Hallo BB,
3 Anmerkungen:
In der Antike war es im griechischen Raum geläufig, aktuelle Texte früheren Personen „unterzuschieben“. Wir mögen das befremdlich finden, aber das ist ein Urteil unserer Zeit. „Fälschung“ ist daher heute ein moralisierender, falscher Begriff, denn damals war das üblich. Genauso wie später in der Renaissance, im Barock und Rokoko Werke anderer „kopiert“ wurden, was damals en vogue war - heute würden wir von Plagiat sprechen. Damals sah man das nicht so. Plagiat wäre deswegen heute ein dummer Begriff.
Person ist nach heutigem Sprachgebrauch ein konkreter Mensch. Wenn in der Offenbarung das Scheusal aus dem Abgrund die Zahl 666 trägt, kann sich das auf Zahlenwerte von Buchstaben berufen, Nero, Trajan oder so, oder auf Salomon, der 666 Talente Silber einnahm. Gemeint ist hier nicht ein konkreter Herrscher, sondern die Funktion, ein geldsaugender Monarch, die „persona“ (die Tonmaske) des römischen Theaters. Die Römer dachten Menschen primär als Funktion ihrer gesellschaftlichen Stellung.
Die Bibel unterscheidet zwischen prophetischen Texten und den Apokalypsen, also die Offenbarung nach Johannes und das Buch Daniel. Letztere sind Analysen der damals gegenwärtigen Ideologie der Imperien (auch der heutigen!) und der zu leistenden Antwort der Gläubigen, keine Zukunftsschau. Zu glauben es gäbe hier eine Prophezeiung in Bezug auf irgendeine konkret kommende Person im heutigen Sinne, ist als wollte man mit der Gebrauchsanleitung für eine Spülmaschine sich an seine Waschmaschine machen.
Im übrigen, deine „Danielfälschung“ ist, was ihre historische Wirkung angeht, eines der literarischen Schwergewichte der Menschheitsgeschichte.
Grüße Leseratte