Hallo Ifan,
selbst Markus 13,2 (viele Exegeten sagen außerdem, die Stelle sei nachträglich nach 70 in das Markusevangelum eingefügt worden!) wo Jesus in privater Runde zu den Jüngern spricht ist, ist, was das Scheusal (der Antichrist) und die Umstände der Zerstörung des Tempels angeht, ungenau. Jesus sagt, wenn das Scheusal den Tempel beträte, müssten die Bewohner Judäas in die Berge fliehen und hoffen, dass es nicht im Winter passiere (im Westjordanland, das hoch liegt, ist es im Winter kalt). Der Belagerung Jerusalems im Jahre 70 war ein langer Krieg vorhergegangen, Vespasian zog dann seine Truppen ab um Kaiser in Rom zu werden. Als sich im Jahre 70 Zehntausende (Flavius Josephus: Hunderttausende) Pilger in der scheinbar befreiten Stadt zum Passahfest versammelten, kam die Katastrophe: Titus, der Sohn von Vespasian, rückte mit Elitedivisionen verstärkt von arabischen Hilfstruppen an. Jerusalem wurde im Frühling eingeschlossen, im Frühsommer belagert und dann gestürmt. In der Stadt waren angeblich Zehntausende verhungert. Titus, der den abgebrannten Tempel betrat, galt später als ein äußerst fähiger und umsichtiger Kaiser. Das Ende der Welt kam auch nicht. Nach den Flaviern kam die achtzigjährige Epoche der Adoptivkaiser, die Blütezeit des Römischen Reiches, und die wohl friedlichste der gesamten Antike
Nix passt. Was damals schon nicht so richtig passt, wird heute auch nicht passen. Da können TV-Interviews auch nix schönreden.
Grüße Leseratte