totale Willkür (und @Leseratte und @Giraffe) (Übersinnliches & Paranormales allgemein)

Isana Yashiro, Donnerstag, 20.05.2021, 07:05 (vor 1281 Tagen) @ Taurec (1848 Aufrufe)

Hallo!

In der Tat sind Gewalt und Töten religiös nicht verboten. Das fünfte Gebot "Du sollst nicht töten!" wäre richtiger eigentlich als "Du sollst nicht morden!" zu übersetzen, wobei Mord das Töten aus Notwehr oder im Kriege (aber auch von Tieren) dem Sprachgebrauch des Urtextes gemäß ausdrücklich ausschließt (vgl. hier).

Man spricht einfach dem Feind jegliche Rechte ab, schon darf man ihn töten. Will man ein Tier töten, dann spricht man ihm auch einfach kein Recht auf Leben zu. Will man seinen Nachbarn töten, dann hat der halt auch kein Recht auf Leben. Will man den eigenen Ehemann/ die eigene Ehefrau töten, dann braucht man dieser Person auch nur das Recht auf Leben abzusprechen. Umgekehrt kann man den eigenen Verwandten, Freunden und Nachbarn das Recht auf Leben zusprechen, dann dürfen auch andere diese Leute nicht töten und wer es dennoch tut, der ist wiederum ein Feind und man hat einen Vorwand um sich zu rächen. So funktionieren sämtliche seit Jahrhunderten schwelenden Konflikte. Durch die völlig willkürlichen Ausnahmen für den Krieg oder für Tiere oder aus Notwehr (bei letzterer leider manchmal notwendig) hat man kein objektives Kriterium mehr und kann sich die Regel auch gleich völlig sparen.

Als gewalttätiger Mann, der seine Affekte unter Kontrolle hat, ist man zu unterscheiden fähig, wann Gewalt in welchem Ausmaße zur Ordnung der Lage nötig ist, und kann diese dann ohne falsche Hemmungen bis zur äußersten Konsequenz anwenden, was die Verantwortung der Folgen einschließt.

Ein Mann, der seine Affekte unter Kontrolle hat, ist kein gewalttätiger Mann.

Zugleich ist man nur Gott gegenüber verantwortlich, nicht etwa menschlichen Gerichten in einem Staate, dessen Grundlagen auf der nihilistischen "Umwertung aller Werte" basieren.

Obwohl das aus philosophischer Sicht richtig ist, kommt es aus pragmatischer Sicht hier darauf an, ob das eigentliche Ziel sein soll bis zum Lebensende in irgendeinem Loch weggesperrt zu werden.

Das Urteil Gottes trifft dich über das Karma, das aber im Falle einer maßvollen und gerechtfertigten Gewalttat gewiß nicht negativ ausfallen wird.

Wo der Karma-Begriff beinhaltet, daß das Karma den Umweg über Gott nimmt, da kann man sich den Karma-Begriff auch gleich sparen. Karma bedeutet ja gerade, daß keinerlei Urteil gefällt wird, sondern alles vollautomatisch wie ein Bumerang zu einem zurückkommt.

Wer damit ein Problem hat, weil er zur Gewalt (insbesondere innerlich) nicht fähig ist, sollte zunächst durch körperliche Ertüchtigung und Arbeit an sich selbst sein Gewaltpotential entwickeln.

Ein sehr satanischer Rat. Außerdem die wahrscheinlich blödeste Idee, die mir je untergekommen ist. Allein schon der Teil, daß körperliche Ertüchtigung gewalttätig machen würde....

In der heutigen Zeit hat es wahrlich keinen Sinn, nicht gefährlich zu sein. Im konkreten Fall wird es zum Äußersten mit geringerer Wahrscheinlichkeit kommen, wenn man "die Instrumente zeigen" und kommunizieren kann, daß für den anderen die möglichen Kosten der Auseinandersetzung deren Nutzen übersteigen. Das sind sanfte Formen der Gewalt, zu deren Dosierung man aber das vollständige Potential in der Hinterhand haben sollte.
In diesem Sinne abstrahierend ließe sich das Zitat auf Seite 251 ("ruhig", "kalt" und mit bloßer Willenskraft) auch deuten.

Das ist leider alles wahr. Trotzdem hat das nichts mit Gewalt zu tun. So wie Gewalt nicht zornig zu sein braucht, so braucht auch Wehrfähigkeit nicht auf Gewalttätigkeit zu beruhen. Wobei es natürlich die seltsamsten Definitionen von Gewalt gibt, so daß ich nicht ausschließen kann, daß Du etwas ganz anderes meinst als ich, wenn Du das Wort Gewalt verwendest.

@Leseratte:

Umgekehrt, wenn aber der Böse "reif" für die Bestrafung ist, also sich eine Gelegenheit ergibt, darfst du nicht zögern, das Nötige zu tun.

Wer ist denn der Böse? Auch Du schmeißt objektive Regeln einfach über den Haufen und entscheidest selbstgerecht, daß Gewalt anzuwenden ist. Ahimsa bedeutet eigentlich nicht, sich als Sittenwächter aufzuspielen. So frönt man nur dem eigenen Ego. Um frei von Egoismus zu sein und, wie Buddhisten das üblicherweise wollen, eigenes Karma abzubauen, muß man in der Gewaltlosigkeit schon konsequent sein.

@Giraffe:

Du hast einige Antworten bekommen, jedoch nicht auf das, was ich für deine wichtigsten Fragen und Aussagen halte.

Wenn nun einige Leute vor mir stehen um durch Rechtswege oder ausserhalb mir mein Eigentum bzw mir eine Spritze geben wollen, wie kann ich so eine Situation klären ohne Zorn, ohne Gewalt?
Tatsächlich habe ich darauf keine Antwort!

Ich kann Dir zumindest sagen, wo das mit Gewalt hinführen wird. Du würdest ganz einfach verlieren. Wenn der Rechtsweg gegen Gewalt steht, dann gewinnt der Rechtsweg. Hinter dem steht auch Gewalt, aber eine Gewalt, die mit der auf persönlicher Ebene nicht vergleichbar ist. Wie würdest Du die Situation gegen einige Leute, hinter denen auch noch das Recht steht, mit Gewalt klären? Schlägst Du einem Polizisten mit Deiner Faust ins Gesicht? So verstehe ich nämlich den Rat, den Taurec gegeben hat. Aber so gemeint kann er das eigentlich nicht haben, denn der ist klug genug, um zu wissen, daß das in jeder Situation kontraproduktiv wäre.

Nun ich weiss nicht, ob die reine Willenskraft ausreicht, um hier auf Erden gewaltvolle Konflikte zu lösen, jedoch bin ich offen dafür!

Vermutlich reicht die reine Willenskraft dafür nicht aus. Diese auszubauen dürfte aber mit Sicherheit klüger sein als an sich zu arbeiten, um die eigene Gewaltbereitschaft zu erhöhen. Bei den Problemen, die Du beschrieben hast, sollte man sogar zeigen, daß man auf keinen Fall auf Gewalt setzen will.

Gruß,
Shiro


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