Hallo NeuOrest,
Oder kurz: zahlreiche Blindgänger schließen (Voll-)Treffer nicht aus. Es braucht eine gesunde Auseinandersetzung mit Beidem; und auch die Fähigkeit, Fehlschläge einzustecken, >um zu verstehen, warum eine vermeintliche Zukunftswahrnehmung totaler Käse war.
Mein Instinkt sträubt sich, Zukunftswahrnehmungen nach Treffern einerseits und Blindgängern/Fehlschlägen andererseits zu unterscheiden.
Bei (fast) jeder Gerichtsverhandlung zu (fast) jedem Verkehrsunfall kann man sich (fast) täglich davon überzeugen, dass (fast) jeder Zeuge sich hinsichtlich der Beschreibung seiner Wahrnehmung von der anderer Zeugen unterscheidet, mal mehr, mal weniger.
Wenn das - unabhängig von der jeweiligen eigenen "Gewissheit" - bei gegenwärtigen Ereignissen der "Realität" alltäglich ist, wird man kaum erwarten, dass das bei Zukunftswahrnehmungen anders ist. Es sei denn, man kultiviert die Hybris, man habe eine besondere "Gabe", und, noch schlimmer, es würde sich um "göttliche Offenbarungen" handeln, was ich allerdings eher für ein Kriterium halte, dass die - fließende - Grenze zu pathologischer Wahrnehmung bereits überschritten wurde.
Bei der astrologischen Beschäftigung mit dem Phänomen der Zukunftswahrnehmung ist mir aufgefallen, dass die beiden Zeitpunkte, Wahrnehmung und Ereignis, überaus häufig über die geozentrisch gleiche Positionen eines Planeten verknüpft sind, die sich aus dem Wechsel der Planeten zwischen Direktläufigkeit und (scheinbarer) Rückläufigkeit ergeben. Allerdings, und das ist schräg, nicht nur in Bezug auf das "reale" Zeitmaß, sondern auch auf der Zeitlinie um den Geburtszeitpunkt rückwärts gespiegelt, sowie weitere Varianten, die man nicht erwarten würde.
Da das Phänomen der geozentrischen Rückläufigkeit eine Sache des Standortes des Betrachters ist, somit eine Sache der individuellen Perspektive bei der Wahrnehmung der "Realität" ist, geht es meiner Meinung grundsätzlich in die Irre, so etwas wie "Objektivität" bei der Zukunftswahrnehmung zu erwarten, und Abweichungen als Blindgänger/Fehlschläge abzuhaken:
Wenn Alltagsereignisse über identische Planetenpositionen, die sich aus der Rückläufigkeit ergeben, thematisch verknüpft sind (eine astrologische Binse), dann gilt das m.E. ebenso für Zukunftswahrnehmungen. Da man diesen thematischen Bezug aber nur bemerkt, wenn es sich um sogenannte "Treffer" der Zukunftswahrnehmung handelt, bleibt bei den "Blindgängern/Fehlschlägen" dieser zeitliche Zusammenhang - obwohl er nachprüfbar wäre - der Alltagswahrnehmung meist verborgen.
Grundsätzlich halte ich Zukunftswahrnehmungen für eine private Angelegenheit. Wer meint, seine Zukunftswahrnehmungen hätten eine Bedeutung für andere Menschen und deshalb mit ihnen hausieren geht, dem bringe ich nicht deshalb, nur weil es sich um (vermeintliche) zukunftswahrnehmungen handelt, die gemeinhin in einen "parapsychologischen" oder gar "religiösen" Kontext gestellt werden, mehr Vertrauensvorschuss entgegen, als wenn er seine Meinung über zukünftige Ereignisse und Entwicklungen auf "üblichem" Wege ableitet.
Gruß
Ulrich