Hallo!
Wo wollen all die jungen Hüpfer denn hin, die hier Wohlstand suchen?
Der Wohlstand ist allein das Loch, der Bypass in unsere Münzbeutel, die Versklavung der Arbeiterschaft.
Der Wohlstand ist ein Gespenst, ein Gewohnheitsrecht rituellen Mißbrauchs.
Als mein Vater noch lebendig und kräftig war, hat er nach Jahrzehnten mal einen alten Bekannten besucht, dessen Eltern in seinem Elternhaus in vormaligen Jahrzehnten einen Friseursalon betrieben.
Er war schockiert von dem Elend in dem der nun auch alte Mann damals lebte.
Und bei uns war auch nicht alles Hochglanz und Schickimicki, nicht daß er verwöhnt gewesen wäre.
Als jemandem, dem es nunmehr verboten ist, mit dem Kopf zu arbeiten, komme ich zu meinem Leidwesen etwas herum im erweiterten Kuhdorf.
Meine neue, zeitweilige Berufstätigkeit beinhaltet regelmäßig, den Wohnraum der städtischen Baugenossenschaft aufzuwerten.
Was ich da in nur einer Straße gesehen habe, sprengt vermutlich das Vorstellungsvermögen der meisten.
Innerhalb von hundert Metern in ca. 40 Wohneinheiten hatte ich es mit einer jungen „Dame“ zu tun, die Eile erbat, da sie noch Freier erwartete – die ganze Wohnung aus Plattenmöbeln war Fettverschmiert. Nebenerwerb war wohl Internetpornographie. Alle um mich dachten, sie hätten sich verhört.
Wenige Häuser weiter galt es eine Wohnung zu renovieren, die bis nach Hause stank.
Das Ordnungsamt wurde wirkmächtig, der Mietvertrag gekündigt, und die Dame eingewiesen.
Eine Badewanne voller Binden und Tampons war wohl das Prachtstück des Erschauderns.
Der Gestank, der aus dem alten Putz ausdünstete, verfolgte mich oft bis nach Hause.
Im selben Haus – andere Hälfte – wieder wurde eine Wohnung zwangsausgeräumt. Neue Fenster sollten her.
Dort muß das gesamte kriegswichtige Arsenal von Bayer fröhliche Urständ gefeiert haben, bis das begehbar war.
Dort ist seit vielleicht 50 Jahren nicht mehr gelüftet, aber wohl sehr, sehr, sehr viel geraucht worden.
Die wohl ursprünglich weiße Tapete fing über den Fußleisten in einem (Sch)Ockerton an, verlief über Terrakottafarben, über den Ton von Milchschokolade bis zu zartbitter. In den Ecken war es schwarz.
Weiß jemand um den Umstand, Tapeten in Fensternähe mit Nadeln zu perforieren?
Mir schwant, da diesbezüglich mal etwas gehört zu haben.
Übellaunig,
Stinkwolf