Von ganz oben (Schauungen & Prophezeiungen)

zaunreiter, Dienstag, 12.08.2014, 15:45 (vor 3578 Tagen) @ Eyspfeil (6451 Aufrufe)

...und von "noch weiter oben" - da kommen die Machenschaften her.

So zumindest mag jeder schnell annehmen, wenn da geordnete Vorgänge beobachtet werden, die "ja gar kein Zufall sein können". (Weil ja eine gewisse "Absicht" oder besser: "Struktur" zu erkennen ist.)

Dabei sind es weder reptiloide Außerirdische noch irgendwelche Geheimzirkel, die das Weltgeschehen "beherrschen".

Hier können wir von der Biologie lernen, wo komplexe lebendige Systeme erforscht werden. Zur Orientierung in komplexen und lebendigen Systemen sehen wir uns nicht die einzelnen handelnden Elemente an - das bringt eh nichts, denn das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Die Vielzahl der Elemente oder Objekte ist zu hoch.

Nein, wir sehen uns die Funktionen an und anhand der Funktionen - die ja in wesentlich überschaubarer Anzahl vorzufinden sind - läßt sich das Ganze viel besser überblicken. Spätestens wenn versucht wird, das Ganze in Funktionen zu durchdenken, entfällt jede Theorie einer wie auch immer gearteten höheren Macht. Denn schnell wird klar, daß Notwendigkeiten die Welt ordnen. Und wer die Funktion ausfüllt, ist am Ende ganz gleich, sie wird ausgefüllt.

Annie Francé-Harrar hat in ihrem lesenswerten Buch "Die letzte Chance für eine Zukunft ohne Not" (ISBN: 978-3931330217) geschrieben: "Es ereignet sich gar nicht so selten, daß der Mensch nur die schreibende Hand, den ordnenden Kopf leiht, während ein Buch in Wahrheit von den Verhältnissen geschrieben wird, die einen dringenden und unaufschiebbaren Umbau damit einleiten. Die Meinungsverschiedenheiten, die sich dann meist an ein solches Buch knüpfen, haben auf die Notwendigkeiten, aus denen es entstand, wenig Einfluß. Man bekämpft zwar den Umbau und die neue Einstellung, auf der er beruht, kann ihn aber nicht aufhalten - eben, weil er im Zug allgemein neuer Erkenntnisse liegt."

Es ist also schon mal die allererste Erkenntnis , daß die Welt anhand von Notwendigkeiten geformt wird. Die Notwendigkeiten schaffen Funktionen und anhand der Erfüllung von Funktionen ergibt sich die Form. Das ist bei Lebewesen, insbesondere bei den auf diesem Planeten dauerhaft lebenden Lebwesen, sehr schön zu sehen, daß die Form der Funktion folgt und diese aus Notwendigkeiten geboren wurde. So entwickeln immer wieder Lebewesen völlig unabhängig voneinander die gleiche äußere Form. Je nachdem, welche Funktion gerade erfüllt werden muß. (Bei fliegenden und schwimmenden Lebewesen schön zu sehen.)

Es ist also völlig ausgeschlossen, daß es eine höhere Macht gibt, welche das Weltgeschehen betreibt. Das wünschte sich so mancher und andere beanspruchen es für sich, aber es bleibt doch eher Wunschdenken.

Woraus entstehen aber die die Welt strapazierenden Notwendigkeiten? Sie entstehen aus dem Bestreben allen Lebens zur Harmonie. Wobei Harmonie hier nicht als esoterischer Begriff zu verstehen ist sondern als Begriff der Dauerhaftigkeit. Alles Leben will leben und als Lebensform lange dauern.

Nun überleben und dauern aber gerade die nicht, die sich als Einzelkämpfer verstehen und dabei völlig rücksichtslos sind. Nein, es überleben diejenigen, die verstehen, daß das Leben nur dauerhaft in einer Gemeinschaft ist. Kein Lebewesen lebt für sich allein!

Deswegen tun sich die Zivilisationsabspalter und Selbstversorger auch so schwer. Sie befinden sich als einzelne Zelle inmitten eines Menschengewebes, eng mit dem Gewebe verflochten und verbunden. Und kommen einfach nicht los!

