Hallo nochmal!
Die Grübeleien von BBouvier kommen der Wahrheit sehr nahe; im übrigen ist die naive Vorstellung Irlmaiers von diesem praxisfernen 'gelben Strich' sicher nicht geeignet, die Eingangsthese bzgl. Rill/Frankreich zu entkräften. WG relativiert zu Unrecht:
Bei Rill müssen wir auch immer daran denken,
daß er eine Quelle aus zweiter Hand ist und
sehr leicht etwas verwechselt haben könnte.
ja bla.. selbst trotz dieser Unzulänglichkeit ist Rill doch immer noch um Welten besser, als alle anderen vermeintlich-prophetischen Quellen. Bei jedweden seriösen Überlegungen über die Zukunft der Welt, ist imho zunächstmal einzig der prophetische Elsässer bzw. Rill maßgeblich. Alle anderen Quellen, egal ob übereinstimmend oder konträr sind dagegen untergeordnet und im Prinzip reine Spekulation, gerade auch der oberfaule Irlmaier. Daneben gibt es eine Gruppe von Quellen, die zwar authentisch und zukunftsrelevant sein könnten, deren Qualität aber nicht frei von Zweifeln ist. Beispielsweise Sepp Wudy, dessen Glaubwürdigkeit leider völlig von der fraglichen Integrität Friedls abhängig ist:
Eine Aussage Sepp Wudys aus dem grenznahen böhmischen Raum lautet:
„Rennt nicht davon, wenn die grauen Vögel fliegen, woanders wird es noch schlechter sein.“
[...]
Ist hier tatsächlich eine Deckung zweier echter Schauungen vorhanden oder hat Wudy dem Irlmaier als Vorlage gedient?
keine nennenswerte Deckung; selbst wenn wir annehmen, der Friedl'sche Wudytext sei komplett authentisch: 'graue Vögel' sind doch zu Lebzeiten Wudys eine völlig unspektakuläre Voraussage.
Letzteres scheint mir eher unwahrscheinlich zu sein, weil Wudys Aussage außer „Vögel“ eigentlich gar nichts aussagt,
mangels Belang keine Deckung: Irlmaier hat hier ganz gewiß nicht von Wudy plagiiert
Sollten Irlmaiers Beschreibungen nicht echt sein, wäre es eine besonders dreiste Erfindung/Lüge.
Im Falle des gelben Striches kann ich das momentan zwar noch nicht beweisen, aber da ich ja ca. 3/4 der Irlmaier-Aussagen für Plagiate halte, bin ich auch hier äußerst skeptisch. Die Nordseebombe hat sich Irlmaier ganz gewiß angelesen bzw. kombiniert: die militärische Idee einer solchen Bombe kursierte seinerzeit (1950 +/- 5 Jahre) u.a. auch in der Presse, so daß Irlmaier diese (irrige) Idee mit den ihm ebenfalls bekannten Vorhersagen über den angeblichen Untergang Englands kombinierte und daraus seine Nordsee-Kasterl-Legende konstruierte.
Tatsächlich war er laut Südostkurier vom 11. Juni 1947 fünfzehnmal, darunter siebenmal wegen Betruges, vorbestraft, zudem wegen falscher Versicherung an Eides statt und Nichtablieferung von Sozialabgaben (Quelle: Berndts Irlmaierbuch).
Diese privaten Probleme würde ich nicht überbewerten; zur Irlmaier-Kritik taugen nur die harten Fakten: nämlich dessen Vorlagen.
Es gibt kein Indiz, daß er jemals absichtlich gelogen hätte. In >nichtwirtschaftlichen Bereichen war er offenbar ehrlich. Auch nahm er nie Geld für seine seherischen Dienste.
Vorläufig erinnere ich an meine Erklärung vor zwei Jahren: "Irlmaier war natürlich von der Authentizität/Autorität seiner Quellen überzeugt und lebte in entsprechender Naherwartung (zumal in den ersten Nachkriegsjahren, zumindest bis zum Tode Stalins, ein dritter Weltkrieg ja durchaus in der Luft lag). Um seine Zeitgenossen zu warnen (also aus durchaus herzensguten Motiven), gab Irlmaier das zusammengereimte Zukunftsszenario als seine Schauungen aus; die kommerziellen Motive 'seiner' Verleger/Journalisten waren ihm ja bekanntermaßen zuwider."
