Hallo!
Der Vers nimmt das Wort OKEANOS in den Mund und bildet außerdem einen Pleonasmus (Meer plus Ozean), so dass man geneigt ist anzunehmen, Nostradamus habe den Atlantik und keineswegs die Badewanne Mittelmeer gemeint. Nun gibt es auf der Ostseite des Atlantik sowie in seiner Nordhälfte keine wirklich "großen Städte", und bereits die französischen Häfen, ab Brest in den Süden hinab, sind eigentlich eisfrei. Dagegen ist die Ostküste der USA deutlich mehr frostgefährdet - und New York bleibt dadurch halt im Spiel.
Deswegen ist der Bezug zum Vers mit der Garonne, wiewohl auch von Flut und Dezember handelnd, für mich keine echte (inhaltiche) Verbindung. Es ist eher die Frage aufzuwerfen, ob New York nicht anderswo auftaucht bei Nostradamus (man kann ja mal hypothetisch weiterspinnen ...) bzw. ob es nicht stellvertretend für andere Gestalten und Prozesse stehen könnte (den großen Neptun etc.). Deswegen würde ich den Vers eher als Teil einer umfassenderen Aussage- bzw. Vorhersagenreihe auffassen, so wie es ja auch mehrere Vierzeiler zu Napoleon, CHYREN und weiteren Themenkomplexen gibt. Die Ansage eines Wintersturmes ist trivial bzw. einfach unvollständig, denn der kann jedes Jahr sich ereignen und ist nachweislich schon etliche Male vorgekommen.
Deswegen entstand meine Frage nach einem Kontext: der Vers weist über sich selbst hinaus und dürfte Brüder oder Schwestern haben.
Allgemein kann man Nostradamus als unlösbares Rätsel ansehen und ihm alles nur Denkbare unterstellen. Da sein Horoskop bekannt ist, komme ich wenigstens (nach dessen Analyse) zu der Auffassung, dass man Nostradamus nicht unterschätzen sollte. Vielmehr bin ich geneigt, ihm eine außerordentliche Rationalität, Leistungsfähigkeit und Intention bei seiner Arbeit zuzusprechen. Mich interessieren aber nicht die Inhalte seiner Aussagen, sondern mich interessiert allein die Vorgehensweise, die er mutmaßlich verwendet hat, um die Inhalte seiner Schauungen (und ich gehe davon aus, dass Schauungen tatsächlich hatte) zeitlich zu datieren.
Die einzige Möglichkeit die es dafür gibt, ist der Einbezug universaler zyklischer Strukturen, die sich unter anderem auch in den Bewegungen der Planeten zeigen (es handelt sich hier um eine Korrelation, die nicht als eine kausale angesehen werden darf). Unser Kalender und unsere Zeiterfassung sind ja auch nur ein kleiner Extrakt dieser umfassenden zyklischen Mechanik (hier eben beschränkt auf Sonne/Mond/Erdrotation/Erdachse), die aber in Wirklichkeit viel umfasssender ist: das reale 'Uhrwerk des Himmels' hat mehr als nur zwei Zeiger, zwölf Monate und 365 Tage. Die Frage also ist - und sie ist absolut nicht naiv -, ob Nostradamus in seinen Schauungen einen direkten Blick (wie auch immer geartet) auf dieses abstrakte Räderwerk der Zeit hatte.
Einer Lösung dieser Frage könnte man näher kommen, wenn man systematisch sämtliche Zeitangaben untersucht, die Nostradamus in seinen Texten (nicht nur in den Vierzeilern) macht. Sehr wahrscheinlich zeigen seine Datierungen und Periodenangaben ein bestimmtes Muster bzw. eine Charakteristik, die dann wieder Rückschlüsse auf die Technik erlaubt, die Nostradamus gebraucht dabei hat. Dass dabei Bewegungen von Himmelskörpern eine Rolle gespielt haben (real, und nicht nur 'vorgeschoben'), steht für mich außer Frage. So ein Thema kann natürlich nicht via Forumsdiskussion abgehandelt werden.
MfG, GL