Handwerk (Schauungen & Prophezeiungen)

Hope, Freitag, 25.07.2014, 09:09 (vor 3587 Tagen) @ setas (6544 Aufrufe)

Moin,

diese leicht abweichende Vorstellung zum Handwerk bestätigt eher o.g. Regel.
Sämtliche genannten Handwerker zeichnen sich dadurch aus, daß sie aus den Resten der Zivilisation und aus vorhandenen Rohstoffen in der Natur ihr Gewerk erstellen können.
Dazu braucht es keinen Mörtel, keine neuen Glasscheiben, keine Batterie und kein geschnittenes Holz, auch keine elektrisch angetriebene Nähmaschine.
Das unterscheidet Handwerk von industrieller Produktion und Verarbeitung von industriellen Produkten.
Und die zu erstellenden Gewerke tragen dazu bei, daß es wieder etwas zum Abbeißen gibt, entsprechend erhält der Handwerker seinen Anteil.
Handwerk ist eben nicht auf Strom angewiesen, sondern auf Hand und Köpfchen, d.h. ein solides Grundwissen, welches in Deutschland flächendeckend noch vorhanden ist.

Was dann noch an unproduktivem Menschenmaterial über ist, darf sich, je nach körperlicher Konstitution, im Steinbruch verdingen oder das Holz schleppen, oder einfach verhungern. Aus Sicht der heutigen arbeitenden Minderheit ist das sogar eine reizvolle Vorstellung...

Gruß,
Tom,
Handwerker

Hallo Tom!

Dir nutzt dein Grundwissen absolut nichts, wenn dein Magen knurrt. Schon mal so richtig Hunger gehabt? Also nicht der Hunger, der mit Schnitzel und Pommes zu befriedigen ist. Sondern echter Hunger. Dein ganzes Denken begrenzt sich nur noch auf:
Ich muss essen.
Deine Fantasie, dein Verstand wird davon beherrscht. Wenn du, als Handwerker, das Glück hast, jemanden zu finden, der deine Leistung als Handwerker gegen Essen tauscht, dann hast du schon mal 1 oder 2 Tage gewonnen. Das heißt: du bist permanent dabei, Essen zu suchen. Möglichkeiten zu finden, deinen Hunger zu stillen.
Nicht nur das Handwerk, sondern auch der Kopf ist gefragt. Und dann kommt es in erster Linie darauf an, gesund zu bleiben. Allein ein vereiterter Zahn kann einem das Leben versauern...um es mal milde auszudrücken. Woher die Medikamente? Gerade bei körperlicher Arbeit braucht es genügend Einfuhr, um gesund zu bleiben. Ein Teufelskreis, der auch junge Leute hinrafft. Ein Schnitt in den Finger, Blinddarmentzündung reicht aus. Ende Gelände.
Von daher: es braucht vor allem eine riesige Portion Glück. Man kann sich selbstverständlich massig Mad Max-Szenarien bzw. romantische Nostalgie der reinen Mechanik ausdenken. Doch letztendlich beruht dies nur auf: Mich kotzt das System an. Ich hoffe, die Schlipsträger verrecken.
Doch wir sind letztendlich alles nur Menschen. Soziales Gefüge ist wichtig. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Und damit meine ich nicht nur die eigene Familie.

Gold kann man nicht essen. Schnaps macht nicht satt. Wurzeln auch nicht.
Es ist eine einfache Kalorienrechnung. Wieviel Energie verbrauche ich?
Mit Sicherheit wird es keine Dicken mehr geben. Ob mit oder ohne Schlips.
Interessant ist, wie zäh der Mensch dann wiederrum sein kann. Aber dies hat auch viel mit Veranlagung zu tun. Manch Bauer starb früh, weil sein Herz schwach war. Trotz gesundem Lebenswandel. Die biologische Sollbruchstelle kommt dann hervor, wenn es Mangel gibt. Man kann darüber spekulieren, wer überlebt, und wer nicht. Doch letztendlich wird man überrascht sein, wer überlebt hat, und wer nicht. Da wachsen so manche über sich hinaus. Andere geben auf, von denen man es nie gedacht hätte.

Es ist auch eine mentale Angelegenheit. Was nützt mir ein voller Bunker, wenn mich die Panik übermannt? In heutigen Zeiten gibt es massig Maulhelden. Wenn man satt und trocken hockt, ist alles einfach.

Ich kann hierzu eine Dokumentation empfehlen. Höchst interessant und aufschlussreich:
http://www.youtube.com/watch?v=AvrEF-SDma8

Zwei Monate haben sich sieben Erwachsene und sechs Kinder auf das Experiment eingelassen, in einem abgegrenzten Gebiet im Schwäbischen ein paar tausend Jahre zurück in der Zeit zu reisen und für eine Dokumentation so zu tun, als hätten sie gerade erst gelernt, Feuer zu machen. Zwei aus der Sippe sollen sogar ohne Ausrüstung die Alpen überqueren.
Die Serie wurde im Sommer 2006 an einem kleinen See im Altdorfer Wald bei Erbisreute (Gemeinde Schlier) in einem originalgetreu rekonstruierten kleinen Pfahlbau-Dorf gedreht, welches speziell für diese Zwecke errichtet wurde

lg
Hope ;-)


Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben.
André Gide


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