Hallo!
Die Überzeugung, daß es sich bei den beiden "Feldpostbriefen"
https://schauungen.de/wiki/Feldpostbriefe
(die angeblich Rill im Sommer 1914 an seine Frau schrieb)
mit ganz erheblicher Wahrscheinlichkeit um Fälschungen
aus ca. 1941 bzw. einige wenige Jahre nach Kriegsende
handelt, stützt sich auf mancherlei markante Indizien,
auf deren einige alte&neue ich eingehen möchte.
1.
Einmalig in der Literatur der Präcognition werden "korrekte" Jahreszahlen genannt.
Nämlich 1932 für die Kanzlerschaft Hitlers sowie 1938 für den Beginn der 2.Weltkrieges.
M.E. beide um Minus 1 verschoben, damit der Betrug nicht ins Auge springt,
der Leser wegen seherischer Unschärfe erst recht getäuscht wird.
Und im "zweiten Brief" weiß er dann, daß der 2. Weltkrieg 1945 enden wird,
wohingegen im "ersten" Hitlers Herrschaft noch 1941 endet.
2.
a.
In der Prophezeiungsfälschung aus 1849 "Ludovico Rocco" ... <= Jener angeblich gestorben 1840 im Alter von 92 Jahren
in einem Kloster des Sinaigebirges - kann man leider-leider nicht verifizieren - *gg*
https://schauungen.de/wiki/Ludovico_Rocco
Taurec zu Rocco:
https://schauungen.de/forum/index.php?id=35456
=>
"Rußland wird der Schauplatz der größten Greueltaten werden...
Die kaiserliche Familie, der ganze Adel ... wird ermordet werden.
In Petersburg und Moskau werden die Leichen wochenlang auf der Straße liegen bleiben,
ohne begraben zu werden."
Nämlich apokalyptische Endzeitprophetie!
Und das hier schreibt Rill angeblich an seine Frau:
Das Fälschungsecho der Fälschung nämlich, im Zweiten FeldpostbrieF:
"In Rußland werden alle Machthaber vernichtet.
Die Leichen werden dort nicht begraben und bleiben liegen.
Hunger und Vernichtung ist in diesem Lande zur Strafe für ihre Verbrechen."
b.
Der Advocatus Diaboli wird einwenden, der "Franzose" hätte vor Jahren mal Roccos
Fälschung gelesen und wiederholte sie nur guten Glaubens.
Dagegen spricht dessen hohe Bildung - daß der auf die Fälschung hereingefallen sei
und sie irrig repetiere, ist nicht sehr wahrscheinlich.
Dagegen spricht auch die (fast) wörtliche Übereinstimmung, der "Franzose"
repetiert ja die Roccovorlage wie ein Schauspieler auswendig.
c.
Um diese Angelegenheit noch abstruser zu machen, hört jetzt angeblich Rill
- ein Stück weiter am Lagerfeuer sitzend - obigen Fälschungstext Roccos (!)
aus dem Munde des "Franzosen" (!) und zitiert dann die Roccofälschung fehlerfrei
fast eine Woche später (am 30. August) im "zweiten Brief" wortwörtlich an seine Frau.
Ach - ja??
d.
Und da läßt auch Irlmaier sich nicht lumpen und kann ebenfalls
mit seiner völlig gleichen Roccoprophezeiungsfälschungsfälschung aufwarten:
" - in Rußland - bricht eine Revolution aus und ein Bürgerkrieg.
Die Leichen sind so viel, daß man sie nicht mehr wegbringen kann von den Straßen."
Aber (wie in der QVC-Werbung) das ist noch nicht alles!
4.
a.
Zum Zeitpunkt der Roccofälschung - Mitte des 19. Jahrhunderts - war die Welt noch
in Ordnung, in Rußland regiert der Zar, der Adel; die Priester sind staatstragend.
Auf Basis apokalyptischer Endzeitvorstellung (und die frz. Rev. von 1789 prall vor Augen)
wird im Rahmen des Aufruhrs des Antichristen prophezeit, eine Revolution
werde den russischen "Adel&Kirche" blutig hinwegfegen.
Das war auch noch ein gutes halbes Jahrhundert - 1914 nämlich -
so vorstellbar, und das hätte ein intimer Prophezeiungskenner so auch
artikuliert. Das hätte (!) der "Franzose" mit Kenntnis Roccos und mit
einem schier phänomenalen Gedächtnis so am Lagerfeuer berichtet.
= Roccofälschung original!
b.
Dann hätte ein Zeitgenosse 1920 kommentiert:
Na, bitte!
Ganz hervorragend prophezeit!
Ist ja soeben so ziemlich richtig eingetroffen!
c.
Das kommt daher dem Fälscher (1941 pp) ganz massiv in die Quere ... er muß
so umformulieren, daß der Fälschungstext Roccos (apokalyptische Endzeitprophetie)
nicht mehr bestens (rein zufällig) ganz passabel auf die gegenwärtige
Epoche bezogen werden kann.
Weswegen in der Rillvariante nicht die Revolutionäre den Adel und die Priesterschaft
stürzen, sondern daß an ihrer Stelle mit Gottes Fügung
"verbrecherische Machthaber" (Bolschewiken) vernichtet werden!
5.
Im Dezember 1949 hatten sich anlässlich des Festes
der Unbefleckten Empfängnis Mariens bereits rund 10.000 Pilger in Heroldsbach versammelt.
"Heroldsbach":
=>
https://de.wikipedia.org/wiki/Heroldsbacher_Marienerscheinungen
"Am Festtag Maria Lichtmess (2. Februar 1950) soll es ein Lichtwunder
vor etwa 70.000 Menschen (!!) gegeben haben:
gelbe Lichtkugeln/-straßen sowie Sonnenrotation;
goldener Lichtglanz ein Meter über dem Boden auf dem ganzen Gelände.
Die Mutter Gottes habe den Sehermädchen zufolge mit „den Russen“ gedroht;
nur das Gebet könne das Unheil abwenden."
Feldpostbriefe:
"- und da wird in Süddeutschland ein Platz sein, wo das Ereignis sein sollte,
wo die Leute von der ganzen Welt hinreisen ...">
Der Franzose hätte also gesagt:
"Irgendwo ist mal ein Ort,
wo mal irgendetwas passieren dürfte,
wohin Leute mal von irgendwoher hinfahren."
Eine solche schwachmatig-hohle Nullposse hätte der
frz. Seher im Jahre 1914 als veritable Prophezeiung (!) von sich gegeben?
Echt??
Einem Leser 1949/50 ist jedoch sofort klar:
"Ein genialer Prophet!
Das Sonnenwunder von Heroldsbach!!
Genau das stand doch gestern in allen Zeitungen!"
Ergebnis meiner Überlegungen:
Die Feldpostfbriefe stammen wohl kaum aus 1914.
Grüße,
BB
―
- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."