So scheint es mir eher unwahrscheinlich zu sein, daß Irlmaier sich den gelben Strich (und andere seiner Aussagen, die keiner Vorlage zugeordnet werden können) ausgedacht haben könnte.
mein Verdacht: die Vorstellung von einem Kampfstoff-Streifen ist weder von Irlmaier selbst noch ein Plagiat einer (uns unbekannten) früheren Prophetie, sondern eine Idee, die Irlmaier aus irgendeinem obskuren Zeitungsartikel oder einer wirren Nachkriegsbroschüre kennen konnte. Damit löst er in 'seinem Szenario' das Problem des merkwürdig schnell scheiternden Angriffs (einen sehr kurzen Krieg postulieren ja alle seine Vorlagen). Zu diesem Zeitpunkt (Ende 1949) kannte Irlmaier die Feldpostbriefe noch nicht und konnte das Scheitern des russischen Angriffs also nicht mit dem Naturereignis in Süddeutschland erklären (das wird aber in Adlmaiers Drittauflage 1961 nachgereicht, dann natürlich in Kenntnis der Feldpostbriefe).
Als weiterer Urheber einer Lüge käme Irlmaiers „Verleger“ Adlmaier in Frage.
Der hat tatsächlich nachweislich gelogen, als er das Lindelied nicht seinem eigentlichen Urheber Martin Hingerl (1920), sondern einer Familie zuschrieb, die das Original von den Vorfahren geerbt haben soll. Man könnte argumentieren, Adlmaier hätte das aus Urheberrechtsgründen getan, um das Lied veröffentlichen zu können, indem er die Herkunft verschleierte.
Ja, ich behaupte, die Legende hat er nur erfunden, um den schönen Text 'juristisch unbedenklich' publizieren zu dürfen.
Allerdings setzt Adlmaier noch einen drauf, indem er in der zweiten Auflage von „Blick in die Zukunft“ schreibt, er habe das Lied durch zwei Zuschriften aus Franken vervollständigen können, obwohl er es doch von Anfang an komplett besessen haben muß und hätte abdrucken können. Das paßt nicht mehr zur „Urheberrechtstheorie“, denn er spinnt seine Lügengeschichte unnötig aus, als ob er eine gewisse Freude an der Verwirrung gehabt hätte.
Das widerspricht nicht der Urheberrechtstheorie, die Story von den Zuschriften aus Franken erlaubt ihm nun (in seiner 'Rechtsauslegung') endlich, den ganzen Text zu drucken zu dürfen.
Nun erhebt sich die Frage, warum man jemanden, der dermaßen lügt, seine veröffentlichten Irlmaieraussagen glauben sollte? Ich neige zu der Auffassung, daß alle Plagiate bei Irlmaier von Adlmaier ausgingen.
Ihr versucht ja seit Jahren Irlmaiers sämtliche Unzulänglichkeiten einzig mit dem Verweis auf 'den kommerziell motivierten Adlmaier' wegzudiskutieren, nur um Irlmaier (den 'Säulenheiligen') trotz aller Zweifel doch noch irgendwie zu retten. Adlmaier und Irlmaier einte imho ihre Naherwartung, kommerzielle Motive waren da vermutlich auch beim Verleger zunächst sekundär.
Wie sieht es aber mit den nicht (offensichtlich) plagiierten Aussagen aus?
Einschub: Womöglich sind auch diese Aussagen (gelber Strich, Heersäulen, Hochgestellter, Friedenskonferenz, Überflutung Norddeutschlands usw.) in Wirklichkeit Plagiate, wobei uns nur die Quellenkenntnis fehlt, das zu erkennen.
Vielleicht weiß da Randomizer mehr.
momentan kann ich dem vorläufigen Fazit nichts weiteres hinzufügen: "..grob 3/4 der Irlmaier'schauungen' halte ich für Plagiate, das andere 1/4 kann ich nur noch nicht beweisen bzw. ist vielleicht einfach schwer zu belegen (da mutmaßlich von Irlmaier zusammengereimt und nicht direkt plagiiert). Ob überhaupt eine authentische (eigene) Schauung Irlmaiers dabei ist, mag ich derzeit noch nicht entscheiden/beurteilen."
