen der Komplexität der Angelegenheit nicht leicht. Das hat wohl mit meinem generellen Verständnis vom Umgang mit unbefriedigenden Lösungen zu offenen Problemen zu tun.
Wir finden im Bereich der Präkognition einen der
Zitat:„ … wissenschaftlich zwar zugänglichen Modi der zeitlichen Modallogik, der Faktizität und der Möglichkeit, als einen dritten, unserer Wissenschaft bis heute unzugänglichen Modus.“
Dies meinte Carl Friedrich von Weizäcker in den 50ern und bezeichnete diesen Bereich als „zeitüberbrückende Wahrnehmbarkeit“. Er räumte also ein, dass es weder eine Theorie gibt, die die Möglichkeit und die tatsächliche und nachweisbare Gegebenheit beinhaltet, die ähnlich wie die Quantentheorie über die Grundbegriffe der klassischen Physik hinaus geht.
Leider war von Weizäcker später nicht (mehr) bereit, sich weiter darüber auszulassen. Er meinte nur, es wäre nicht gut und es gäbe Wichtigeres.
Vielleicht wusste er tatsächlich mehr als er zugab. Aber außer dieser Anmerkung ist auch im Schrifttum nichts Erhellendes zu finden. Ich denke, viel weiter sind wir bis heute auch nicht gekommen. Oder habe ich etwas übersehen?
Der in einer Diskussion zwischenzeitlich erreichte Konsens kann sich schon mit einem weiteren Argument auflösen. Es verbleibt immer ein mehr oder weniger umfangreicher spekulativer Rest, der die gefundene Antwort wieder auf den Kopf stellen kann. Dieser spekulative Rest ist n. m. M. bei Schauungen extrem hoch. Und dafür gibt es eine ganze Reihe von Gründen, die zum Teil schon diskutiert wurden. Ich füge nur weitere an.
Interpretationsirrtümer verweisen doch ziemlich klar auf den diffusen Nebel, in dem wir uns mit der Bestimmung der Relevanz der Schauungsinhalte bewegen. Das ist auch nicht verwunderlich, denn eine Interpretation stellt immer ein Wirrwarr von subjektiv als plausibel angesehenen Deutungen dar.
Ob die Irrtümer tatsächlich ausgeräumt sind oder wir uns auf neue eingelassen haben, wissen wir doch gar nicht! Wir haben uns doch mangels besserer Erklärung lediglich auf eine bestimmte Lesart geeinigt und GLAUBEN nunmehr richtig zu liegen!
Das kann schon sein. Dies genügt (mir) aber nicht, wenn die dahinterstehende Logik nicht stimmt! Einen Sinn ergibt eine Schauung doch nur dann, wenn die Menschen vor einem Ereignis ihre Entscheidung treffen können, ob sie handeln sollen oder ob ein letztes Halleluja reicht. Sonst schmort der Seher im eigenen Saft und die Schauung ist ohne Zweckbestimmung. Die Natur handelt immer unbeirrt zweckbestimmt.
Wie soll das gehen, wenn zu Schauungen, die auf zukünftige Ereignisse abgestellt sind, Zusammenhänge erst nachträglich konstruiert werden müssen? Abfall Mitteldeutschlands und Russeneinmarsch korrelieren ganz gut. Vulkanismus und Tsunami auch. Aber eine Kreuz- und Querverbindung zwischen diesen nicht mehr. Mit den vorliegenden Erklärungen bewegen wir uns doch wohl auf sehr dünnem Eis.
Oder sehe nur ich das so?
Ich hatte schon auf die Periodizität aller Ereignisse in unserer Raum-Zeit-Dimension hingewiesen. Diese Periodizität ist ein Naturgesetz und sie hat immer Zeitbezug.
Ein gesellschaftlich relevantes Ereignis kann demnach unter irdischen Bedingungen nicht „neu“ sein. Es muss im Laufe der Vergangenheit mindestens in den Grundzügen schon mal da gewesen sein und eine Information ist dazu irgendwo abgelegt. Dieser Ansatz muss n. m. M. für auch die Relevanz einer Schauung maßgebend sein.
Bisher interpretieren wir nur und analysieren nicht, ob das geschaute Ereignis periodisch auftritt, wie lang diese Perioden sind und welche Überlagerungen oder Unterzyklen anderer Ereignisse dazu passen. (Beispielhaft s. a. http://de.wikipedia.org/wiki/Kondratjew-Zyklus oder http://de.wikipedia.org/wiki/Sonnenfleck#Zyklen ). Im Ergebnis kämen wir wahrscheinlich ein Stück weiter.
Ich will mal auf eine Meldung von http://russia-ic.com/news/show/13717#.T0LU0XnEH1V verweisen. Der Physiker H. I. Abdussamatow vom Pulkow-Institut der russischen Akademie der Wissenschaften äußert sich hier zur Zukunft der Klimaerwärmung. Seine Schlussfolgerung folgt logischen Gesetzmäßigkeiten und historischen Gegebenheiten und erreicht wegen der berücksichtigten Periodizität ein höheres Maß an Wahrscheinlichkeit, als alle anderen Prognosen und Modelle zur Klimaerwärmung zusammengenommen.
