Hallo!
Dabei handelt es sich um einer Art nahöstlicher Wandersage.
In der biblischen Überlieferung (Hesekiel 38):
Gog (Person) aus dem Lande Magog, der oberste Fürst in Mesech und Thubal (wohl zwei Teilregionen dort) zieht mit den Völkern des Nordens gegen Israel.
⇒ Das hat also schon in der ursprünglichen Fassung des Mythos mit uns rein gar nichts zu tun! Es handelt sich um eine endzeitliche Prophezeiung für Israel, die vermutlich aus dem 6. Jahrhundert vor Christus stammt. Es wäre schon sehr verquer, einen derart alten Text auf heutige Gruppierungen zu beziehen.
Alle darauf basierenden Ideen, welche sich einzelne Motive herauspicken und etwa auf ein Geschehen in Europa beziehen, sind ohne echte literarische, geschweige seherische Grundlage und als reine Abwandlungen nach dem Flüsterpostmuster nicht richtiger.
Das Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens:
"Hier treten uns die beiden Namen als die des Israel feindlichen Königs und seines Landes zum erstenmal entgegen, während die Vorstellung von den gegen Israel in der Endzeit aus dem fernen Norden hervorbrechenden Feinden bereits älter und, wenn sie nicht mythischen Ursprungs ist, vielleicht durch die Skytheneinfälle im letzten Drittel des 7. Jahrhunderts. v. Chr., die bis nach Palästina drangen, hervorgerufen, sicher aber beeinflußt ist."
In der Johannesoffenbarung wurden daraus bereits zwei Völker gemacht, die vom befreiten Satan von den Enden der Erde zum letzten Kampf herbeigeführt werden. Diese Abwandlung der Urfassung ist natürlich nicht richtiger als die Urfassung selbst.
Daraus entstand als reines Phantasiegebilde die Vorstellung, daß Alexander der Große diese Völker hinter dem Kaukasus eingesperrt habe, von wo sie in der Endzeit hervorbrechen. (Seherische Grundlage = niente.)
Im Abendland wurde diese Märchenbande dann in den verschiedenen Bearbeitungen des Pseudo-Methodius verwurstet. (Seherische Grundlage = niente.)
"Pseudo" deswegen, weil es eine von vorn bis hinten erfundene Prophezeiung ist, die dem heiligen Methodius zugeschrieben wurde. Lateinische Übersetzungen in gekürzter Fassung und immer wieder abgewandelt gab es während des ganzen Mittelalters. (Seherische Grundlage = niente.)
"Sie hat auch den Inhalt der jüdisch-alexandrinischen Gog-Alexandersage dem Abendland bekannt gemacht. Im Mittelpunkt der Offenbarungen des Pseudo-Methodius steht der Kampf der westlichen Welt gegen die mohammedanischen Araber."
Allerdings war dies ursprünglich ein bloßes, zeitgenössisches Echo der islamischen Expansion des 7. Jahrhunderts, in endzeitliche Prophetie verpackt. Alle späteren Prophezeiungen, die ideengeschichtlich darauf zurückgehen, sind natürlich für die Tonne.
"Aber diese apokalyptischen Nordvölker wurden später auch den Tartaren, Hunnen, Awaren, Türken, Gothen u.a. gleichgesetzt, und auch der Alexanderwall wechselte seinen Platz, indem man ihn gelegentlich auch in der zu Ende des 3. Jahrhunderts. v. Chr. gegen die Hunnen errichteten chinesischen Mauer erblickte."
Dem entspricht auch Arthur Hübscher:
"Gog und Magog ziehen ein, die wilden Völker aus dem Osten [in der Abwandlung Commodians im 'Carmen apologeticum'], von denen schon Ezechiel (Kap. 38) geweissagt hat. Bei ihm bezeichnen die beiden Namen die unter dem König Gog im Lande Magog hausenden nördlichen Barbaren, die in der Endzeit aufstehen, aber unter Jahwes Beistand auf den Bergen Israels vernichtet werden. In der Offenbarung Johannis (20,8) sind Gog und Magog zwei mythische Völker, die von den Enden der Erde zum letzten Kampf gezogen kommen. Das Buch Henoch hat sie auf die Parther gedeutet, aber es sind zweifellos die Goten, auch Ambrosius, der Kirchenvater – im 4. Jahrhundert – pflichtet dieser Ansicht bei. Seit der Mitte des 5. Jahrhunderts, seit Hieronymus, weiß man dann, daß es die Hunnen sind, und später treten nacheinander alle großen Eroberervölker, die unter apokalyptischen Gewittern aus dem Osten aufbrechen, in die Rolle Gog und Magog ein."
Hinzuzufügen wären wohl aus neuerer Zeit die Russen, die insbesondere seit der bolschewistischen Revolution die Rolle des megaantichristlichen Oberbösewichts einnehmen, der in der Endzeit die arglose Christenheit heimsuchen soll.
Merke: Es hat eigentlich keinen Sinn, uralte Märchen des alten Testaments einfach mal so zu glauben und für richtig zu halten, weil es halt in der Bibel steht, und man die Überlieferungsgeschichte sowie spezifischen kulturellen und historischen Grundlagen mangels Kenntnis als inexistent behandelt. Solche Hintergründe muß man auch nicht wissen, da die Bibel per se wahr ist und für uns geschrieben wurde.
Seit Jahrtausenden beziehen die Menschen die kryptischen Vorstellungen der Juden des 6. Jahrhunderts v. Chr. auf genau ihre eigene Zeit mit ihren jeweiligen Großmächten. Da ist es schon sehr plausibel, zu vermuten, es handele sich um Rußland oder China oder den IS. Diesmal wird es ganz sicher stimmen!
Wenn 80 Generationen falsch lagen, steigt dadurch statistisch ja nur die Wahrscheinlichkeit, daß unsere Generation richtig liegt. Irgendwann muß es ja passen!
Viel naheliegender und richtiger ist die Beurteilung, daß es sich um ein religiöses Motiv handelt, das in Erwartungshaltung in die Zukunft gelegt wurde, weil man schon damals nach sicheren Vorzeichen für die Endzeit suchte und sich diese dann, sich selbst etwas vormachend, letztlich konstruiert hat. Seitdem bewegen sich diese Motive statisch wie der Fixsternhimmel hinter dem unerreichbaren Horizont in immer gleichbleibender Entfernung mit den Menschen durch die Zeiten. Natürlich werden diese jeder seherischen Grundlage entbehrenden Ideen niemals eintreffen. Gog und Magog oder Gog aus Mesech und Thubal in Magog werden niemals kommen, weil es sie nicht gibt und niemals geben wird.
Ich prophezeie aber: Falls diese ganzen Texte nicht dem großen Vergessen in Folge des kulturellen Zusammenbruchs anheim fallen, wird man noch in 2000 Jahren Gog und Magog in die eigene Zeit projizieren, dann eben auf die Völker Wrzlpfrmpft und Hululu, die sich irgendwo in Asien aus den Resten heutiger Völkerschaften gebildet haben werden. Die werden es dann aber ganz sicher sein, denn die Endzeit liegt in der Luft, die Atmosphäre ist gespannt, man hat komische Gefühle, die darauf hindeuten, daß diesmal unzweifelhaft der absolut letzte Kollaps der Welt ansteht.
Gruß
Taurec
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„Es lebe unser heiliges Deutschland!“
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„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“