Sollte Adlmaier aber frei erfundene Irlmaieraussagen veröffentlich haben, hätte es zwischen ihm und Irlmaier persönlich wohl übel gekracht und weitere Veröffentlichungen wären bereits nach der ersten Auflage untersagt worden. Das spricht für einen wahren Kern der Irlmaieraussagen. Wahrscheinlich wurde von Adlmaier nichts veröffentlicht, dem Irlmaier nicht zustimmen konnte. Daraus folgt, daß beide wohl zusammen an dem veröffentlichten Text arbeiteten.
Ja, Adlmaiers Publikationen müssen Irlmaiers Szenario recht gut zusammengefaßt haben, da sich Irlmaier zwar über andere Verleger beschwert, aber Adlmaier gegenüber loyal wirkt. Folgendes ist aber auch denkbar: Adlmaier hat irgendwann (imho frühestens Mitte 1950) Irlmaier und dessen Plagiate 'durchschaut' und hat es deswegen später als legitim empfunden, Irlmaiers Szenario mit verwandten Prophetien zu ergänzen, da diese ja selbst nicht originär waren: auf diese Weise kommen möglicherweise mehrere Motive aus den Feldpostbriefen posthum in Irlmaiers Repertoire (Adlmaier ³1961).
Dem entsprechend sind die Irlmaiertexte eine Mischung aus Plagiaten und zu einem gewissen Grade falsch verbundener, fehlinterpretierter Irlmaierschauungen.
Bestenfalls ja, schlimmstenfalls ist alles Plagiat bzw. Phantasie.
Laut der Herzdame vom 18. 3. 1950 hingegen sah der Irlmaier „lauter Feuer am Boden“, eine Beschreibung, die bei Adlmaier fehlt, bzw. Adlmaier nicht entsprechen zu scheint.
Der Redakteur (M. Pflieger) wurde vermutlich durch W. Wehner auf Irlmaier aufmerksam und hat Irlmaier Anfang 1950 selbst interviewt, daher kann der Artikel in der 'Herzdame' durchaus Einzelheiten nennen, die unabhängig von Adlmaier sind.
Dann ist die Aussage, daß der Strich bei Prag beginne, sicherlich ein Verwendung der alten Aussagen über die Zerstörung Prags (vgl. Sibylle Michalda).
Möglicherweise.
Überhaupt sind die Aussagen über den Verlauf des Striches sehr ungenau. Womöglich wußte Irlmaier überhaupt nicht, wo er verläuft. Im äußersten Falle ist der ganze „Strich“, bzw. Korridor eine Erfindung Adlmaiers.
Die Idee verbreitet Irlmaier imho selbt, es gibt meines Wissens keinen Grund, das Adlmaier in die Schuhe zu schieben.
Echt sind wahrscheinlich die Aussagen über die aufsteigenden Flugzeuge in der Wüste,
Ohne das gerade belegen zu können, bin ich mir dennoch ganz sicher, daß die USA damals (1949/50) bereits 'Luftwaffenstützpunkte' in der Wüste hatten: also weder Präkognition noch Plagiat, sondern in diesem Fall vermutlich einfach Gegenwartslogik.
Auf die Bedenken wegen der physikalischen Unmöglichkeit von Tsunamibomben sei ebenfalls noch mal hingewiesen: Bedenken bei Tsunamibomben
Auch da stimmt etwas nicht. Ich vermute, Adlmaier hat eine Aussage über die Überflutung Englands (meines Wissens ebenfalls ohne Vorlage, d. h. echt) mit einer anderen Aussage über einen Bombenabwurf kombiniert.
Diese Kombination stammt imho bereits von Irlmaier selbst, Prophezeiungen über den Untergang Englands im Meer gibt es mehrere, mindestens eine davon hat Irlmaier gewiß als Vorlage gedient. Wie weiter oben angedeutet, war die fixe Idee einer potentiellen Tsunamibombe damals gerade en vogue.
Viele Grüße
randomizer