Hallo Baldur,
ich lese da eine sehr resignative fast düstere Grundstimmung heraus. Korrigiere mich, wenn ich das falsch verstanden habe. Im Grunde genommen ist es bei mir ähnlich. Bin Jahrgang 1973, jetzt 42, habe aber Frau und Kinder, muss mir also noch zusätzlich Sorgen machen. Vielleicht habe ich mich deshalb schon dabei ertappt, dass ich insgeheim eine Sympathie für die Schauungen entwickelt habe, im Sinne von, irgendwann kommt der große Knall, der zwar für viele schlimme Folgen haben wird, aber anschließend herrscht eine Situation wie nach einem reinigenden Gewitter. Hätte doch was, wenn van Rensburg (oder seine Interpreten) Recht hätten. Aber die Realität ist halt eine andere und es gibt wenig Aufbauendes. Fast eine Endzeitstimmung. Es liest sich so, als wenn du glaubst, es kommt alles wie es kommen muss und eine Umkehr ist nicht (mehr) möglich. Ganz so schlimm sehe ich es nicht, ich habe noch eine gewisse Hoffnung, dass sich die Dinge wieder zum Guten wenden könnten. Das liegt vor allem daran, dass ich schon alt genug bin, dass ich die Wende bewusst miterlebt habe (als Wessi). Ich kann mich an einen mehrseitigen Artikel in der Bild am Sonntag erinnern, die mein Opa damals immer las. Dort gab es Zeichnungen und Fotos von neuen (angeblichen) sowjetischen Wunderwaffen. Mich hat da damals sehr beeindruckt, im Sinne von "wenn der Russe jetzt kommt haben wir bei diesen Wunderwaffen keine Chance". Auch haben wir in der 7. Klasse einen Schulauflug an die innerdeutsche Grenze und ein Grenzmuseum gemacht. Jedenfalls war für mich als Teenager die ewige Existenz zweier Staaten und eine reale Bedrohung durch das rote Reich so sicher wie das Amen in der Kirche. Und wie es entgegen aller Erwartung dann doch ausgegangen ist, ist allgemein bekannt. Was ich damit sagen will, ist dass Alles auch ganz unerwartet anders verlaufen kann, als gedacht. Auch wenn Analysten heute sagen, die wirtschaftliche Entwicklung im Osten musste zwangsläufig zu einem Kollaps führen, konnte keiner einen im Verhältnis derart friedlichen Umbruch vorhersagen. Vieleicht kann man Schauungen/Prophetien auch in diesem Sinne interpretieren, da ja dort immer mit etwas relativ Unvorstellbaren hantiert wird. Faszinieren sie einen deshalb, weil sie vollkommen undenkbare Szenarien bringen ???
Ich kann also deinen Pessimismus nachvollziehen, muss aber gerade auch als Familienvater dagegen ankämpfen, da ich mir für meine Kinder eben keinen Schritt über die Kante des Abgrundes vorstellen will. Solange der alte Panzergrenadier in mir noch lebt, gilt deshalb irgendwie auch "Dran, drauf, drüber !"
Gruß
Serenissimus