Hallo!
Es ist mir völlig unerklärlich, dass es geschäftsfähige Leute mit Wahlrecht gibt, die so einen Unsinn ernst nehmen und glauben.
Unser kapitalistisch-demokratisches System, das sich (als organisierte Verfallserscheinung) historisch so entwickeln mußte, baut wesentlich auf Herdenmenschen/Minderbegabte/Gestörte, die wählen und Geschäfte machen dürfen. Darunter fallen die meisten modernen Menschen, die in völliger Entfremdung von den kulturellen Grundlagen keinen Maßstab zur vernünftigen Wertung mehr haben.
Mir ist das alles andere als unerklärlich.
Und insbesondere bei Schriftgläubigen scheint mir die Neigung zur Annahme selbst des törichten Schwachsinns besonders groß zu sein, weil sie eine künstliche verstandesmäßige Barriere um ihre Heiligtümer errichten müssen. Andernfalls würde die dürftige Grundlage ihrer halbgaren Religiosität, die eigentlich gar keine ist, sondern nur ein modernes Surrogat, zerbröseln. Diese Denkungsart wird auch auf andere Themen angewandt. Man kann nicht in einem Bereich blindlings glauben, was einem vorgesetzt wird, in einem anderen die nötigen Fragen stellen, um Unsinn zu entdecken.
Die mit Abstand meisten Menschen, die meisten Christen in der Weltgeschichte haben nie ein Buch gelesen, auch die Bibel nicht. In spiritueller Hinsicht gereichte ihnen das aber gewiß nicht zum Makel. Ich vermute, sie waren tendenziell sogar klüger, weil abstrakte intellektuelle Vorstellungen in ihrem Leben praktisch keine so große Rolle spielten.
Der Durchschnittsmensch ist nicht besonders intellektuell. Der Niedergang begann wohl mit der Alphabetisierung und verhält sich proportional zur Masse der Menschen, die lesen und schreiben können, dafür aber hinsichtlich ihrer Intelligenz und ihres Gemüts gar nicht geschaffen sind. Deren Zahl wuchs lange nicht nur relativ, sondern auch absolut. Mit der Aufklärung wurde das Tor zur Selbstentfremdung des Menschen aufgestoßen, verbrämt als vermeintliche Befreiung. Statt Bauern, Handwerkern, Kriegern, dem ganzen Spektrum des Menschentums haben wir eine Masse Übergebildeter (um nicht zu sagen, Eingebildeter und Mißgebildeter), die sich in einer Welt zurechtfinden müssen, welche nicht die ihre ist, sich mehrheitlich aber einbilden, daß sie es wäre. Es entspricht dem Selbstbild einer Menschheit, die von sich selbst fortgeschritten ist.
Vordergründig wird eine Informations- und Wissensgesellschaft behauptet, während wir uns eigentlich schon längst in einem dunklen Zeitalter befinden, weitaus dunkler als man es vom Mittelalter behauptet. Noch nie waren die Menschen so unwissend und derart genötigt, unterschiedslos zu glauben, wie sie es heute sind.
Interessant sind Spenglers Ausführungen zur Sprachentwicklung. Demnach war die Beherrschung der Schrift ursprünglich eine kultische Aufgabe und den Priestern vorbehalten, nämlich Köpfen, die durch Veranlagung und Schicksal für diese Dinge geschaffen waren. Alle Theologie, Philosophie und Wissenschaft sind im Grunde Ableitungen aus dieser religiösen Seite (der "Domseite") des Lebens. Mit dem Ende der Hochkultur mit ihrer inneren Schichtung und Differenzierung wurde auch die Schrift von einer elitären Minderheit auf die Masse ausgebreitet. Das war in der Antike nicht anders, als selbst der geringste Sklave im hintersten Gallien lesen konnte. Damit wurde der Masse aber auch der Zugang zu Ideen gewährt, die vielen zu hoch sind und ihnen in ihrem Leben nicht nutzen. Umgekehrt wurde dem Massenmenschen (der vielmehr ein entwurzelter Bauer ist) die Möglichkeit gegeben, seine minderwertigen Ideen in die Welt zu posaunen. Davon zeugen nicht nur die Mengen unnützer Unterhaltungs- und Schundliteratur, sondern auch die populären Dummheiten wie Nibiru & Co., die von Menschen in die Welt gesetzt und erweitert werden, die tatsächlich wissenschaftsfern und auf dieser Ebene erkenntnisunfähig sind, es aber selbst nicht merken.
Nicht selten denke ich mir im Netz oder außerhalb: "Wieder einer, dem Lesen und Schreiben beizubringen völlig widersinnig war."
Deswegen werden Foren wie unsere nie einen dauerhaften Erkenntnisdurchbruch erreichen, hingegen vielmehr auf der Stelle treten und immer wieder von denselben einfach gestrickten Unsinnigkeiten zurückgeworfen werden.
Deswegen werden selbsternannte Aufklärer, die meinen, dem System zusetzen zu können, indem sie den Menschen Hintergrundwissen vermitteln, mit ihren Projekten ebenfalls nicht Erfolg haben. Es steht wie alle Utopien der Natur des Menschen entgegen. Zwischen Demokratie, Intellektualisierung und dem Grad der allgemeinen Dummheit besteht ein Zusammenhang. Das demokratische System mit seiner Propagandamaschinerie ist unter anderem so stabil, weil man dem modernen, von seinen Ursprüngen getrennten Menschen jeden Unsinn weismachen kann; dies um so mehr, je einfacher und angenehmer die Lügen sind.
Automatisch mit Volljährigkeit erlangte Geschäftsfähigkeit und verliehenes Wahlrecht, ohne auf die Befähigung des Menschen zu achten, ist ja gerade der Ausweis für den modernen Weisungsempfänger.
Gruß
Taurec
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„Es lebe unser heiliges Deutschland!“
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„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“