Was hindert uns daran, Abdussamatows Postulat als Schauung zu bezeichnen?
Klar. Nach der forumseigenen Definition geht das nicht. Aber gesetzt den Fall, Abdussamatow SIEHT das richtig – was ist dann mit den Schauungen zum Kältesommer und dem dazugehörigen Rest, den die hier bekannte Schauung beinhaltet?
Sind dies logische Folgen oder ist eine neue Interpretation der Schau nötig oder gar ein Blick die Tonne fällig?
Auch das Bestehen von Gesellschaftssystemen ordnet sich Zyklen unter. „Große Reiche kommen und gehen. Macht und Ohnmacht, Glanz und Elend, Größe und Bedeutungslosigkeit liegen oft dicht beieinander.“ (aus: Imperium - Die letzten Tage von Peking. ARD-Phoenix, 15.11.2013). Hier dürfte Vergleichbares gelten.
Dies verleitet natürlich zu einem Umkehrschluss.
Fehlt die Periodizität, muss auch die jeweilige Schauung verfallen.
Die Quälerei, den Zeitpunkt des Eintretens einer Schau zu bestimmen, wird umso mehr vergeblich sein, je größer der zeitliche Abstand zwischen Schauung und dem Auftreten als Ereignis in der Realität. Also je länger die Perioden sind, desto unwahrscheinlicher ihr unmittelbarer Eintritt.
Wenn die Schauung weit zurückliegt, ist auch die Wahrscheinlichkeit einer unvollständigen und damit Sinn entstellenden Darstellung schon an der Quelle sehr hoch. Das wurde hier schon mehrfach herausgearbeitet. Gleichzeitig muss man gucken, ob weitere geschaute Ereignisse Elemente der Ursprungsschau sind oder die Fortschreibung sich aus logischen Schlüssen des Sehers oder der Phantasie seines Protokollanten ergibt. Wo dies abzugrenzen und was im Kern dann noch als Schau zu betrachten ist, bleibt nicht ohne Auswirkung auf die zu betrachtenden Inhalte. Es ist fraglich, ob diese Abgrenzung überhaupt gelingt. Ansatzweise haben wir dies vor kurzem bei Irlmaier/Adlmaier mehr oder weniger erfolgreich versucht.
Nun setzen wir eben dort mit der Interpretation an, um aus den verbliebenen Fragmenten die ursprünglichen Schauungsinhalte zu rekonstruieren und um von da auf die gesellschaftliche Relevanz zu schließen.
Damit unterliegt aber die Schauung einer spekulativen Betrachtungsweise aus heutiger Sicht, die nicht identisch ist, mit der, die unmittelbar zum Zeitpunkt des Eintretens des geschauten Ereignisses zu gelten hat, d. h. mit heutigen Maßstäben beurteilt, erwarten wir einen besonderen Wein, von dem eben gerade eine Rebe gesetzt wurde. Das geht immer besser, je näher der Zeitpunkt der Lese rückt. Obwohl wir inzwischen von besseren Rebsorten wissen und diese gepflanzt haben, ist dies (die Vergangenheit) nicht mehr zu ändern. Und selbst da kann ein Frost als plötzliches Ereignis alles auf den Anfang zurücksetzen oder auch einen Kaiserwein bescheren. Oh, welch grandioses Ergebnis!
Wie kann man also unter diesen Umständen gültige Ergebnisse erhalten?
Es liegt auf der Hand: Je länger ein Zyklus andauert desto mehr muss sich die Gültigkeit einer Schauung auf Zufallstreffer reduzieren und umgekehrt. Dennoch kann die Quote schon ziemlich hoch erscheinen, weil die Zahl nichteingetroffener Schauungen je nach Gusto ausgeblendet wird.
Aber das ist nur meine Meinung und die ist nicht maßgebend, weil derzeit nicht unmittelbar belegbar.
Vielleicht sei abschließend hier der Vergleich mit der Cargo-Kult-Wissenschaft (s. a. Wikipedia) erlaubt.
Nach Richard Feynman reicht es nicht, formalen Kriterien zu genügen, ohne die teilweise absurden Inhalte zu hinterfragen.
R. F. im Zusammenhang mit der Challanger-Katastrophe).
Zitat: „ … Feynman warnte, dass Wissenschaftler zuallererst vermeiden müssten, sich selbst zu täuschen, wenn sie verhindern wollten, zu Cargo-Kult-Wissenschaftlern zu werden. Wissenschaftler sollten bereit sein, ihre eigenen Theorien und Resultate in Frage zu stellen.“
Sollten wir vielleicht auch tun, von Zeit zu Zeit wenigstens.
@WG und @Mirans
Könnt Ihr mit dieser Antwort leben?
Gruß
Nullmark
P.S. In eigener Sache:
Vorläufig werde ich hier keine Beiträge mehr verfassen.
In den nächsten Wochen sind hier Sommerferien und da haben die wunderschönen Aufgaben als Großvater und Uropa Vorrang.
@Ulrich
Alles in Ordnung. Alles gut. Gruß.
Und Tschüss.
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