Eine Welle, die sich mit 15 bis 20 Meter ins Mainzer Becken ergießt, halte ich für sehr unwahrscheinlich (Schauungen & Prophezeiungen)

nickela, Dienstag, 06.10.2015, 23:15 (vor 3334 Tagen) @ Taurec (5258 Aufrufe)

„Dazu kennen wir mehrere Schauungen, daß sich diese Wasserstoßfront rheinaufwärts noch mit 15-20 Metern Höhe ins Mainzer Becken ergießt. Dasselbe scheint mit der Elbe zu passieren:
Rein zufällig bin ich an eine jüngere Schau gekommen, wo es offensichtlich eine ebensolche Stoßwelle gegeben hatte, denn nur weniges elbeabwärts von Dresden war das Elbetal völlig von Wasser verwüstet, und überall lagen noch Trümmer herum, besonders Schwemmholz.“

Das könnte an den Flüssen gelegene Städte teils überschwemmen, aber eher nicht das ganze Inland meterhoch.

Hallo Taurec,

eine Stoßwelle, die sich mit 15 bis 20 Metern Höhe ins Mainzer Becken ergießt, halte ich für kaum möglich. Dazu Physik und Geographie:

Bingen liegt ca. 89 Meter über NN, 15 Meter höher wäre ein Scheitel der Stoßwelle bei Bingen von ca. 105 Meter über NN. Das Tal ist selbst auf dieser Höhe im Schnitt nur ca. 500 Meter breit, und zwar von Koblenz an auf einer Länge von ca. 60 km. Selbst bei einer Tsunamistoßwelle ist ein Gefälle nötig, um das Wasser nach Bingen zu treiben. Das heißt, dass das Wasser bei Koblenz deutlich höher stehen müsste als 105 m ü. NN., um die Stoßwelle durchs Tal zu treiben. Von Koblenz bis Andernach liegt das Neuwieder Becken, 60 bis 70 Meter ü. NN in Flussnähe, aber flach und mehrere Kilometer breit. Sagen wir, das Becken mit im Schnitt 5 km Breite und 15 km Länge sei 70 Meter hoch mit Wasser zu Fluten, um die Stoßwelle durchs obere Mittelrheintal zu treiben: Dann wären das über 5 Milliarden Kubikmeter, die innerhalb weniger Stunden in das Neuwieder Becken getrieben werden müssten. Das Wasser müsste durch das untere Mittelrheintal kommen, ca. 25 km lang und im Schnitt wieder nur 500 Meter breit. Um eine Größenordnung zu nennen: Der Rhein führt selbst bei Hochwasser "nur" ca. 5000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Um in 10000 Sekunden (=knapp 3 Stunden) die nötigen 5 Mrd. Kubikmeter PLUS das ins obere Mittelrheintal abfließende Wasser (Speicherkapazität bis die Stoßwelle Bingen erreicht = ca. 20 Meter Höhe x 500 Meter Breite x 60.000 Meter Länge = ca. 1/2 Mrd. Kubikmeter Wasser) voranzutreiben, müssten durchs untere Mittelrheintal 550.000 Kubikmeter pro Sekunde fließen, also weit mehr als das Huntertfache eines ausgewachsenen Rheinhochwassers. Am Eingang des unteren Mittelrheintals müsste das treibende Tsunami das Wasser dafür auf einiges über 105 m. ü. NN. heben, sagen wir auf 120 m. ü. NN. So müsste das Wasser in Bonn ankommen, wo die Niederrheinische Tiefebene bei Godesberg endet. Köln und Düsseldorf und das Ruhrgebiet wären somit ca. 70 Meter hoch überflutet, ebenso die ganze Ebene, die Niederlande, große Teile Belgiens. Die zu überflutende Ebene hätte dabei eine Fläche, die etwa der Fläche der Nordsee entspricht, eher wäre sie größer. Die Nordsee hat im Normalfall aber nur eine durchschnittliche Tiefe von 30 Meter. Das heißt, dass ein Impakt in der Nordsee, selbst wenn er alles (!) Wasser aus ihr herausdrückt, diese Flut nicht erzeugen könnte. Ein aus dem Atlantik kommender Tsunami würde, um die nötigen Wassermassen zu bewegen, wiederum einiges höher sein müssen als die 120 m ü. NN., um die "flache" Nordsee zu überfluten und das Wasser durchzudrücken, sagen wir 125 m. ü. NN. London, weite Teile Frankreichs, Westenglands, wären dabei ebenso überschwemmt, was die nötige zu bewegende Wassermenge weiter vergrößert, und damit die höhe der treibenden Welle, die deshalb sogar eher 130 oder 140 m ü NN haben dürfte, wenn sie in die flachen Gewässer der Nordsee einläuft. Ein Impakt im tiefen Atlantik, der das bewirkt, würde eine Welle in alle Richtungen schicken und damit eine etwa ähnlich hohe Welle überall rund um den Nordatlantik bewirken. Außerdem dürfte die Wirkung der des Dinosauriervernichters sehr nahe kommen. Damit scheidet ein Tsunami als Verursacher für eine solche Welle aus. Bliebe der Himmelskörper und seine Gezeitenkraft. Dieser könnte, bei geeigneter Flugrichtung und SEHR niedriger Überflughöhe, eine auf die Nordsee begrenzte Gezeitenwelle mit der nötigen Höhe bewirken. Dafür müsste er aber am Westeuropäischen Himmel ca. 20 mal so groß wirken wie Sonne oder Mond, also praktisch das gesamte Gesichtsfeld eines Menschen ausfüllen. In keiner Schauung wird der Himmelskörper so fürchterlich groß beschrieben. Als groß zwar, aber nicht als so groß, dass er "den ganzen Himmel ausfüllt", denn so würde es einer beschreiben, dessen ganzes Gesichtsfeld von dem Himmelskörper ausgefüllt ist.

Ergo: Keine Ursache, die die nötige Stoßwelle bei Bingen antreiben kann, also auch keine SO große Stoßwelle in Bingen. Über wesentlich kleinere Stoßwellen müsste ich nochmal neu nachdenken.


Et ess wie et ess, et kütt wie et kütt onn et hat noch emmer jot jang.


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