Irlmaier & Stockhammer: Landshuter-Broschüre (Schauungen & Prophezeiungen)

randomizer, Samstag, 27.02.2016, 22:53 (vor 3225 Tagen) @ Ulrich (6529 Aufrufe)
bearbeitet von randomizer, Samstag, 27.02.2016, 23:03

"I siach an Hauf'n Soldat'n ziag'n vom Chiemgau her da rei nach Salzburg. De Mensch'n san ganz gelb, ma glaubt, es san Chinesen und doch sans koa. ..."
so zitiert die Landshuter Zeitung vom 12. April 1950 aus einer Niederschrift von Franz Stockhammer, einem "unveröffentlichten Manuskript", das "eine Reihe neuer Bilder bringt" und bewirbt damit Franz Stockhammers Vortrag über Irlmaier, den er am Abend des 12. April in Landshut hielt.
https://schauungen.de/wiki/images/d/d9/LandshuterZeitung12-04-1950.jpg

Wenige Tage später, am 21. April 1950, schrieb Irlmaier an die Presse:
"... Insbesondere erkläre ich ausdrücklich, daß ich mit den Vorgängen in Landshut in keiner Verbindung stehe und ich mir die strafrechtliche Verfolgung gegen diese Verbreiter vollkommen unrichtiger und aus der Luft gegriffener Angaben vorbehalte. ... "
https://schauungen.de/wiki/images/6/61/Irlmaierbrief.jpg


Hallo Ulrich,

danke, ja, die Primärquelle ist Stockhammer, das "unveröffentlichte Manuskript" sollte kurze Zeit später in Form einer Broschüre erscheinen. Tatsächlich wurde auch eine erste Auflage davon gedruckt (32seitig im April 1950), offenbar mussten aber aus juristischen Gründen (vgl. Irlmaierbrief vom 21. April 1950) sämtliche Exemplare wieder vernichtet werden, noch bevor sie in Umlauf kamen. Mindestens ein Exemplar dieser "Landhuter-Broschüre" entkam aber glücklicherweise der Vernichtung (siehe Foto, das Heft oben links), Dein zitierter Satz findet sich auf Seite 12 dieses Heftes.

[image]

Wenn das Chinesen-Fragment also erstmals von Stockhammer in der Vorab- und Nach-Berichterstattung der Presse über seinen Irlmaier-Vortrag verbreitet worden sein sollte, als Teil "eine[r] Reihe neuer Bilder", Irlmaier sich aber ausdrücklich von Stockhammers Vortrag distanzierte, dann sind die Chinesen im Chiemgau m. E. ein Fall für die Tonne.

Richtig, daß Irlmaier sich die "Vorgänge in Landshut" (Vorträge und Broschüre) verbittet, müssen wir ernst nehmen. Mein Eindruck ist jedoch, daß er sich vor allem gegen folgendes wehrt:

  • die umfangreichen Veröffentlichungen in Form der Landshuter Broschüre (bzw. vorher schon epitomisiert in der Landshuter Zeitung) und die öffentlichen Referate geschahen ohne vorheriges Einverständnis Irlmaiers.
  • relativ persönliche/intime Details aus Irlmaiers Privatleben, Ethik und Weltbild füllen die Broschüre auf.

Es sind vermutlich eher diese Umstände (und dieser Tratsch), von denen Irlmaier sich distanziert. Die dortigen Zukunftsvoraussagen könnten aber dem originalen Irlmaier-Wortlaut halbwegs entsprechen: der Irlmaier-Zeuge Stockhammer hatte sein Material immerhin aus erster Hand, was man von vielen anderen Zeitungsredakteuren, die seinerzeit über Irlmaier schrieben, ja nicht immer behaupten kann. Stockhammers Wortlaut könnte also durchaus authentisch sein, für zukunftsrelevant halte ich Irlmaiers Prophetien allerdings ja generell nicht.

Beste Grüße!
randomizer


Gesamter Strang: