Hallo Kronprinzessin,
Dannylee war so freundlich und hat mir bereits das Deckblatt des Hefts und die letzte Seite des Artikels als Scan geschickt.
Aber ich hätte gerne den ganzen Artikel in gescannt, um mir einen Eindruck von dessen Ton verschaffen zu können.
Wenn Du das machen willst, schreib mir über das Forum (einloggen und auf den winzigen Briefumschlag neben meinem Namen drücken).
Die 165 km erklären sich leicht daraus, daß diese Länge der Mauer im West-Berlin damals allgemein bekannt war. Die S-Bahnen waren um 1980 ziemliche "Geisterbahnen", die zwar noch ab+zu fuhren, aber kaum benutzt wurden, da unter DDR-Regie im Westsektor.
Was verblüfft, ist die recht genaue Beschreibung des Mauerabrisses 10 Jahre später.
Nur die Bepflanzung mit Eichen und Linden durch Schüler kam so nicht; derartige Aktionen hatten zur Wiederaufforstung des Tiergartens selbst während der Berlin-Blockade stattgefunden (in den Hungerjahren nach 1945 wurde praktisch der ganze Tiergarten, ein großer Wald, für Brennholz abgeholzt und wurde in einen Kartoffelacker verwandelt), so jedenfalls eine Gedenktafel, die ich dort in den 1990ern mal las ("Baumspende durch Bremen").
Im Mauerstreifen mußten erstmal Minen geräumt werden 1990ff., und dann wurde er größtenteils bebaut; nur mit Mühe konnte ein Stückchen erhalten werden, damit die Touristen ein Pilgerziel hatten, aber speziell von der Teilung innerstädtisch ist heute nichts mehr zu sehen.
Die Händler, die Mauerstücke verkauften, gab es aber massenhaft in den 90er Jahren, das ist ein sehr präzise richtig vorhergesagtes Detail.
Ab dem 9.11.1989 strömten Ostberliner und wenige Tage später auch Leute aus der ganzen DDR nach West-Berlin, aber nicht mit der S-Bahn, sondern zu Fuß und im Trabi über die Grenzübergänge Bornholmer Str. (der ging zuerst auf, dort war ich) und die 2 anderen weiteren offiziellen weiter südlich. Um ca. 23:00 am 9.11.1989 kam man an der Bornholmer Str. auch von West- nach Ost-Richtung zu Fuß, nachdem die letzte Schranke hochgehoben worden war und die Grenzer sich zurückgezogen hatten. Die folgenden Tage und Wochen gab es Fußgängerstaus auf dem Kudamm (denn dort wollten sie erstmal hin; Durchsage im Radio: "zum Kudamm nehmt kein Fahrrad mit, das ist zu groß, damit kommt man nicht durch") und in jeder Straße gab es Grüppchen und Gruppen von Ostlern, die den anderen Stadtteil erkundeten. West-Berlin war wochenlang überfüllt, und die Leute sprachen viel miteinander.
"Helle Scharen" (= Menschenmassen) ist also auch richtig, aber die Rolle der S-Bahn wurde überschätzt (Wannsee und Spandau waren jetzt nicht so die Ziele, die zuvörderst interessierten); die Touristen fuhren wie die Einwohner mit der in den 1980ern weiter ausgebauten U-Bahn, die entsprechend brechend voll war.
Also, die Baumbepflanzung und die Benutzung der S-Bahn würde ich als aus der Vergangenheit herrührende gewöhnliche Extrapolationen ansehen (die Bedeutung der S-Bahn als Verkehrsmittel in West-Berlin nahm in den 1980ern auf praktisch Null ab, und solche Schüler/Studenten-Subbotniks wie in den 40er bis 60er Jahren gab es auch nicht mehr, dies wurde nicht gesehen); die Steinhändler (solcherart Touristensouvenirs waren allerorts üblich) und die Menschenmassen brauchen schon etwas mehr Fantasie bzw. sind ein massentouristisches Szenario; die exakte Vorhersage des Jahres ist das wirklich SEHR ungewöhnliche.
Tja, Präkognition oder Planungskenntnis... schwer zu sagen.
Viele Grüße, gecko