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Sonnenwunder, Zeichen der Endzeit (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Dienstag, 11.04.2017, 11:41 (vor 2781 Tagen) @ Leserzuschrift (5085 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Freitag, 01.09.2017, 08:42

Hallo!

„Die [...] Sonnenphänomene wurden in keiner Sternwarte beobachtet. Unmöglich, dass die Nachricht so vielen Astronomen und natürlich den anderen Einwohnern der Hemisphäre entgehen sollte [...]; es ist unfraglich ein astronomisch oder meteorologisch sich ereignendes Phänomen. [...] Entweder wurden alle Beobachter in Fátima kollektiv getäuscht und irrten in ihrem Zeugnis oder wir müssen eine übernatürliche Intervention annehmen.[4]“

Unsere Wahrnehmung der physikalischen Welt ist nicht unmittelbar, sondern mittelbar über Sinnesorgane, deren Impulse vom Verstand in (in der Regel) sinnvolle Wahrnehmungen synthetisiert werden. Wir nehmen zu jeder Zeit nicht die Umwelt an sich wahr, sondern ein repräsentatives Konstrukt in unserem Geist. Gleichsam den umgekehrten Weg nehmen Elemente, die vom Geiste ausgehend in das Wahrnehmungsbild projiziert werden. So entstehen akustische, optische oder sensorische Halluzinationen. Der Mensch ist wie jedes Lebewesen nicht rein biologisch, sondern reicht mit seinem Geist in jenseitige (nicht materielle) Gefilde, aus denen Informationen aufgenommen werden können.
Insofern handelt es sich bei dem Sonnenwunder wohl um eine Art Massenschauung, die in die materielle Umwelt projiziert wurde. Wären Kameras an jenem Tage in Fatima auf die Sonne gerichtet worden, hätten sie wohl rein gar nichts aufgezeichnet außer der normalen Sonne, wie es auch in den Sternenwarten der Fall war. Es war also in der Tat kein "astronomisch oder meteorologisch sich ereignendes Phänomen".

In diesem Sinne bezweifle ich das von manchen Augenzeugen berichtete Trocknen nach dem Regenguß binnen zehn Minuten durch eine "Hitzewelle am Schluß, die jedes durchnäßte Kleidungsstück trocknet und das Wasser der vielen tausend Pfützen und Tümpel verdampfen läßt." (Quelle)
Weiteres Indiz: "Die Hitzewelle wird von den einen als sehr angenehm empfunden und von anderen gar nicht bemerkt."
Entweder war bereits der Regenguß Teil der Halluzination, oder er war nur recht schwach, so daß er natürlich schnell abtrocknete, oder einige der Augenzeugen haben in ihrer Verzückung übertrieben. Die Hitzeempfindung in Verbindung mit der sich nähernden Sonne mag als Teil der Halluzination echt gewesen sein. Das Abtrocknen ist wohl eher eine Ausschmückung.
Das Verdampfen einiger tausend Pfützen und Tümpel hätte eine Hitzentwicklung vorausgesetzt, die bei den Anwesenden Verbrennungen hervorgerufen hätte, da Wasser bis auf 100 °C erhitzt werden muß, um so schnell zu verdampfen. Aber selbst dann hätte es wohl länger als 10 Minuten gedauert.

