Hallo, Schwelmi,
ich kann nur dazu aufrufen, sich die Mühe zu machen, Ahnenforschung zu betreiben.
Diesbezüglich bin ich den Kirchen sehr dankbar, denn ohne sie gäbe es nicht mal Aufzeichnungen über unsere Vorfahren.
Bis 1871 zurück ist alles bestens - man kommt ggf. nur nicht ran, weil es ein angeblicher Datenschutz verunmöglicht, aber es ist alles sauber dokumentiert.
Bis ca. 1800 zurück ist es auch noch relativ verlässlich. Aber bereits da wird die Abhängigkeit von des Pfarrers Genauigkeit deutlich.
Es gibt Schreibfehler, es gibt Eigenheiten der altertümlichen Sprache, es gibt Abkürzungen, Verbiegungen (die Frau des Müllers wird zur Müllerin), und natürlich gibt es die Sauklaue des Schmierers, der alles zu Papier gebracht hat. Zudem gibt es verschiedene Schriftarten, die Büroschrift(?), Sütterlin, und dann das Freihandgeschreibsel der Jahrhunderte vor 1750-1800.
So um 1648 herum (nach hinten) bricht es meistens ab. Niemand hielt es für nötig, Aufzeichnungen über gewöhnliches Volk zu tätigen, ausserdem gab es kein Papier, nur Pergament, und das war rar und teuer. Zu teuer fürs Normalvolk.
Und das Normalvolk konnte nicht lesen oder schreiben.
Namen wurden vorgesagt, gehört, und dann nach Gehör niedergeschrieben.
So wird aus Hein Piepenbrinck mal schnell Hain Bibenbring.
Insofern wechselt der Familienname mehrfach während der Jahrhunderte, und überhaupt reisst die Überlieferung vor rund 300 Jahren irgendwie völlig ab.
Gibt es Gerichtsakten, so mag es sein, dass Vorfahren auch vorher in Dokumenten erscheinen, aber der lückenlose Beweis der Familiengeschichte ist mehr Vermutung denn Beweis. Es wurden überwiegend gleiche Vornamen verwendet, und so ist die Unterscheidung zwischen Familienzweigen im gleichen Ort recht problematisch.
Wieso soll also ausgerechnet ein Text, der nachweislich lange nach den zugrundeliegenden Ereignissen von Dritten verfasst wurde, und sieben mal älter ist, auch nur halbwegs belastbar sein?
Das muss man doch einfach sehen und erkennen.
Wollen. Oder halt eben nicht. Darum gehts mir.
Man kann archäologisch forschen, oder alte Sprachen erforschen, das ist durchaus Wissenschaft.
Man kann Literaturwissenschaft betreiben, wobei sich mir deren Sinn nicht erschliesst.
Man kann sogar Märchen erforschen, deren Verbreitung, deren Wirkung, und das wissenschaftlich betreiben.
Aber man kann nicht wissenschaftlich belegen, dass eine bestimmte Religion Wahres verbreitet. Weil es an der Beweismöglichkeit mangelt.
Man kann wohl eweisen, dass ein auf Papyrus geschriebener Text 2000 Jahre alt ist.
Aber wer beweist, ob der Inhalt wahr ist, wenn es schon damals keinen Beweis dafür geben konnte, ausser Behauptungen?
Beste Grüsse vom Baldur