Deswegen erahnen wir auch schon dunkel, daß wenn das Gewebe (die Menschen um uns herum), das Organ (die Menschennationen) und schließlich der Körper (die Menschheit an sich) abstirbt, wir als einzelne Zelle auch absterben werden. Denn die Zelle kann nicht ohne den Körper leben.

Und es ist auch nicht erstrebenswert, denn kein Lebewesen lebt für sich allein!

Wir selbst sind jeder für sich das beste Beispiel. Wir bestehen aus 10 Billionen menschlicher Zellen und 100 Billionen mikrobieller Zellen. Das Gewicht der kleinen Lebewesen in und auf unserem Körper beträgt fast vier Kilogramm. Wir sind im eigenen Körper in der Unterzahl. Aber sehr eng mit den Mikroben (Milben, Rädertierchen, Bakterien, Pilze,...) verwoben. Das geht sogar soweit, daß die Mikroben unsere Menschenfamilien über die Zeit hinweg begleiten und die Genetik von Mikrobe und Mensch aufeinander abgestellt sind. Ja, die Mikroben werden von der Mutter auf die Kinder übertragen und die Familienzugehörigkeit läßt sich anhand von Mikrobengenen bestimmen.

Da sind wir nun, selbst Körper und gleichzeitig Zelle in einem noch größeren Gewebe+Organ+Körper. Jede Zelle im Körper eines Organismus weiß oder ahnt, was am anderen Ende des Körpers, was im Organismus geschieht. So ahnen wir auch, was den Superorganismus Menschheit gerade bewegt, wobei die Menschheit als Superorganismus ja schon eine Zeit überdauert hat.

Das Ganze ist mehr als die Summe aller Teile. So haben Zellen bestimmte Eigenschaften. Gewebe wiederum - aus diesen Zellen bestehend - haben wieder neue Eigenschaften, die zu den Eigenschaften der einzelnen Zellen dazu kommen. Das Ganze hat also mehr Eigenschaften als die Summe aller Teile. So geht es weiter vom Gewebe zum Organ. Das Organ hat wieder neue Eigenschaften, kann also schon wieder mehr Funktionen erfüllen, als das Gewebe alleine. Muskelgewebe kann sich zusammenziehen, doch ein Herz kann Blut pumpen. Stufe für Stufe, kommen neue Eigenschaften, Funktionen und Fähigkeiten dazu.

Und nicht nur das, sondern es kommt auch auf jeder Stufe zum plötzlichen Erwachen eines neuen Bewußtseins dazu. Das sind die Integrationsstufen. Die werden schlagartig erreicht. Die Zelle ahnt vielleicht die nächsthöhere Integrationsstufe - sie kann aber diese Integrationsstufe nicht im vollen Bewußtsein erfassen. Diese Stufe befindet sich hinter dem Erfahrungshorizont. Ähnlich gefangen sind wir als Menschen auf unserer Integrationsstufe. Wir verstehen die Menschheit nicht - aber wir erahnen sie.

Wer weiß, vielleicht sind die Schauungen Bewußtseinssprünge in die nächsthöhere Integrationsstufe, ein Blick aus Sicht des Superorganismus Menschheit?

Es war alles schon mal dagewesen und es wird alles wiederkehren. Nicht exakt, aber doch in ähnlicher Form. Die Form kehrt wieder, weil eine Notwendigkeit sie ausgelöst hat.

Wer die Funktionen hinter den Formen erkennt, der versteht das Ganze besser und kann entsprechend sein Handeln ausrichten. So gibt uns die Biologie die Antwort auf unsere drängenden Fagen: was ist zu tun, wie muß ich handeln.

Wir orientieren uns an der Dauerhaftigkeit bei der Suche nach Vorbildern für unser eigenes Handeln im Naturbild. Was lange auf diesem Planeten existiert, kann nicht falsch leben.