Für das "Zeichen am Himmel" nach einigen Prophezeiungen will ich ein solches Wunder ausschließen, da die ganze Menschheit auf diese Weise zu beeinflussen ein ganz anderes Kaliber ist.
Vor allem war die Ankündigung des Zeichens durch Jesus wohl bereits eine symbolhafte Ausschmückung des Denkens der magischen Kultur, die von den Europäern allzu materialistisch aufgefaßt und in Voraussagen physikalischer Phänomene verwandelt wurde.
Die gesamte Wiederkunft Christi, wie auch die Ankunft des jüdischen Messias und des islamischen Mahdis sind irreale Elemente, die zur großen Erzählung der magischen Kultur gehören. Der Endsieg über das Böse und das anschließende Gottesreich (Eingehen in Gott) sind notwendige Folgerungen aus deren Weltbild einer räumlich und zeitlich "höhlenhaften" Schöpfung, die nach einer begrenzten Zeitspanne (wenige tausend Jahre) wieder eingefaltet wird. Das Eintreten der Ankündigungen mitsamt Begleiterscheinungen, Wundern, Vorzeichen etc. würde dieser Kultur das Fundament ihres Glaubens entziehen, in welchem die Vollendung der Heilsgeschichte in der Zukunft (!) ein zwingendes Element ist. Die Verwirklichung der Erwartungen wäre paradoxerweise die größte vorstellbare Katastrophe. Eine tiefschürfende Sinnkrise und tödlicher Nihilismus wären die Folge. Es handelt sich vielmehr um einen fiktiven, in die Zukunft projizierten Endpunkt, an dem die Schöpfung vollendet ist, der aber seiner Natur nach dazu dient, das Leben in der Gegenwart auf eine den Gesetzen entsprechende Lebensweise auszurichten. Der eigentliche Sinn der magischen Endzeiterwartung ist es gerade, nicht einzutreffen (obwohl bewußt nicht so aufgefaßt).

Für das europäische Denken, in dem die Welt als unendlich empfunden und mit gewaltigen Äonen umgegangen wird, ist diese Vorstellung eines kurz bevorstehenden Weltendes sinnlos. Nach zig Milliarden Jahren, die als Zahl zwar schreibbar, aber intuitiv nicht vorstellbar sind, soll ein Kosmos, der sich in alle Richtungen in unendliche Weiten erstreckt ausgerechnet jetzt enden?
Die Vorstellung der Endzeit wurde aber als Teil des Christentums aus dem Nahen Osten importiert. Seitdem wird sie als Fremdkörper mitgeschleppt, mit dem nicht sinnvoll umgegangen werden kann. Gleichwohl läßt sie sich in eine der faustischen Seele gemäße Form überführen, wie es z. B. Teilhard de Chardin mit dem Punkt Omega tat, der naturgemäß aber in unermeßlich ferner Zukunft liegt. Damit ist ein nahes Weltende, bei dem die Schöpfung vor ihrer Zeit abgebrochen wird, ausgeschlossen.

Das Fazit: Das Eintreten der Endzeit mit allen damit verbundenen Zeichen (Auftreten des Messias, Zeichen am Himmel usw.) ist somit sowohl im Rahmen der magischen Kultur als auch im abendländischen Bild der Welt ein völliges Ding der Unmöglichkeit. Real eintretende Kataklysmen können nicht die Elemente der endzeitlichen Prophetie aufweisen. Im europäischen Denken wären sie sinnlos und überflüssig, im magischen Denken eine fatale Katastrophe, wenn es danach für die Menschheit weiterginge, wovon unbedingt auszugehen ist. Die Endzeit wird also als Fixpunkt in stets unerreichter Entfernung das Weltgeschehen überschatten. Gleich, welche Katastrophe geschieht, es wird nicht die finale Katastrophe sein.
Folglich handelt es sich auch beim "Gekreuzigten mit den Wundmalen" (eine Ableitung aus Matthäus 24,30) um ein irreales Element, zu dessen Erklärung man kein dem Sonnenwunder vergleichbares Ereignis bemühen muß.
Aber auch diverse allzu materialistische Deutungen wie die Erklärung des Waldviertlers, das Kreuz am Himmel wäre eine Kollision, müssen vor diesem Hintergrund als irreale Gespinste betrachtet werden. Das Eintreten realer Katastrophen in der Zukunft ist damit natürlich nicht per se ausgeschlossen. Zur Fortentwicklung der Schöpfung hin zum Punkt Omega sind Kataklysmen als Geburtskonvulsionen der nächsten Stufe wohl geradezu notwendig.

Insofern hat es Sinn, nach Schauungen zu suchen, die abseits des alten Endzeitmärchens und seinen irrealen Ausschmückungen Hinweise auf eine reale künftige Großkatastrophe geben.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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