Hallo!
Auch von Spengler stammt der Begriff der Pseudomorphose, entlehnt aus der
Geologie, wo er den Umstand bezeichnet, wenn Kristalle in vom umliegenden
Gestein vorgegebene Formen wachsen.
Rußland ist im Kern keine Nation des Abendlandes, sondern ein eigener
Kulturkreis (Beginnend etwa im 15. Jahrhundert), der jedoch dem
mächtigeren, im Zyklus fortgeschritteneren Abendlande unterlegen war.
Das Abendland gab die Form vor, in die Rußland hineinwuchs. So nahm das
Zarentum seit Peter dem Großen äußerlich europäische, absolutistische
Formen an. Im Untergrunde, bzw. der innern "Kristallstruktur" lief jedoch
die russische Kultur weiter, über welche die Herrschaftsformen des
Abendlandes unbeeindruckend hinwegzogen.
Republiken und sozialistische Gedanken sind jedoch Elemente der
Zivilisation, von der Rußland noch Jahrhunderte entfernt ist. Das
beeindruckt die russische Seele nicht, sondern wird nur nachgeahmt,
solange das Abendland global den Ton angibt.
Insofern wurde mit der Abschaffung des Zaren und der Einführung des
russischen Präsidenten nur die Fassade geändert. Im Inneren blieb der
russische "Zar" erhalten.
Das ist der Grund, warum Lenin als Zar bezeichnet wurde.
Auch Putin ist im Grunde kein westlicher Politiker, sondern ein
kultivierter Monarch, der mit Medwedew als seinem "Kanzler" wie Heinrich
VIII. mit Cromwell uneingeschränkte Herrschaftsgewalt ausübt. Putins
Charakter, sein Auftreten, seine (Aus-)Bildung, sein ganzer Werdegang
unterscheiden ihn von unseren Parlamentspolitikern eklatant und machen ihn
diesen hochhaushoch überlegen. Ähnliches gilt für Medwedew.
Demokratie ist in Russland nur eine Hülle, welche die eigentlichen
Herrschaftsverhältnisse verdeckt. Das ist daran ersichtlich, daß die
Geldmächte, die eigentlich mit der Demokratie Hand in Hand gehen, bei uns
noch im Sattel sitzen, während sie in Form der Oligarchen in Rußland von
Putin entmachtet wurden.
Der Kommunismus war ebenso nur äußere Form ohne Sinn für Rußland.
Vor diesem Hintergrund bekommt der kommende russische Feldzug einen
tieferen Sinn, nämlich den intuitiv ausgeführten Versuch des Russentums,
sich der abendländischen Oberherrschaft zu entledigen, um sich endlich
frei entwickeln und eigene Formen prägen zu können.
Achtung! Im obigen Satz verharmlost du deren feldzu, ja du gibst ihnen sogar Recht in dem du sagst dass sie sich der europäischen Oberherrschaft entledigen wollen.
Wir müssen hier aufpassen um nicht vollkommen zu entgleisen was es den russ. Feldzug betrifft!
Wenn dein Satz oben stimmt, dann müssen wir auch dem amerikanischen Imperialismus Recht geben!
Die Russen greifen deswegen an, weil sich ihnen seit 1945 erstmal die Chance bietet, endgültig jenseits der slawischen Weststaaten, aufzuräumen!
Auf die selbe Chance warten die Amis wahrscheinlich genauso lange, da ist nicht mehr und nicht weniger!
Nebenbei: Daß Russland eine eigene Kultur ist, zeigt sich an der
Oberfläche an Bauten, die vor der abendländischen Überprägung entstanden
sind, z. B. die Basiliuskathedrale (von der Position im Zyklus her
vergleichbar etwa mit der Aachener Pfalzkapelle):
Natürlich sind sie es! Wieso auch nicht, seit Jahrhunderten wechselten die
Moskauer Nachbarprovinzen ihre Herrscher wie ihre Socken. Mongolen, Kumanen, Tartaren...usw. Zu weit waren die Künsteler und denker in Europa entfernt um sie mal schnell vor den Zaren zu zitieren.
Das ist ein eigener Baustil, der in Westeuropa seinesgleichen sucht!
Gruß
Taurec
Grüße Simun
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Austria est imperare orbi universo