Hallo Taurec!
"Interessant sind Spenglers Ausführungen zur Sprachentwicklung. Demnach war die Beherrschung der Schrift ursprünglich eine kultische Aufgabe und den Priestern vorbehalten, nämlich Köpfen, die durch Veranlagung und Schicksal für diese Dinge geschaffen waren. Alle Theologie, Philosophie und Wissenschaft sind im Grunde Ableitungen aus dieser religiösen Seite (der "Domseite") des Lebens. Mit dem Ende der Hochkultur mit ihrer inneren Schichtung und Differenzierung wurde auch die Schrift von einer elitären Minderheit auf die Masse ausgebreitet. Das war in der Antike nicht anders, als selbst der geringste Sklave im hintersten Gallien lesen konnte. Damit wurde der Masse aber auch der Zugang zu Ideen gewährt, die vielen zu hoch sind und ihnen in ihrem Leben nicht nutzen. Umgekehrt wurde dem Massenmenschen (der vielmehr ein entwurzelter Bauer ist) die Möglichkeit gegeben, seine minderwertigen Ideen in die Welt zu posaunen. Davon zeugen nicht nur die Mengen unnützer Unterhaltungs- und Schundliteratur, sondern auch die populären Dummheiten wie Nibiru & Co., die von Menschen in die Welt gesetzt und erweitert werden, die tatsächlich wissenschaftsfern und auf dieser Ebene erkenntnisunfähig sind, es aber selbst nicht merken."
Jau: "Wir" sind allesamt entwurzelte Bauern, außer natürlich wir selbst, die wir
intellektuell in den richtigen Ansichten und Wissen verwurzelt sind, kurz oben
auf der Spitze der Pyramide angesiedelt alles und jeden überblicken.
Das mit der Ausbreitung der Schrift stimmt zwar alles,
durch die Erfindung des Buchdrucks von Gutenberg und mit der Übersetzung der
Bibel ins Deutsche angefangen von Martin Luther, und mit Beginn der Aufklärung
in der Barockzeit setzte sich die Entwicklung fort, daß allmählich jeder Bücher
und später Zeitung lesen konnte,
aber vergessen scheint zu sein, daß im Mittelalter und auch in der Antike und
in noch früheren Kulturen der Menschheit die meisten Menschen Leibeigene waren.
Außer vielleicht in den Randgebieten des Reiches bwz. in den Marken, aber dort
drohten Einfälle und Plünderungen von wilden Stämmen und diversen Räuberbanden.
Ist natürlich alles stimmig mit der Schundliteratur und den Nibiru-Ideen, die
durch das Internet stark katalysiert worden sind. Schon durch das Radio gab
es in den 30er Jahren in den USA eine Massenhysterie, weil die Zuhörer ein
Hörspiel für bare Münze hielten, in welchem Marsmenschen eine Invasion auf
der Erde durchführten.
Inzwischen haben Smartphone und iPad die Schundliteratur ersetzt: Die junge
Generation verschwendet keine Zeit mehr in billige Western- und Liebesromane,
sondern interessiert sich bloß noch für bunte Apps und Spielchen und Message-
Diensten auf dem Schirmchen, neudeutsch Display genannt.
Neurologen haben festgestellt, daß die ständige Beschäftigung mit dem digitalen
Plunder nicht nur die Augen schädigt, sondern die ganze Hirnstruktur verändert,
da nicht wie beim analogen Lesen zusammenhängend etwas von Beginn bis Ende
erfaßt wird, sondern dauernd in der 'Mitte' gezappt, weggeklickt und
herumgewischt wird.
Nichtsdestotrotz ist das Leben im 21.Jahrhundert ungleich bequemer als noch vor
80 Jahren, als es nicht einmal den Aldi um die Ecke gegeben hat und noch mit
Holz und Kohle geheizt werden mußte. Und das Arbeitsleben noch ungleich
härter war und die Arbeitszeiten länger als heute.
Wie hart das Leben vor 1000 Jahren war, kann sich heute bei aller Kritik
am "System" wohl keiner mehr vorstellen.
===> Trotz der Tatsache, daß wir nach wie vor Weisungsempfänger sind, es also
trotz "Demokratie", "Auklärung" und Internet Eliten bzw. ein Oben und Unten,
Hammer und Amboß gibt.
Wie lange sich so das ganze Welttheater mit der Ausbeutung von Rohstoffen,
der Überbevölkerung, der Massenmigration in den Westen und der völlig
versauten Umwelt und Natur noch hält, herauszufinden, ist Forumsthema und
unser Steckenpferd, gewissermaßen.
Herzliche Grüße,
Eyspfeil