Überlegungen zu den Feldpostbriefen (Schauungen & Prophezeiungen)

Sagitta, Sonntag, 24.01.2016, 19:23 (vor 3254 Tagen) @ gaudens (4175 Aufrufe)

Guten Abend!

Ich habe vor einiger Zeit eine Analyse der Feldpostbriefe hier eingestellt (siehe Beitrag "edle Zellen") und dabei erste Andeutungen gemacht, dass ich Teile von ihnen inzwischen kritisch sehe. Nachdem hier nun die bayerische Prophezeiungsliteratur zur Sprache kam, kann ich ein paar weitere Hinweise in diese Richtung geben.

1. Es findet sich in den Stromberger-Handschriften der Satz, dass nach der Zerstörung des Landes und der Wiederbesiedlung "die Leute von weither kommen". Das kann man interpretieren und verstehen als von "weitherkommende Neusiedler", jedoch auch als "Touristen, die die Spuren der Katastrophe" sehen wollen.

2. Lange habe ich mir Gedanken gemacht über den "dritten Krieg" bzw. das "dritte Weltgeschehen" der Feldpostbriefe. Es gibt wie bereits gesagt einen Beleg dazu bei Louis Emrich, aber auch einen bei Sepp Wudy 1915, zitiert nach Friedl 1944, herausgegeben 1974):

"Das ist nicht der letzte Krieg, hat er gesagt, denn dann wird bald wieder einer sein, und dann erst kommt der letzte. Einer wird schrecklicher als der andere."

3. Die Formulierung in den Feldpostbriefen, dass der große Krieg komme, wenn "die Kleiderpracht ihr Höchstes erreicht hat", ist eine sehr starke, sehr verdächtige Anlehnung an die Mühlhiasl/Stormberger-Quellen.

4. In diesen findet sich auch eine Formulierung, dass die Leute erst den Herrgott von der Wand nehmen, dann aber wieder hinhängen - dann allerdings sei es zu spät, denn die Dinge nähmen nun ihren Lauf. Das erinnert sehr stark an die Fomulierung von der "wilden Einkehr" in den Feldpostbriefen.

5. Es verdichten sich damit die Hinweise, dass Teile der Feldpostbriefe (insbesondere die Bayern betreffenden), entweder via Rill, via seiner Herausgeber oder durch den "Franzosen" selbst auf das bayerische Weissagungsgut zurückgehen. Die Lage kann allerdings nur geklärt werden, wenn nachgewiesen werden könnte, dass es persönliche Kontakte oder räumliche Nähe zwischen den involvierten Personen gab (etwa dass Rill selbst von den bayerisch-böhmischen Prophezeiungen wußte). Man müßte die Arbeit von Prof. Bender in Teilen nochmals nachvollziehen. Auch der merkwürdige Verlust der Handschrift des zweiten Briefes könnte hierbei eine Rolle spielen.

MfG, Sagitta


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