Verwechslung ähnlich Kurt Tucholskys Weltbühne (Schauungen & Prophezeiungen)

peacefool, Dienstag, 07.08.2012, 16:26 (vor 4869 Tagen) @ Leonessa (4040 Aufrufe)

Vor einigen Jahren, zum 1. Höhepunkt der Finanzkrise, erschien ein vermeintliches Gedicht von Kurt Tucholsky aus den 30er Jahren, welches sehr treffend die Analogien der Systemkrise gereimt verpackte.

Auszug:

Wenn die Börsenkurse fallen,
regt sich Kummer fast bei allen,
aber manche blühen auf:
Ihr Rezept heißt Leerverkauf.

Keck verhökern diese Knaben
Dinge, die sie gar nicht haben,
treten selbst den Absturz los,
den sie brauchen – echt famos!

Leichter noch bei solchen Taten
tun sie sich mit Derivaten:
Wenn Papier den Wert frisiert,
wird die Wirkung potenziert.

Wenn in Folge Banken krachen,
haben Sparer nichts zu lachen,
und die Hypothek aufs Haus
heißt, Bewohner müssen raus.(...)

Es sprach sich rum wie ein Lauffeuer, bis heute hält sich dieses Gedicht und die falsche Zuordnung im Internet. Obgleich jedem halbwegs klar denkenden Menschen schnell auffallen musste, dass dies schon sehr seherischer Gabe Tucholskys hätte entsprungen sein müssen.

Lehrverkäufe und Finanzderivate gab es in den 30er Jahren noch lange nicht.

Es war ein schlichter Kopierfehler. http://diepresse.com/home/wirtschaft/finanzkrise/426781/Der-TucholskySchwindel

Sicher haben sich aufgrund dessen auch viele Menschen voreilig "Die Weltbühne" gekauft. Jedoch hatten sie dadurch wenigstens anderen dichterischen Gewinn.

LG
Peace


"Das Paradies liegt nicht jenseits, sondern abseits"


Gesamter Strang: