Hallo!
"Zum Schluß erzählte uns der Mann aus Freilassing noch, daß ‚in der glücklichen Zeit‘ in Bayern, namentlich im südlichen Teil ‚eine Temperatur herrschen werde, die so ist, wie in Italien. Wir werden Wein ernten können und sogar Feigen auch im Oberland, und die fleißigen Bauern werden es auf zwei Ernten bringen. Die Leute werden sich alle gut verstehen und man wird kaum mehr ein böses Wort hören.‘" Altbayrische Heimatpost vom November 1949 – passt zu den jetzigen Klimaprognosen. Die Winter der Nachkriegszeit galten als sehr hart.
Möglich bis zu den Worten "die Leute werden sich alle gut verstehen". Spätestens ab da ist es wieder Goldenes-Zeitalter-Gebrabbel. Preisfrage: Handelt es sich wirklich um Schauungen wärmeren Klimas oder ist dies auch dem Ideenkomplex "Goldenes Zeitalter, wenn die Löwen bei den Lämmern liegen und ewiger Sommer herrscht" zuzuordnen?
"Ich sehe ein großes Wasser, das kommt vom Meer her, das ist höher wie eine Haus, das überschwemmt die Ufer, und wen es erwischt, der kommt nicht mehr lebend davon. Es geht ganz geschwind, es dauert nicht lang."
Dafür gibt es in älteren Prophezeiungen wohl keine direkte Vorlage. Daß Norddeutschland von einer künftigen Flut verzehrt werde, ist aber als Motiv in der dortigen Volkssage wohl vorhanden, z. B. bei Hertje.
"Durch Deutschland wird ein eiserner Zaun gehen, mitten durch, wer ankommt stirbt [...]"
Sämtliche derartigen Aussagen im sogenannten "Unbekannten Kurier", der nicht 1945, sondern eher Ende der Sechziger entstanden sein dürfte, erbringen keinen Präkognitionsnachweis, weil sie erst seit 2002 bekannt sind. Aus den vermeintlich eingetroffenen Voraussagen schließe ich, daß der Stand des Wissens etwa 1969 (Mondlandung: "man wird alle Planeten besuchen") sein dürfte, weswegen ich das als Jahr der Entstehung dieses Textes ansetze, der dann auf Irlmaier zurückdatiert wurde.
"Zuerst kommt ein Wohlstand wie noch nie! [...]"
Auch dieser Text der sogenannten Caritasschwester ist erst seit Anfang der Neunziger bekannt. Ein Präkognitionsnachweis liegt daher nicht vor. Ich gehe davon aus, daß diese Aussagen nicht viel älter als 1992 sind und bis "alsdann kommt eine große Zahl fremder Leute ins Land" Vergangenheit und Gegenwart beschreiben (Einwanderungswelle Anfang der Neunziger). Im Anschluß geht er nahtlos in Endzeitschwadronaden über. Teurung z. B. kommt bereits in der Offenbarung vor. "Veränderungen im Gelde" bei Sibylle Michalda 18xx, ebenso diverse Revolutionen in Quellen des 19. Jahrhunderts und nicht zuletzt Gog und Magog im Gewande der Russen. *gähn*
Irlmaiers Schlacht am Rhein erscheint mir als Doublette zu der Schlacht am Berge Merggido (Armaggedon).
Ja, richtig. Damals, als diese Vorstellung entstand, kamen "Gog und Magog" zwar schon aus dem Inneren Asiens, wo Alexander der Große sie einst hinter großen Toren eingeschlossen hatte, jedoch (wie bei Pseudo-Methodius in der syrischen Urfassung von 690 n. Chr.) aus dem Norden. Erst mit Verpflanzung des christlichen Glaubens nach Europa wurde aus dem Norden der Westen und Gog und Magog irgendwann mit den Russen gleichgesetzt. Alle späteren Aussagen, die irgendwelche Details zu einem Überraschungsangriff enthalten, von Heerwürmen und rasenden Panzerkolonnen, Horden mordender Russen, der sagenhaften Endschlacht am Rhein am Birkenbaume usw. faseln, halte ich für bloße Erfindungen, die das Urmotiv möglichst schreckenerregend ausmalen. Tatsächlich wird es wohl niemals einen russischen Feldzug in Europa geben, jedenfalls nicht in der von Irlmaier & Co. beschriebenen Form.
Was mich stutzig macht, sind die "Tauben", die sonst in Irlmaiers klaren Sprache auftauchen. Falls er Drohnen gesehen haben sollte, hätte er etwas beschrieben, was es damals nicht gab, weswegen diese "Tauben" eben nicht als Flugzeuge beschrieben werden.
Die Tauben (Adlmaiers Irlmaier verliehene "Orakelsprache") bzw. der gelbe Strich fällt in die Kategorie "Wunderwaffe", wobei "Wunder" wohl in Hinblick auf die Errettung der Christenheit durch Gott (oder seine weltlichen Handlanger) wörtlich zu verstehen ist. Wenn niemand mit der Rettung rechnet, dann kommt aus ungeahnter Richtung die Wende, die den sicher scheinenden Untergang gerade noch durch ein Wunder abwendet. Auch diese Idee ist alt und als darauf fußend ist die Tauben-/Gelber-Strich-Geschichte zu betrachten, denn ohne den obsolteten Gog-und-Magog-Feldzug hängen diese freilich ohne Grundlage in der Luft und sind ebenfalls obsolet. Daß gerade von "Tauben" (vgl. die christliche Symbolik dieses Vogels) die Rede ist, muß vor dem Hintergrund dieser endzeitlichen Erlösungsvorstellungen betrachtet werden. Das Bild ist massiv positiv besetzt und bringt entsprechend die Wende im Kampf gegen das Böse.
Ich sehe eigentlich keinen Grund, Überlegungen über Drohnen anzustellen, insbesondere weil der Drohnencharakter aus dem schwammigen Aussagen eigentlich gar nicht klar hervorgeht. Die Aussagen (z. B. "ein großes schwarzes Kastl, da sitzt niemand drinnen") scheinen sich vielmehr auf die Bomben zu beziehen.
Gruß
Taurec
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„Es lebe unser heiliges Deutschland!“
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„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“