zitiere mich selbst (Freie Themen)

Sagitta, Montag, 27.02.2017, 11:14 (vor 2859 Tagen) @ Taurec (5912 Aufrufe)

Guten Morgen!

Es ist sehr fraglich (sollte also genauestens erwogen werden), ob man neue/unbekannte/einzigartige Detailelemente eines seines Ursprunges, seiner Machart und seines Duktus nach religiös-prophetischen Textes tatsächlich als Fragmente echter Präkognition betrachten soll, oder nicht vielmehr als individuelle, phantasievolle Spielart der großen christlichen Weissagung, in welcher der Autor eine persönliche, an die eigenen Zeitumstände angepaßte Note einfügen wollte.

JA!

Hierzu ein Beispiel. Bei Jahenny kommt die Katastrophe im Winter, und da könnte man sagen: OK, ihre Begrifflichkeit fügt sich in die jahrtausendalten Phantasien vom Weltende, siehe Text ganz unten.

Aber wenn ich dann in einer Veröffentlichung von/zu/über Irlmaier die folgenden Sätze lese, dann werde ich stutzig: "Welche Jahreszeit es ist? Trüb, regnerisch und Schnee durcheinander. Vielleicht Tauwetter. Die Berge haben oben Schnee, aber herunten ist es aper (herbstliches Land?)."

Da kann ich mir dann denken, dass der Redakteur/Journalist ein sehr raffinierter Schreiber war - oder dass Irlmaier halt doch eine Schauung hatte.

Der sorgfältige, literaturkritische Schauungserforscher kennt zwar die Trennung zwischen Prophezeiung und echter Präkognition, aber er verwendet auch die Tradition der Prophezeiung, und zwar weil sich in dieser Präkognitionen verstecken könnten - wie auch archetypische Wahrheiten und manchmal sogar gesunder und praktischer Menschenverstand.

Ein gutes Beispiel ist hier auch Nostradamus, der sich offenbar mehrfach getarnt hat. Er versteckt sich hinter christlichen Endzeiterwartungen, er simuliert antike Orakelbücher, er zieht manchmal den Hut der Astrologen an, er spielt mit dem Liber Mirabilis (hier auf dem Forum noch kaum diskutiert), er würfelt die Buchstaben und die Sprachen durcheinander - und doch scheint es, als habe er echte Voraussagen gemacht bzw. machen können (und hat dadurch wieder auf die anderen Prophezeiungstraditionen zurückgewirkt). Auch bei ihm gibt es den "Großen Monarchen", aber mit sonst unbekannten Details und Zusammenhängen, teilweise sogar Klartext. Und da kommt dann Freude auf ...

Und nun zum Schluß das versprochene Selbstzitat (https://schauungen.de/forum/index.php?id=29970):

"Eine Prophezeiung/Schauung ist für sich genommen wertlos. Es gibt keine, die eine so eindeutige Aussage machte, dass man sie 1:1 auf die geschichtliche Wirklichkeit beziehen könnte. Prophezeiungen/Schauungen müssen immer im Kontext anderen Prophezeiungen/Schauungen gesehen und ständig neu gegen die Wirklichkeit gehalten werden. Und das ist ein mühsames Geschäft."

Wünsche allen eine gute neue Woche!

Sagitta

Jahenny: Je viendrai sur le monde pécheur, dans un terrible roulement de tonnerre, par une froide nuit d’hiver. Un vent du sud très chaud précédera cette tempête, et de lourds grêlons fouilleront la terre.


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