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wer denn wohl Kaiser wird? (Schauungen & Prophezeiungen)

BBouvier @, Freitag, 28.05.2021, 17:44 (vor 1087 Tagen) @ Oskar (1386 Aufrufe)
bearbeitet von BBouvier, Freitag, 28.05.2021, 17:56

<"Wer wird der deutsche Kaiser?">

Hallo!

Dies Formulierung gleicht:
"Verprügeln Sie Ihre Frau meist abends?"

Denn diese Kaiserklamotte ist integraler Bestandteil
des Europäischen Prophezeiungskanons.
Und das war´s auch schon.

Taurec zu dieser Sagenfigur:
https://schauungen.de/forum/index.php?id=55669
=>
... Der "Große Monarch" als ein Vorläufer des wiederkehrenden Messias
hat in der europäischen Prophetie eine lange Tradition.
Er ist eine im Endzeitdrama durch alle Jahrhunderte fest besetzte Rolle,
eine Vorläuferfigur, die für Christus streiten, dann aber für ihn den Platz räumen soll.
Für die europäische Prophetie strukturbestimmend,
weil es die meistverbreitete und meistgelesene Prophezeiung des Frühmittelalters war,
ist der Pseudo-Methodius. Dort heißt es:
"Als nächstes wird der König der Römer und der Griechen nach Golgatha hinaufgehen,
wo der Herr herabkam, um die Leiden des Kreuzes für uns zu ertragen.
Der König der Römer wird seine Krone abnehmen und sie auf das Haupt Christi setzen,
seine Hände nach dem Himmel erheben und seine Seele dem Herrn anvertrauen,
em König der Christen."

"König der Römer und der Griechen" war im 7. Jahrhundert,
als der Pseudo-Methodius entstand, der oströmische Kaiser,
deren letzer in der Kette der "Große Monarch" sein sollte.
An seine Stelle rückten in der euopäischen Prophetie später
wahlweise die französischen Könige oder die deutschen Kaiser,
weil natürlich stets das eigene Volk das auserwählte ist.
"Pseudo-Methodius" deswegen, weil es sich wie bei allen christlichen Prophezeiungen
um völlige Erfindungen handelt, die in diesem Falle dem Heiligen Methodios von Olympos
fast 400 Jahre post mortem zugeschrieben wurde.
Der ursprünglich syrisch-aramäische Text war eine christliche Errettungsphantasie
und Antwort auf die islamische Expansion, die das Christentum in Syrien
schließlich fast völlig verdrängte. Er gelangte in einer verkürzten lateinischen Fassung
nach Europa, wo er Legionen von Prophezeiungsdichtern inspirierte
und nicht zuletzt einen erheblichen Einfluß auf den Handlungsstrang
der Niederwerfung der Mohammedaner durch einen christlichen Weltherrscher bei Nostradamus ausübte.

Eigentlich ist es in Europa ein Dreiklang:
Christus am Ende und als Vorläufer wegen der europäischen Spaltung der Herrschaft
in eine weltliche (Kaiser) und eine geistliche (Papst) der "Große Monarch" einerseits,
der "Engelspapst" andererseits (der im Pseudo-Malachias als "pastor angelicus"
nahe ans Ende gerutscht ist).
Daraus leitet sich der zweite Strang des fliehenden Papstes ab,
der auf der Flucht ermordet werde (z. B. bei Don Bosco oder Fatima)
und dessen im Verborgenen erhobener Nachfolger den "Großen Monarchen" kröne,
der den Papst nach Rom zurückführe.
Auch zu diesen Handlungsstrang gibt es bei Nostradamus bereits Verse.
"

Hysterische französische Nonnen und bigotte Hausfrauen
des 19. Jahrhunderts prophezeien folgendes Scenario:
=>
"- eine neue, blutige Revolution bricht (in Fr.) aus
- die Revolutionäre verüben Massaker unter den Christen, morden die Klöster aus
- das Blut der Märtyrer fließt auf den Straßen wie Bäche
- Bürgerkrieg!
- die Königstreuen sind eine dritte, ganz kleine Partei
- der pariser Erzbischof wird ermordet
- der spätere König lebt bereits unerkannt und verborgen in Paris
- Pest und Hungersnot wüten
- der russische Zar macht sich erneut (wie 1814) auf den Weg, Paris zu vernichten
- begleitet wird er von seinem Sohn, der frz. König werden soll
- es beteiligt sich dabei auch das preußische Heer
- ganz wunderbar scheitert der Zar am Rhein, weil Gott
ihn mit seiner unsichtbaren Hand aufhält und dort vernichtet
- auch das preußische Heer geht dort unter
- der frz. König, mit nur einer Handvoll Getreuer, ist wunderbarerweise Sieger
- Feuer vom Himmel fällt auf das pariser Sündenbabel und vernichtet die Revolutionäre,
die Stadt wird abgefackelt
- drei Tage Dunkelheit
- Massensterben der Sünder
- der Papst reist nach Paris, wo er den König krönt
- der König ist überaus katholisch, der russische Zar wird ebenfalls katholisch,
alle Russen werden katholisch
- Istanbul wird wieder Konstantinopel und katholisch
- der Sohn des Zaren wird als König von Jerusalem eingesetzt
- der frz. König setzt mit seiner Armee nach England über
und bezwingt die noch unkatholischen, prostestantischen Briten
- allgemeine Freude, Generalpardon für alle Sünder
- die Zünfte werden wieder ins Leben gerufen
- nach einigen Jahren senkt der fromme König die Steuern
- gute Ernten, hervorragende Weine, frohe Festlichkeiten,
auf den Straßen sind Tische und Bänke mit Speis´und Trank aufgestellt
- die Zeiten sind noch besser als vor 1789!"

Auf dieser Basis - u.a. eingeschlossen die später dann auf "älter" gefälschten Dichtung
"Das Lied von der Linde" - die Martin Hingerl
1920 auf Basis der Prophezeiungssammlung "Konzionator" gefertigt hat,
=>
(Ja, von Osten kommt der starke Held, Ordnung bringend der verwirrten Welt.
Weisse Blumen um das Herz des Herrn, seinem Ruf folgt der Wack're gern.
Alle Störer er zu Paaren treibt, deutschem Reich deutsches Recht er schreibt.
Bunter Fremdling, unwillkommner Gast, flieh die Flur, die Du gepfügt nicht hast
.)

... prophezeit dann das saubere Betrügerpaar Irl/Adlmaier
einen deutschen "Rettungskaiser".

Den Waldvierteler halte ich durchaus für integer.
Darüber, auf welcher Basis er wohl im Jahre 1957 (mit 19) das Bild einer Krönungsscene
gesehen haben mag, läßt sich nur spekulieren.

Gruß,
BB


- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."


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