Hallo!
Warum sollte Gott eingreifen? Entweder haben Menschen einen freien Willen oder nicht. Wenn alles schon feststünde braucht es auch kein Eingreifen, da die Menschen ja dann unschuldig und unmündig wären. Auch dieser Widerspruch scheint Irlmaier nicht aufgefallen zu sein.
Dem "Eingreifen Gottes" liegt meines Erachtens ein recht primitives Gottesbild zugrunde, das mehr dem Pantheon der Antike ähnelt, als man sich ständig dem göttlichen Schiedsspruch ausgesetzt sah, und sich viel darum drehte, die Götter zu beschwichtigen. Es entspricht auch mehr dem Gott des Alten Testaments, der ein ziemlich sadistischer Stinkstiefel ist. Die Menschen haben ihn sich genau so zurecht gemacht, wie sie ihn zur Rechtfertigung ihrer Taten brauchten. Dieses Bild hat sich, Jesu eigentliches Anliegen wohl völlig überlagernd, mehr oder weniger erhalten.
Allein, daß Gott das Eingreifen nötig hätte, widerspricht dem Gedanken der Allmacht und des Allwissens, da er offenbar unfähig sein müßte, alles von Anfang an passend zu schaffen, und er es außerdem vom Handeln der Menschen abhängig machen würde, ob das Strafgericht kommt oder nicht, als ob er nicht wüßte, wie die Sache ausgeht.
Nicht zuletzt unterstellt es Gott quasi menschliche Eigenschaften: Persönlichkeit, Zeitgebundenheit, Fehlbarkeit, weswegen die Schöpfung im laufenden Prozeß ständig nachjustiert werden müsse.
Dieses schlichte Gottesverständnis, in welchem man die höchste Macht auf menschliches Niveau erniedrigt und damit im Umkehrschluß den Menschen für gottgleich erklärt, ist wohl noch heute, was der Durchschnittsmensch allein begreifen kann.
Es ist wohl vielmehr davon auszugehen, daß die Schöpfung mit all ihren von uns lediglich als solche (wertend) empfundenen Fehlern genau so ist, wie sie sein soll, daß Anfang und Ende sowie alles dazwischen (oder die Ewigkeit und alles darin) von einer göttlichen, überzeitlichen Warte aus feststehen, wenngleich wir den Eindruck eines freien Willens haben. Dieser ist in Wirklichkeit eine bloße Illusion, die wir als Teil des Ganzen "im System" Lebenden haben, um funktionieren und unsere Bestimmung erfüllen zu können. Das zeitliche Nacheinander, in dem wir uns befinden, gute und schlechte, fördernde und zurücksetzende Erlebnisse und Karma dienen lediglich dazu, uns auf einem Entwicklungsweg voranzubringen, für den wir uns letztlich frei zu entscheiden haben, dessen Notwendigkeit und Endziel aber feststehen.
In diesem Sinne bestehen Freiheit und Determinismus zugleich. Für eine organisierte Religion ist diese Vorstellung viel zu komplex und zudem nicht praktikabel, da sich ohne Belohnung und Strafe/Drohung Menschen nicht binden und in Bewegung setzen lassen. Dieses Bild einer offenen Schöpfung entspricht der menschlichen Illusion und ist in diesem Sinne notwendig. Daß etwas damit nicht stimmen kann, offenbaren präkognitive Erlebnisse, die unabwendbar eintreten. Damit wird manchen kurzzeitig ein gewisser Blick hinter den Vorhang zuteil.
Insbesondere bei Schauungen drängt sich die Frage auf, ob tatsächlich und stets diese über alles erhabene Ebene angezapft wird, auf der alles feststeht, oder ob die Informationen aus Bereichen niederen Ranges stammen, in denen ihrerseits verschiedene Grade der Unwissenheit und Unschärfe herrschen, so daß unklare Ausgänge oder letztlich irreale Dinge gesehen werden können.
In jedem Falle ist wohl davon auszugehen, daß genau gesehen wird, was für die Menschen nötig ist, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. So sind Ereignisse wie die vermeintlich abgewendete Straßenbahnschau als Warnungen zu begreifen oder – neutraler – als Regelkreise, die bestimmte, vom Schicksal intendierte Abläufe sicherstellen sollen.
Dem entsprechend dienen wohl auch die verschiedenen Schauungen zu weltgeschichtlichen Großereignissen und Katastrophen einem Zweck, der uns wohl noch gar nicht klar ist und nicht dem entspricht, was wir zu entnehmen meinen?
Gruß
Taurec
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„Es lebe unser heiliges Deutschland!“
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„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“