Kaiser-Schmarrn (Schauungen & Prophezeiungen)

Ulrich ⌂, München-Pasing, Freitag, 13.03.2015, 02:00 (vor 3571 Tagen) @ Taurec (5409 Aufrufe)

Hallo,

Die französischen Prophezeiungen über den großen Monarchen, über die Melito San Miguel ein ganzes Buch geschrieben hat, kann man wohl samt und sonders vergessen.

Melito San Miguels Buch ist m.W. nur in französischer und niederländischer Sprache erhältlich. Überblick in deutscher Sprache mit Rückblick auf die Quellen:

Bernheim, Ernst:
"Mittelalterliche Zeitanschauungen in ihrem Einfluss auf Politik und Geschichtschreibung. Vol. 1: Die Augustinischen Ideen. Antichrist und Friedenfürst. Regnum und Sacerdotium."
1918, Tübingen
freies pdf:
https://archive.org/details/mittelalterliche00bernuoft

Hannes Möhring:
"Der Weltkaiser der Endzeit. Entstehung, Wandel und Wirkung einer tausendjährigen Weissagung." Reihe: Mittelalter-Forschungen, Band 3
; 2000, Ostfildern
http://www.thorbecke.de/der-weltkaiser-der-endzeit-p-705.html
(gebraucht unter 10 EUR)

Haben die Aussagen des Waldviertlers über den Kaiser einen echten Kern? Es ging ja bekanntlich davon aus, er selbst werde Kaiser, was zumindest bedeuten würde, daß er eine Vision dazu gehabt hätte. Es sei denn, er ist völlig plemplem.

die Ösis haben zum Thema großer Monarch eine ganz eigene Variante entwickelt:

"In der „Alectryomantia“ (1681) berichtet etwa Johann Prätorius von der Vorstellung, Kaiser Karl der Große, dessen Bart über einen Tisch wachse, ruhe in einem Berg bei Salzburg. Sein Heer jedoch lagere neben ihm."

"...Nach dieser Schrift sei besagter Lazarus Günzner mit Hilfe eines Barfüßer-Mönchs in den Untersberg gelangt und habe dort die in einem Kloster verborgene Schriften und Weissagungen studiert, deren Inhalte er Jahre nach seiner Rückkehr preisgibt. Bei seinem Aufenthalt im Berge (den er nachts mit Mönchen zum Besuch von Kirchen verlässt) sah er eine große Menge von Menschen, mit deren Hilfe der christliche Glaube zur rechten Zeit errettet wird, und auch Kaiser Friedrich, der auf dem Walserfeld entrückt wurde. Dort findet eine große Schlacht statt, sobald der dürre Birnbaum auf dem Walserfeld wieder zu grünen beginnt. Auf diesen hängt ein Fürst von Bayern sodann seinen Schild.
Vor diesem Ereignis jedoch gibt es Sterben, Teuerung und Kriege wegen des Unglaubens der Menschen, Siege der Türken im deutschen Sprachraum, so auch am Rhein, und Kriege der Christen gegeneinander. Nach dieser Endschlacht werden die gottlosen Menschen ausgerottet und viele Städte, darunter ebenso Salzburg, vernichtet sein
[Wer Manfred Deix geniale Portraits verinnerlicht, kann sein Mitleid in Grenzen halten]. Es wird keinen Kaiser mehr geben, es sei denn aus Gottes Gnaden."
Quelle: Maria. E. Dorninger: Mythische Endzeitvorstellungen. Der Untersberg und mittelalterliche Weissagungsliteratur. http://www.uni-salzburg.at/fileadmin/oracle_file_imports/1157260.PDF

freies pdf:
Franz Valentin Zillner: "Die Untersbergsagen. Nebst einem Abriss der Sagengeschichte überhaupt." 1861, Salzburg
https://archive.org/details/bub_gb_hR4WAAAAYAAJ

Christian F. Uhlir (Hrsg.): Im Schattenreich des Untersberges: von Kaisern, Zwergen, Riesen und Wildfrauen.
https://books.google.de/books?id=iQ3vY8TM8xAC

Gruß
Ulrich


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