Immerhin ließe sich aber vielleicht soviel sagen, daß in eher flachen Gewässern der Tidenhub tendentiell eher gering ausfällt.<<
Hallo DvB, wie kommst Du zu dieser Erkenntnis? Die Tiefe eines Gewässers hat wenig bis garnichts mit dem Tidenhub zu tun. Die Malediven z.B. sind von einem über 5000m tiefen Seegebiet umgeben, aber der Tidenhub beträgt grade mal einen halben meter. Während die durchschnittlich nur 70m tiefe Nordsee einen Tidenhub von 4-6m zusammen bringt. Auch das Mittelmeer ist ziemlich tief, aber Ebbe und Flut fallen doch eher moderat aus. Tatsächlich ist wohl entscheidend, wie schnell sich die Pegelstände ausgleichen können. Auf den Malediven z.B. sorgen Ebbe und Flut nicht für hohe Pegel, sondern für starke Strömungen. Die Nordsee wiederum ist durch ihre Lage westlich eines Kontinents vor dem aus osten anlaufenden Wasser geschützt. Erst wenn die umlaufende Welle im Atlantik angekommen ist, verändert sich der Wasserstand. Dabei wird die Nordsee weniger bei Flut gefüllt, als vielmehr bei Ebbe entleert, da das Wasser richtung Atlantik gut ablaufen kann. Die hohe Pegel an der Amerikanischen Küste wiederum entstehen durch den Stau dur die Landmasse, die erstmal umflossen werden will. Dabei haben die äquatornahen Gebiete eher einen geringeren Tidenhub, weil die Flut schon vorbei ist, bevor das Wasser aus Nord- und Südatlantik in der Karibik und im Golf von Mexico ankommt.
Der unterschied zwischen Ebbe und Flut ist dort, wo das Wasser nicht auf Hindernisse trifft eher gering. Salzgehalt, Temperatur und Wind lassen die Wasserstände in weitaus größerem Umfang schwanken, als die um die Erde kreisenden Tidenwellen. Interessant wird es immer dann, wenn große Landmassen einen schnellen ausgleich verhindern. Wie gesagt kreisen die Wellen in westliche Richtung um den Planeten. Im Stau der Landmassen ergeben sich dadurch hohe Tidenhübe vorallem für den westlichen Nordatlantik. Die durchaus auch beachtlichen Tidenhübe im östlichen Nordatlantik resultieren hingegen nicht daraus, daß sich das Wasser in der deutschen Bucht staut, sondern vielmehr daraus, daß es bei Ebbe schnell aus der Nordsee ablaufen kann. Kämen (hypothetisch) Ebbe und Flut zum Stillstand, würde der Wasserstand in der Nordsee sich in der Nähe des Mittleren Hochwassers einpegeln (wohl darüber), während an der amerikanischen Ostküste der Pegel deutlich niedriger wäre.
Die Rekordpegel in der besagten Bucht beruhen übrigens auf anderen Effekten als dem bloßen stauen. Im einzelnen habe ich es nicht mehr in Erinnerung, aber die höhe der Flut hängt mit der länge der Bucht zusammen. Hier kommen Dinge zum tragen, die man grob mit Hydrodynamik bezeichnen könnte.
Beachtliche Tidenhübe ergeben sich auch im Indopazifik, wo sich die Wellen durch die Meerengen zwischen Australien und der Asiatischen Landmasse durchzwängen müssen. Hier kommen flaches Wasser mit teils beachtlichem Tidenhub (8m) zusammen, was die Aussage über flaches Wasser und geringem Tidenhub ziemlich entkräften dürfte.
Für die Nordseeküste sollte sich am Tidenhub auch bei stark gestiegenem Wasserstand nichts grundsätzliches ändern, es sei denn die Landbrücke zwischen Rußland und Skandinavien würde überflutet werden und Nord- und Ostsee sowie Weißes Meer würden ein einziges die dann skandinavische Insel umspülendes Meeresgebiet. So könnte das Wasser schnell von osten in die Nordsee ein und nach westen wieder herausfließen, was den mittleren Pegelstand erhöhen, den Tidenhub jedoch verringern dürfte.
Gruß Ismael