So ist doch augenfällig, daß der seßhafte, gewalttätige und suchtverzehrte Kulturmensch immer und immer wieder untergegangen ist, mit großem Bausch und Bogen. Durch die Vergeudung und Vertilgung von lebensnotwendigen Ressourcen. So wird es auch dieses Mal sein. [Vergleiche: Kollaps: Warum Gesellschaften überleben oder untergehen von Jared Diamond, ISBN: 978-3596192588] So reich und bunt die Hinterlassenschaften auch immer sein mögen, tausendjährige Reiche entpuppen sich meist als Eintagsfliegen.

Während die sogenannten Naturvölker schon seit jahrhundertausenden auf ihre bescheidene aber sehr menschliche Art und Weise in und mit ihrer Landschaft leben. Sie fügen sich ein in die Lebewelt, in die Bioszönose, - und reiben sich dadurch nicht auf, wie es die tun, die sich gegen die Lebensgemeinschaft stellen.

So ist die Erkenntnis, daß es nichts bringt, sich gegen unsere menschliche Gesellschaft zu stellen, eben auch eine biologische. Wir können nicht für uns alleine leben, wir können aber auch nicht Andere bekehren, ohne uns dabei aufzureiben. Viel besser ist der Weg zu wählen, der Kräfte spart und der uns trotzdem dem Ideal näher bringt. Das Ideal muß die Einbindung des Menschen in die Bioszönose des jeweiligen Landstriches sein. In diesem Zusammenhang will ich auch die Permakultur nach Bill Mollison verweisen, der hier Stammeswissen in ein Buch hat fließen lassen und uns abgeschnittenen

Der Ackerbau und die Seßhaftigkeit kann - vor allem in turbulenten Zeiten - aber nur ein Fehlkonzept sein. Es gibt für Menschen fast gar keine guten Gründe, seßhaft zu werden und ich habe lange darüber gegrübelt, warum in aller Welt Menschen die Nachteile der Seßhaftigkeit in Kauf nehmen. (Zum Beispiel die völlige Abhängigkeit von den Ackerfrüchten und die vielfältigen Möglichkeiten, weshalb der Anbau von Ackerfrüchten mißlingt. Jeder, der gärtnert, kennt den Frust. Die Hungersnöte sind in der Geschichte der Menschheit unter den seßhaften Menschen weit verbreitet. Deswegen war es ganz wohltuend und belustigend, mal eine plausible Erklärung an die Hand zu bekommen. Wer es noch nicht kennt:

Warum die Menschen sesshaft wurden: Das größte Rätsel unserer Geschichte
von Josef Reichholf
ISBN: 978-3100629432

Das klingt für mich sehr einleuchtend und würde auch den Verlust des Fells und andere körperliche Degenerationen des Homo sapiens (angeblich weise...) erklären. Auch wenn es erstmal nur eine interessante These bleiben muß.

Es wurde hier und anderswo oft gefragt, was denn die beste Vorbereitung für die kommenden Ereignisse sei. Ob es nun die beste Vorbereitung ist oder nicht: die sogenannten "primitiven" Techniken zu erlernen, mit deren Hilfe man sich aus der unmittelbaren Landschaft selbst ernähren kann, kann in allen Fällen nur helfen.

Dazu gehört die primitive Herstellung von Werkzeugen, vor allem aber auch das Gewinnen und Verarbeiten von Fasern(!), das Feuermachen, der Fischfang und die Fallenjagd. Das richtige Verhalten draußen. (Das richtige Verhalten ist essentiell.) Mit diesen Dingen im Kopf läßt es sich an vielen Orten der Welt nicht nur überleben sondern ganz gut leben. Vor allem aber bringt es die völlige Gewißheit, daß man völlig nackt ausgesetzt, doch überall zurechtkommen wird. Die Angst vor Verlust der Dosenravioli, des Wasserentkeimers, des Rambomessers und des Rettungsrucksackes entfällt völlig. Die Verlustangst weicht einer inneren Festigkeit und Ruhe. Diese mentale Stärke und Ruhe, zusammen mit dem Grips im Kopf und einigen kleinen Handfertigkeiten, erhöhen die Chancen als kleine Samenzelle den nächsten Kollaps (wieder mal) zu überleben und irgendwann und irgendwo wieder auszutreiben. Wohin der Wind einen eben weht.


Gesamter Strang: