Hallo,
ich habe zwei Frauen getroffen, die sich nie gesehen hatten noch irgendwie voneinander hätten wissen können, aber denen offenbar Maria erscheinen war. Beide erzählten Ähnliches, ein außerordentliches beglückendes Gefühl von Freiheit etwa, auch war die Art der Erscheinung, eine stille unendlich feine Gegenwart, ähnlich. Eine verwertbare Botschaft enthielt bei beiden die Erscheinung nicht. Die Gegenwart der Erscheinung ist die Botschaft selbst.
Was mir bei Ulrichs Beiträgen zu Fatima auffällt ist, dass nämlich nachher von Geistlichen irgendwie versucht wurde daraus etwas (ideologisch?) Verwertbares zu schaffen. Falls irgendwas prophezeit worden wäre, also ein "Geheimnis" wie auch immer, so wäre es nie ein Text oder sowas gewesen, sondern nur eine Kadenz von wenigen Bildern, bei Fatima (1917!) vielleicht irgendwas mit Russland und Krieg, was ja sicherlich in der Luft lag, aber für die Mädchen in Portugal wohl völlig außerhalb ihres Horizontes. Mir persönlich erscheinen die Mädchen nachher von einem derartigen gesellschaftlichen Druck, verwertbare Ergebnisse zu erzählen, überrannt worden zu sein. Außerdem können sie nur aus ihrem Horizont heraus, dem ungebildeter frommer katholischer Landfrauen, Antworten, wie die etwaige Weihe Russlands an Maria, gesucht haben. Für eine etwaige Botschaft ist das Jahr 1917 ausreichend, es ist das Jahr, da Lenin im April im verplombten Zug nach Russland gefahren war und die USA im April in den Krieg eintraten. Am 13. Mai war die erste der Erscheinungen in Fatima. Das "Sonnenwunder", was die Erscheinung beendete, war am 13. Oktober. Am 24./25. Oktober 1917 besetzten die Bolschewiki die wichtigsten Petrograder Garnisonen, umstellten den Winterpalast und übernahmen die Regierung.
Ich erinnere mich wie Ende der Achtziger in sehr konservativen katholischen Kreisen über die Botschaft von Međugorje gerätselt wurde, die nur Frieden, Mir, enthalten hatte. Als dann genau zehn Jahre nach der Erscheinung Slowenien und Kroatien sich unabhängig erklärten, hätte man diese Botschaft verstehen können.
Grüße Leseratte