Hallo, lieber Randomizer!
Woher kommt Deine Sehnsucht, Rills Feldpostbriefe (überkritisch) madig zu machen, während Du in Sachen Irlmaier (unkritisch) nach jedem welken Strohhalm greifst, um ihm doch noch irgendwie authentische Schauungen zuzugestehen?
Da steht im Augenblick eine Intuition dahinter. Normal kann ich mich auf die verlassen. Aber letztliche Sicherheit habe ich natürlich nicht.
An den Feldpostbriefen ist irgendetwas nicht koscher. Die Rill'sche Geschichte mag stimmen, aber als die 'Prophezeiung' zu ihm gelangte, war sie bereits ein Sammelsurium, eine Verfertigung (wie das Lindenlied), meinetwegen in ihrer Anordnung gerne aus dem Augenblick (des Gesprächs) geboren. Kann durchaus sein, dass auch echte Schauungen in den Textinhalt eingeflossen sind. Aber eine Schauung der Form "steht's an der Jahreszahl 4 und 5, wird Deutschland von allen Seiten zusammengedrückt", die gibt es einfach nicht.
Emrich-Rill ist keine 'connection', das war vielleicht der falsche Ausdruck - es ist zunächst nur eine Parallelität (drei Kriege 'in einem Jahrhundert', dabei zuletzt die Russen, und die nur kurz). Das ist ein Fall, wie er in den letzten Tagen hier diskutiert wurde: Ähnlichkeiten, die an Abschreiben denken lassen, was man aber hier gern ausschließen möchte. Also ein kurioser Zufall von Ähnlichkeit? Aber woher hat der 'Fälscher' Emrich diese Idee (mit den drei Kriegen). Und woher hatte sie der Franzose (drittes Weltgeschehen)? Bitte nicht auf die Dreifaltigkeit verweisen ...
Umgekehrt ist meine Intuition bei Irlmaier. Man kann ihn noch so zerrupfen - er hat dennoch einige Dinge 'gesehen', die weltwendemäßig relevant sind. Offensichtlich hat er Bilder des "dritten Geschehens" erhascht, bezeichnet es aber nicht so (hätte er doch machen können ... da er doch offensichtlich auch von Rill abhängt ...!). Ich denke mir, dass er bei seinen ersten entsprechenden 'Gesichten' noch gar nicht wußte, um was es ging.
Eine direkte Frage deshalb: was hältst Du vom Bericht Konstantins (in 'Nach der Sintflut', 1986)? Ist zwar spät erschienen, liegt aber im berichteten Ereignis noch vor dem ersten Hype um Irlmaier - wenn die Geschichte wahr ist, war es also ein Besuch Ende 1948. Damals hat K.v.B. für die Neue Revue geschrieben. Ein Journalist ...
Ich halte es für gefährlich, ein Bild von Irlmaier und seinen Aussagen allein aufgrund der alten Zeitschriftenveröffentlichungen zeichnen zu wollen. Irlmaier war außerdem kein Prophezeiungsforscher und hat gewiss nicht alle diesbezügliche Literatur verschlungen, die es seinerzeit gab. Ich denke nicht, dass er überhaupt viel gelesen hat. Und bei allem, was man nun Berndt entgegenhalten kann, so hat er sich wenigstens um 'oral history' und um den zeitgeschichtlichen Hintergund bemüht. Methodisch gesehen ist die Befragung in jedem Fall geboten, solange Zeitzeugen oder Nachfahren noch leben (zunächst waren das vier Töchter, ein Sohn, ein Adoptivsohn - diese Generation aber wohl bereits verstorben; die jüngste Tochter wäre jetzt 77).
Ich kann absolut ohne Rill und ohne Irlmaier leben. Aber wenn ich mich mit ihnen beschäftigen würde, wäre das eben Gesagte meine Ausgangsbasis: (1) an den Feldpostbriefen muss man noch ein wenig klopfen, und (2) Irlmaier hat auch weltwendemässig eine gewisse Substanz, die es wieder einzufangen gilt.
Noch was zum Ausgangstext, den ich in die Diskussion gestellt hatte: die Formulierungen Irlmaiers zum (Schauungs-?) Ereignis "herunten ist es aper" ... lassen sich meines Erachtens nicht auf Jahenny zurückführen. Trotzdem herzlichen Dank für die Einstellung des Scans. So macht das Arbeiten an den Texten Spass!
Viele Grüße an alle!
randomizer
Herzliche Grüße zurück von Sagitta