Realitäten (Schauungen & Prophezeiungen)

Gerhard, Samstag, 20.10.2012, 19:46 (vor 4450 Tagen) @ BBouvier (5724 Aufrufe)

Hallo BB,

gerne würde ich Deine "Tendenzen" ausführlicher kommentieren, doch fehlt mir dazu leider die Zeit. Nur drei knappe Anmerkungen möchte ich machen.

1. Deine Charakterisierung der Chinesen als

Händler und Kaufleute, kompetente Nachahmer (nicht Erfinder) ... reiche "Fellachen",

ist ganz sicher falsch. Verschiedene Think Tanks und Technik-Beobachter sind sich einig, dass China die Schwelle der Nachahmung überschritten und die Technik des Westens so weit begriffen hat, dass es eigenständig weiterentwickeln kann. Erst vor kurzem hab ich im Bereich des Kernbrennstoff-Recycling eine Sache gesehen, die für den Westen beschämend ist (dass man da nicht selbst drauf gekommen war). Und einzelne Chinesen und Gesellschaftsschichten in China mögen durchaus reich sein, aber die Mehrheit ist überhaupt nicht saturiert und deshalb auch unruhig.

2. Dass die Chinesen

nicht expansiv

seien, halte ich deshalb gleichermassen für eine Fehleinschätzung (siehe ihr Verhalten in Afrika). Wenn es zu einem Konflikt in Eurasien und Mittelost kommt, dann stehen die Chinesen Gewehr bei Fuß. So preiswert und einfach können sie keinen Einfluß auf den Gang der Weltgeschichte mehr gewinnen. Und natürlich würden sie allen nur denkbaren Parteien stets als "Retter" sich präsentieren. Gegen Guerrero, und einig mit Dir, gehe ich aber nicht davon aus, dass die Chinesen irgendetwas aktiv anzünden. Die Zeit arbeitet für China, je länger desto besser gerüstet werden sie sein. Von allen Großmächten steht China am wenigsten unter Zeitdruck und hat, je später es losgeht, umso mehr Trümpfe in der Hand.

3. Deiner Beurteilung der Logistik zwischen China und Europa bin ich auch nicht bereit zu folgen. Der Krieg der Zukunft hat ein anderes Gesicht (ITOma hat dazu heute ihre Andeutungen gemacht). Abgesehen von wenigen Brennpunkten (z.B. Rheinlinie, Norditalien) wird es keine klassischen Feldzüge mehr geben. Das Scheitern des russischen Überfalls (noch bevor die Naturkatastrophen kommen mögen) wird das ganz klar zeigen. Stattdessen überall Chaos, auch wegen den vorausgehenden inneren Unruhen und den Vorläufern der Naturkatastrophe. Erst zum Ende hin dann wieder ein gezieltes militärisches "Aufräumen". Und dazu sind auch kleinere Panzer völlig ausreichend. Nichtmal die Aufteilung Russlands nach dem Krieg wird Armeen benötigen wie sie im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz kamen.

Ich beobachte sehr genau den Straßen- und Eisenbahnbau in Zentralasien. Will jetzt hier nicht alles mit LINKs vollstellen, aber vier Beispiele mögen andeuten, wo der Hase läuft. Während wir hier schreiben und lesen, arbeiten Zehntausende in Kasachstan etc. auf den Baustellen. Die Dinge sind auf dem Weg.

das war 2008

http://www.hafen-hamburg.de/content/peking-hamburg-container-express

(weil's vielleicht nicht allgemein bekannt ist: sofern schon Bahnlinien existieren, ist der Transport auf der Schiene wg. der geringen Reibung nicht nur schneller sondern auch preiswerter als per Schiff, und preiswerter als die Straße sowieso)

lustig, und auch von 2008

http://www.welt.de/vermischtes/article2495672/Piraten-kapern-mit-Panzern-beladenes-Schiff.html

auf zur Jungfernfahrt (es sind sechs weitere dieser Schiffe gerade im Bau)

http://www.youtube.com/watch?v=blaZWSJ7X2M

zurück auf die Straße, business-as-usual:

http://www.owc.de/2012/01/31/asstra-mit-neuer-route-von-china-nach-kasachstan/


Grüsse, GL


Gesamter Strang: