Hallo Keynes,
ich danke Dir für Deine Überlegungen, die ein paar weitere Fragezeichen hinter die Feldpostbriefe setzen. Das ist nämlich dringend nötig. Wahrscheinlich beinhalten die Briefe einen harten und wahren Kern, der schauungsmäßig wertvoll ist, aber was genau dieser Kern enthält, ist meines Erachtens noch nicht ausreichend geklärt.
Im Moment denke ich gerade darüber nach, ob es die Feldpostbriefe sind, die zum ersten Male in der Prophezeiungsliteratur die Verknüpfung zwischen Russen-Krieg und Naturkatastrophe herstellen. Für uns scheint sie eine Selbstverständlichkeit zu sein, aber wer hat sie erstmals geäußert? Die Vertreter(innen) der dunklen Tage, wie etwa die Jahenny, erwähnen einen Krieg nicht (wenigstens nicht explizit in Verbindung mit der Dunkelheit). Umgekehrt wissen die Schlachtensagen (Antonius, Birkenbaum) nichts von einer Naturkatastrophe. Die klare Verbindung der beiden Phänomene stellt meines Wissens erst der anonyme Franzose her. Wie kam er bloß auf diese Idee? Irlmaier halte ich hier für einen Nacherzähler - oder aber er hat mit Hilfe dieses Hinweises vom Franzosen seine eventuellen eigenen Schauungen in einen hypothetischen Ablauf eingeordnet. Interessant ist auch, dass der Waldviertler durchaus Naturkatastrophen kennt, aber nirgendwo ausdrücklich sagt, das der Krieg durch eine Naturkatastrophe beendet wird. Bei ihm findet zum Ende hin sogar eine Verfolgung der Russen bis in deren eigenes Territorium hinein statt.
Grüsse, Sagitta